Orgelsuche

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23.07.2021 22:33
#31 RE: Orgelsuche
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@Choralbass/Mike:

Zitat: "ich sehe mich zu 80% als (zukünftiger) Intonierer und zu 20% als Spieler. In dieser Hinsicht bin ich wohl das genaue Gegenteil von ihr (und als Rentner kann ich mir das auch zeitlich leisten).

Damit ist natürlich die Physis-Orgel genau richtig für Dich! Du kannst Dir eben innerhalb der Anzahl möglicher Register Deine ganz spezielle Wunschorgel "bauen" und Du hast die Zeit bzw. keine zeitlichen Zwänge, die häufig Tätigkeiten "zerhacken", für die man einfach mal fünf Stunden am Stück einen freien Kopf braucht.


@UlrichDu:

Diese Bedenken über nicht klingende Register kann ich gut nachvollziehen, denn genau deswegen waren mir Intonationsoptionen einst auch selbst so wichtig. Und wenn Du damit meinst, einige wenige (!) einzelne Register anpassen oder auswechseln zu können, UND Du Dir sicher bist, dass Du dann mal einen Monat Deine Freizeit auch wirklich prioritär dafür aufwenden kannst, dann erscheint mir das auch nicht unrealistisch.

Das Auswechseln von Stimmen funktioniert im übrigen ja auch bei der Klassik 226 und den mit ihr verwandten Gloria- und Johannus-Baureihen (allerdings nur mit Intonat-Software und somit erheblich mehr Aufwand). Nach meiner Erfahrung siegt allerdings irgendwann der Pragmatismus und man "hört" über manches einfach hinweg, wenn die zeitliche Alternative "intonieren ODER spielen" lautet. Und genau dies hätte ich vor dem Orgelkauf niemandem geglaubt oder auch nur für möglich gehalten!

Eine ganz eigene Orgeldispo zu basteln, hat sich für mich dagegen als unrealistisch erwiesen und würde ich für normale ArbeitnehmerInnen nur bei Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens o.ä. günstigen Bedingungen uneingeschränkt empfehlen.

Bei der Optimus würde ich wie gesagt mit einem Expander arbeiten und den nutzen, um ggf. weniger gefallende Einzelstimmen durch Expanderstimmen "anzureichern" oder "einzufärben". Aus meiner Sicht wäre der Vorteil, dass man schnell ein zufrieden machendes Ergebnis bekommt und so auch sehr einfach noch eine Fülle zusätzlicher Klangoptionen bekommt (die man bei der Concerto sich jeweils erst in eine Disposition basteln müsste). Das wäre für mich dann mehr value for money -- dabei aber immer unterstellend, dass mir die Optimus (oder welches Modell auch immer) zu 90 Prozent klanglich wirklich gefallen würde!


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23.07.2021 23:13
#32 RE: Orgelsuche
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Zitat von Laurie 3.0 im Beitrag #31
@Choralbass/Mike:

Zitat: "ich sehe mich zu 80% als (zukünftiger) Intonierer und zu 20% als Spieler. In dieser Hinsicht bin ich wohl das genaue Gegenteil von ihr (und als Rentner kann ich mir das auch zeitlich leisten).

Damit ist natürlich die Physis-Orgel genau richtig für Dich! Du kannst Dir eben innerhalb der Anzahl möglicher Register Deine ganz spezielle Wunschorgel "bauen" und Du hast die Zeit bzw. keine zeitlichen Zwänge, die häufig Tätigkeiten "zerhacken", für die man einfach mal fünf Stunden am Stück einen freien Kopf braucht.

Naja, eher hier mal zwei Stunden und da mal zwei Stunden. Sicher, auch mal 5 Stunden am Stück, das aber eher seltener.

Gerade wenn es darum geht Register einer konkreten Orgel nachzubasteln hat man sehr viele direkte Vergleiche und nach einer gewissen Zeit muss man einfach abschalten, sonst spielt einem das Gehör Streiche. Also lieber immer wieder eine Ohrenpause einlegen. Ausserdem, gut Ding will Weile haben, wir sind hier alle nicht auf der Flucht..

Ein Punkt, der für mich ganz klar für Physis spricht und gegen Expander: hat sich die Mühe erst einmal gelohnt und hat man brauchbare Ergebnisse, dann kann man dieses mit Anderen teilen. Bei einem Expander geht das nicht (denn wer hat schon den gleichen Expander).

liebe Grüsse, Mike


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24.07.2021 06:44
#33 RE: Orgelsuche
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Moderator

Lieber Mike,

ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg. Am Ende wird ein Ergebnis stehen, mit dem Du zufrieden bist. Und das ist das Entscheidende.

LG
Michael


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24.07.2021 08:24
avatar  Opus121
#34 RE: Orgelsuche
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Zitat von UlrichDu im Beitrag #21
Danke für den Hinweis. Dazu die, vielleicht dumme Frage, wie hast du das gemacht? Via Editor oder?
LG Ulrich

ich habe diese "Registerbausteine" bei der Bestellung der Orgel angegeben. Generell basiert das Instrument auf der Länderausführung Frankreich Viscount Ouverture 468cc.


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24.07.2021 09:06
#35 RE: Orgelsuche
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Administrator

In der Tat: Das unkomplizierte Registerwechseln über Orgelmenü möchte ich nicht mehr missen!
Diese Möglichkeit hat jedoch nicht vorrangig mit Physis zu tun, sondern mit der Firmenphilosophie von Viscount.
Viscount ermöglichte schon zu Zeiten der inzwischen recht angegrauten Vivace-Serie den Zugriff auf die Schattenregister via Orgelmenü. Komfortabler gehts nicht.
Johannus dagegen verlangt dafür seit jeher den angeschlossenen Laptop/PC und die - meiner Erfahrung nach - extrem leicht irritierbare Software INTONAT. Die Arbeit mit Intonat war für mich vom Anfang bis zum Ende frustrierend: Bis der Laptop überhaupt mit der Orgel sprach (und umgekehrt), konnte schon ein beachtliches Maß an Zeit verstreichen. Auswählen von Ports, oftmals nach dem Trial&Error-Prinzip, nicht funktionierende Treiber, Fehlerquelle Kabel (wo genau schließe ich es nun an?) usw. usf. Sodann nicht zu vergessen die ungezählten Abstürze, trotz Hochladen der fertigen Intonation nicht hochgeladene Intonationsfeinheiten, unkalkulierbares Zurückspringen längst anderweitig eingestellter Werte... So erging es mir mit Intonat. Dazu noch die orthopädisch schädliche Haltung durch den auf der Orgelbank stehenden Laptop. Nach dem Intonieren mit Intonat brummte mir regelmäßig der Schädel und die Wirbelsäule schmerzte.
Nein danke, das möchte ich mir nie wieder antun.

Doch wie gesagt: Mit Physis hat das nichts zu tun. Auch die Chorum/Optimus, ebenfalls aus dem Hause Viscount, ermöglicht einen unkomplizierten Registertausch via Orgelmenü. Auch meine alte Roland C-330 besaß dieses Feature.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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24.07.2021 09:39
#36 RE: Orgelsuche
Ul

Guten Morgen,
Genau diese Erfahrungen habe ich mit Intonat auch gemacht. Komfortabel ist das nicht. Irgendwann war dann auch die Lust weg.
@Opus 121: Du bist ja offensichtlich glücklicher Eigentümer der Concerto 468CC.
Ganz soweit wollte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen, obwohl es wirklich tolle Instrumente sind. Bei mir ist definitiv bei der Concerto 350 Schluss und da hätte ich gerne die Septime. Da ja im Wohnzimmer bereits eine Pfeifenorgel steht, möchte ich den Familienfrieden nicht überstrapazieren.
LG Ulrich


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24.07.2021 09:52
#37 RE: Orgelsuche
tr

Hallo Gemshorn,

Zitat von Gemshorn im Beitrag #35
Auch die Chorum/Optimus, ebenfalls aus dem Hause Viscount, ermöglicht einen unkomplizierten Registertausch via Orgelmenü.


meines Wissens ist dies nicht korrekt. Die Vivace/Cantus hatte eine Schattenregisterbibliothek, die Chorum/Optimus jedoch nicht. Es lassen sich bei den größeren Modellen lediglich die Orchesterstimmen austauschen.

Viele Grüße
Trompetendulzian


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24.07.2021 10:00
#38 RE: Orgelsuche
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Administrator

Danke für den Hinweis! Ich entsinne mich nun dunkel, dass die Optimus fixe Dispositionen hat. Was bleibt, ist die Anpassbarkeit der Lautstärke pro Register.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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24.07.2021 10:23
#39 RE: Orgelsuche
tr

Mir kam gerade noch ein Gedanke: Vielleicht sind auch die Content-Modelle Celeste 340 oder Cantate 346 einen Blick und ein Probehören wert? Die Celeste ist preislich vergleichbar mit der Optimus und bietet laut Datenblatt im Vergleich wesentlich mehr Anpassungsmöglichkeiten.
Hier im Forum ist Content nicht sehr verbreitet, aber Ausprobieren schadet ja nicht.

Viele Grüße
Trompetendulzian


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24.07.2021 10:43 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2021 10:44)
avatar  Aeoline
#40 RE: Orgelsuche
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Zitat von trompetendulzian im Beitrag #39
...Vielleicht sind auch die Content-Modelle Celeste 340 oder Cantate 346 einen Blick und ein Probehören wert?

Naja - an Content scheiden sich schnell die Geister... - Gehäuse und Verarbeitung sind Top! - die Klangqualität findet hierzulande nur wenige Freunde...

Die Cantate 346 ist schon ziemlich angestaubt. Als ich in 2011 auf Orgelsuche war, gab es das Modell schon - und sie war in meiner Auswahl unter den letzten vier. Zu der Zeit gab es noch keine Gloria Concertos und die Physis-Modelle hatten gerade mit Version 1.7 einen klanglich großen Schritt aus den bescheideneren Anfängen gemacht...

Also die Content Modelle polarisieren sehr schnell. Bei Kisselbach sagte man mal zu mir: Es gibt Kunden, die setzen sich dran, spielen und kaufen sofort. Andere Kunden setzen sich dran, spielen und setzen sich nie wieder dran. Dazwischen gibt es kaum etwas...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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24.07.2021 10:47
#41 RE: Orgelsuche
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Administrator

Hihi. Ich gehöre zu einer dritten Gruppe: Setze mich wirklich jedesmal voll Neugier an eine Clavis oder Celeste, eigentlich sehr offen dafür, mich in den Klang zu verlieben. Leider scheitere ich mit diesem Ansinnen jedesmal; in meinen Ohren fehlt dem Klang von Content fast alles, was ich am Orgelklang mag. Die Flöten klingen für mich steril, die Prinzipale ebenfalls - die Mixturen unspektakulär und nicht nach dem, was ich mir unter einer silbernen Klangkrone vorstelle.
Zum Reinhören finden sich hier einige Klangbeispiele: Content Celeste


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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24.07.2021 11:09 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2021 19:37)
#42 RE: Orgelsuche
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Moderator

Zitat von Gemshorn im Beitrag #41
Ich gehöre zu einer dritten Gruppe


Da sind wir schon zwei. Ich versuche auch immer, diesen sehr schön verarbeiteten und optisch/ästhetisch sehr stimmigen Instrumenten positive Klangerlebnisse abzuringen - und scheitere regelmäßig.
Ich besitze ja seit 17 Jahren einen Content-Expander, den 440 mit 31 Stimmen und dem damals großen Arbeitsspeicher, der zwölfstimmige Akkorde in organo pleno erlaubte. (Ich verwende sehr bewusst nicht den Begriff "Polyphonie", weil er schlicht falsch ist, da er im Sprachgebrauch der Musiker etwas völlig Anderes meint.)
Als ich den Expander kaufte, um meine Opus 30 (mit der alten, sehr mangelhaften Disposition) zu ergänzen, war er klanglich "state of the art". Und immer, wenn ich an eine aktuelle Content gerate, frage ich mich, warum da zwischenzeitlich "nichts passiert" zu sein scheint. Mein Content-Expander sitzt nur noch auf der Reservebank, von den Hoffrichters, Ahlbörnern und dem Viscount CM 100 dorthin verdrängt.
Ich nutze ihn nur noch, um einem interessierten Hörer zu demonstrieren, welchen Sprung die Qualität des Samplings im Zeitraum von der Jahrtausendwende bis dato gemacht hat.
Ich entsinne mich, dass vor einigen Jahren mal eine neue Fünfmanualige in Baunatal zu betasten war. Aeoline und ich haben uns voller Erwartung auf diese Orgel gestürzt - immerhin das damalige Top-Modell des Hauses und die einzige Fünfmanualige "von der Stange" am Markt.
Unabhängig voneinander waren wir beide sehr enttäuscht. Das Gerät wollte einfach nicht so spektakulär klingen, wie es der Spieltisch versprach. Da passte nix so richtig zusammen ... jedenfalls für meine Ohren.
Content bedient m.E. klangliche Vorlieben, die in den Niederlanden weit verbreitet sind - und hat da wohl seinen primären Markt.

Ich will mit meinen Erlebnissen natürlich niemandem den Versuch madig machen, ein eigenes Urteil über die aktuellen Contents durch Probespiel zu fällen.


LG
Michael


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24.07.2021 12:07 (zuletzt bearbeitet: 24.07.2021 12:07)
#43 RE: Orgelsuche
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@ Wichernkantor:
"Ich entsinne mich, dass vor einigen Jahren mal eine neue Fünfmanualige in Baunatal zu betasten war. Aeoline und ich haben uns voller Erwartung auf diese Orgel gestürzt - immerhin das damalige Top-Modell des Hauses und die einzige Fünfmanualige "von der Stange" am Markt.
Unabhängig voneinander waren wir beide sehr enttäuscht. Das Gerät wollte einfach nicht so spektakulär klingen, wie es der Spieltisch versprach."

Diesen Eindrücken und Erfahrungen von Dir und Gemshorn kann ich mich nur anschließen.
Ich war damals in Baunatal auch dabei, als diese äußerlich sehr spektakulär daherkommende fünfmanualige Content mit den auswechselbaren "Schweizer Käse"-Registerbeschriftungsbrettern (eigentlich eine gute Idee) ausführlich in Augen-, aber vor allem in Ohrenschein genommen wurde...
Auch mein Eindruck in klanglicher Hinsicht war:
Ganz nett, aber vom Hocker haut's mich nicht...

Von der Johannus-Intonat-Philosphie und der Arbeitsweise damit habe ich zwar keine Ahnung, aber das, was ich hier so lese, reißt mich auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin...



Da muß ich wirklich ganz ehrlich wieder einmL sagen, daß ich bei den Viscount-Physis-Orgeln mit der Klangqualität und den vielen, flexiblen Möglichkeiten in Sachen Disposition und Intonation (auch wenn da noch ein paar Wünsche offen bleiben, dies aber auf hohem Niveau) mehr als zufrieden bin...

Herzliche Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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24.07.2021 13:08
avatar  Aeoline
#44 RE: Orgelsuche
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Hallo UlrichDu,

alles, was meine Vorschreiber geschrieben haben, stimmt ganz genau. Ich möchte auch mal meine Erfahrungen und Gedanken beisteuern, weil ich bei Deinen Fragen und Gedanken sehr oft Parallelen zu mir selbst entdeckt habe, als ich vor 10 Jahren auch vor der Frage stand, ob eine Physis-Orgel gekauft wird...

Außerdem möchte ich damit unterstreichen, dass z.B. Laurie's, Gemshorn's und Trompetendulzian's Äußerungen auf gar keinen Fall Einzelwahrnehmungen sind...

1. Muss ich bei Physis überhaupt intonieren?
Natürlich nicht. Du bekommst ja schließlich kein Vierkantholz und musst daraus selber eine reich ornamentverzierte Säule schnitzen. Die vier Styles sind von Leuten, die deutlich mehr Ahnung von der Materie haben als ich, zusammengestellt und klanglich abgestimmt worden. Wie MagisterPerotin schon schrieb: Der Style "von der Stange" vermag es zu begeistern "wie er ist".


2. Der Physis-Intonateur "Extra light" - Level 1
Ihm gefallen einzelne Stimmen der Dispo nicht besonders und er tauscht mit den Bordmitteln der Orgel den "Prinzipal 8A" im Hauptwerk gegen den "Prinzipal 8B" aus, weil der ihm besser gefällt. Spricht man hier schon von "intonieren"?


3. Der Physis-Intonateur "Light" - Level 2
Ihm gefällt keiner der 8'-Prinzipale so richtig. Also beginnt er - zusätzlich zu Level 1 - mit den Einstellungsmöglichkeiten der Bordmittel der Orgel den für ihn schönsten der nicht-schönen 8'-Prinzipale noch schöner zu machen.


4. Der Physis-Intonateur "Junior" - Level 3
Bis hierhin ist man dem "Dogma" der "Standarddisposition" unterworfen. Die vier Styles - so schön sie auch seien - folgen eben alle der einheitlichen Vorgabe von Fußlage und Stimmenfamilie je Wippe. Das hat Vorteile (Beschriftung stimmt immer - Setzer funktionieren immer - Crescendo auch...) aber auch Nachteile. Man kann eben den heißen Wunsch nach einem zweiten labialen 16er im Hauptwerk ebenso wenig erfüllen, wie den nach der dritten 8'-Zunge im Schwellwerk.

Er setzt nun den Editor ein (den man unbedingt beim Kauf gleich mit im Paket ordern sollte - falls man sich selbst mindestens im Level 3 sieht...) und ist so in der Lage - zusätzlich zu den Optionen von Level 1 und 2 - das Standard-Dogma aufzubrechen und alle in der Bibliothek (das ist die Viscount-Unico-Bibliothek... - eine Gloria-Concerto-Bibliothek weicht ab und ich habe sie nicht...) vorhandenen Stimmen (auf beliebige Wippen) zu legen.

Hier kommt ein weitere Aspekt der Physis-Orgeln zum Tragen - zumindest derer mit Registerwippen: Die Anpassung der Registerbeschriftung an die individuelle Disposition (siehe auch die entsprechenden Threads in diesem Forum zu eben diesem Problem...) ist relativ leicht und kostengünstig aber dennoch professionell lösbar: Die Registerschildchen kann man für einen Euro in Blanko bestellen und heutzutage mit geringem Aufwand durch laserbedruckte, abriebfeste, selbstklebende Transparentfolie individualisieren. Durch die Möglichkeit, die Setzerkombinationen separat abzuspeichern (Bordmittel) können auch die Setzerbänke und das Crescendo auf die individuelle Disposition leicht angepasst und abgespeichert werden.


5. Der Physis-Intonateur "Senior" - Level 4
Ihm genügen auch die Möglichkeiten der Level 1 bis 3 nicht. Er will oder muss z.B. die Lautstärke eines einzelnen Tons eines Registers anpassen um stehende Wellen zu eliminieren oder Auslöschungen zu umgehen. Außerdem liebt er es, Register in bestimmten Lagen künstlich zu verstimmen oder deren Lautstärkeverlauf seinen Vorstellungen anzupassen. All das geht nur mit dem Editor.


6. Welchen Level strebst Du an?


Ich habe viele von den Leuten hier im Forum in den letzten 10 Jahren persönlich kennen und -schätzen gelernt und außerdem zum Teil viele Stunden an der Orgel mit ihnen verbracht. Von denen erreichen vielleicht ein halbes Dutzend den Level 4. Ich zähle mich ausdrücklich nicht zum Level 4 - Intonateur, denn dafür musst man "richtig Ahnung" von Orgelpfeifen und den klanglichen Möglichkeiten haben. Auch die Abhängigkeiten einer Änderung an dem einen Register auf den Zusammenklang mit dem anderen Register muss man einschätzen und beurteilen können.

Ich bilde mir ein, ein deutsches Krummhorn von einem französischen Chromorne am Klang unterscheiden zu können. Einen deutschen Prinzipal gegen das englische Diapason? - das überfordert mich bereits...


Hier im Forum gibt es aber Freaks (Namen sind dem Verfasser bekannt...), die beim Klang eines Prinzipal 8 nicht nur die Herkunft, sondern meist auch die Herstellungsperiode oder sogar den Orgelbauer heraushören. Einige können sogar sagen, ob der Intonateur am Intonationstag morgens mit dem linken oder rechten Bein aufgestanden ist. Diese Leute wissen, WELCHEN Parameter sie in WELCHE Richtung WIE STARK verändern müssen, um den gewünschten Effekt zu erzielen - und probieren nicht wild drauf los, wie ich das mache...

Also - welcher "Intonateur-Level" könnte Dein Ziel sein in den nächsten Jahren? - davon abhängig solltest Du (auch) die Intonations-Möglichkeiten der Orgeln untersuchen.
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Laurie hat geschrieben, dass die Intonation viel Zeit in Anspruch nimmt. Recht hat er. Es hängt halt davon ab, in welchem Level Du Dich siehst. Bei 1 und 2 ist der Aufwand deutlich geringer als in 3 und besonders in 4, weil in den beiden letzten Leveln eben auch die Beschriftung und die Setzer angepasst werden sollten (müssen). Also die Bandbreite des Zeitaufwands ist beim "Intonieren" seeehr groß.

Du hast von der "Angst" geschrieben, irgendwann an Deiner Orgel zu sitzen und die ein oder andere Funktion oder Eigenschaft einer anderen Orgel zu vermissen, die Du beim Probespiel auch unter den Fingern hattest. Genau diesen Gedanken kann ich so gut verstehen... - eben diesen hatte ich auch...



Da hilft eben nur: spielen, hören, spielen, ausprobieren, spielen, hören, spielen, hören, ausprobieren, spielen... und dann die Entscheidung treffen. Ich kann glücklicherweise sagen, dass ich die richtige Entscheidung damals getroffen habe. Der schönste Spieltisch ist es zwar nicht geworden, aber die Manubrien der Johannus Rembrandt 350 vermisse ich heute nicht. Hätte ich die Rembrandt gekauft und damit auf die Möglichkeiten der individuellen Disposition verzichtet, hätte mich das in den letzten 10 Jahren vermutlich sehr oft geschmerzt... ("Hätte ich doch...")

Blöd ist halt nur, dass man das vorher nicht weiß...


Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn Du in den Tiefen Deines Herzens nicht schon eine Entscheidung für das ein oder andere Modell getroffen hast und hier nur noch die Bestätigung suchst... - dann empfehle ich eine neutrale Nutzwert-Analyse. Bei Interesse kann ich Dir die Kategorien aus meiner Auswahlperiode zur Verfügung stellen. Falls Du (noch) in der Lage sein solltest ("Herzens-Entscheidung" ist noch nicht getroffen...) diesen Kategorien OBJEKTIVE Beurteilung der in Frage kommenden Instrumente zuzuordnen, sagt Dir Excel ganz genau, welche Orgel "realistisch und nüchtern gesehen" für Dich die Richtige ist...

Wünsche weiterhin viel Erfolg bei der Auswahl...

VG
Aeoline

P.S. - ja - ich weiß, ich habe alles in der maskulinen Form geschrieben. Bitte alle "Intonateusen" nicht entsetzt zu sein... - natürlich gibt es unter allen Intonateuren auch hervorragende Intonateusen...


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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24.07.2021 20:56
#45 RE: Orgelsuche
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@Aeoline

Deine hervorragenden und umfassendsten Ausführungen kann ich, vor allem auch was die Verwendbarkeit der vier werkseitig vorhandenen Orgelstile betrifft, anhand eines praktischen Beispiels bestätigen:
Als ich im November 2017 eine gebrauchte, gut gepflegte Concerto 350 für eine Kapelle im Rheingau besorgt hatte und diese beim Verkäufer probespielte, war ich über das, was ich da hörte, erst einmal erschrocken! DAS soll der sagenhafte Physis-Klang sein!?
Nach einer gewissen Zeit des Probierens kam mir die Erkenntnis, daß der - verstorbene - ursprüngliche Besitzer, sagen wir einmal: sehr individuell mit den vorhandenen Intonationswerkzeugen verfuhr...
Ein Druck auf den Reset-Knopf, und die Klangwelt war wieder werkseingestellt in Ordnung!
Mit diesen vier Einstellungen, weil sich von den dort praktizierenden Organisten keiner mit individuellen Intonationen und Dispositionen befassen möchte, erklingt die Orgel, und dies "nur" mit der internen Abstrahlung, in der Kapelle nunmehr seit über drei Jahren zur großen Zufriedenheit der Spieler und Hörer...

Viele Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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