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Mein neues Cantorum Duo Plus Set - Teil I
Mein neues Cantorum Duo Plus Set - Teil I: Vorüberlegungen, Kauf und Lieferung
Seit inzwischen 7 Wochen steht mein neues, zweimanualiges Sakralkeyboard Viscount Cantorum Duo Plus W (mit holzbelegten Tasten) im Set mit Ständer, Midi-Pedal und Orgelbankbank in meinem Orgelzimmer und ich möchte von meinen bisherigen Erfahrung kurz berichten.
Die Vorgeschichte des Kaufes habe ich im Faden "Orgeln am Strand... ???" (klick) geschildert. Ich war auf der Suche nach einem flexiblen, modularem System, das aber auch gut klingen sollte - jedenfalls so gut, dass ich gerne übe. Recht schnell stieß ich auf das im Set angebotene Cantorum Duo Plus. Da ich nicht einfach so davon ausgehen kann, dass ich das neue Instrument wieder 18 Jahre hier im Haus nutze, schien mir das Set eine gute Idee, abgesehen von der Möglichkeit, das Sakralkeyboard flexibel auch außer Haus einsetzen zu können. Wichtig für meine Vorüberlegungen waren der Bericht von Wichernkantor (+) (klick), aber auch die Rezensionen bei Thomann (klick) sowie die Hinweise im o.g. Faden habe ich genau gelesen.
Wie meine bisherige Orgel, eine Gloria Klassik 230, habe ich auch die neue bei der Firma Kisselbach gekauft. Nachdem Kisselbach inzwischen eine Filiale in der Hamburger Speicherstadt eröffnet hat, konnte ich das Instrument diesmal in der 2 Maihälfte auch regulär probespielen. Für Beratungsgespräch und Probespiel habe ich mir gut 1 1/2 Stunden Zeit genommen. Die Beratung durch den sympathischen David Kisselbach empfand ich als professionell, hilfreich und fair. Vor- und Nachteile wurden klar benannt und es gab keine Versuch, mich zu etwas Teurerem zu überreden. Nachdem ich auf den Hinweis, dass das Sakralkeyboard im Vergleich etwa zur Optimus evtl. etwas schwach im Bassbereich sei, darauf verwiesen habe, dass ich ein Dave 8 Roadie mit Subwoofer neben der Orgel stehen hätte, meinte Herr Kisselbach, dass der Nachteil damit ja ausgeglichen werden könne. Übrigens hatte mir die Fa. Kisselbach, mit der ich schon im April Kontakt aufgenommen hatte, im Vorfeld auch angeboten, das Sakralkeyboard im Rahmen eines Kaufs auf Probe per Post zu schicken, damit ich alles ausprobieren und mich auf meinen Hochzeitsauftritt vorbereiten könne. Nach Beratung in Hamburg hätte ich mich dann endgültig entscheiden können und Ständer, Pedal und Bank wären nachgeliefert worden. Ein tolles und faires Angebot!
Gegenüber dem Standardmodell wurden dann auf meinen Wunsch bzw. meine Initiative folgende Modifikationen vereinbart:
Im Pedal wurde das Register Klarine 4' hinter den Oktavbass einsortiert und mit Gedacktbass 8' beschriftet. Eine entsprechende Stimme wurde aufgespielt, die originalen Stimmen der Klarine 4' sind weiter vorhanden.
Im 1. Manual wurde in gleicher Weise das Kornett III hinter die Oktave 4' eingeordnet, ein Schalter Spitzflöte 4' eingesetzt und eine entsprechende Stimme unter die Schattenregister unter Beibehaltung der originalen Stimmen hinzugefügt.
Weiter wurde dem Prinzipal 16' ein Subbass als Schattenregister zugefügt und dem Scharff III im 2. Manual ein Sifflet 1'. Damit stehen mir alle Register wie bei der Pfeifenorgel unserer Kirche zur Verfügung.
Um die Ähnlichkeit mit "unserer" Pfeifenorgel noch zu steigern, habe ich auch die Option der holzbelegten Tasten mit schwarzen Unter- und weißen Obertasten (TP8LW) gewählt.
Statt der einfachen Bank hätte ich gegen moderaten Aufpreis auch eine mit Notenfach haben können, allerdings in etwas anderem Design/Farbe. Im Hinblick auf einen evtl. notwendigen Verkauf des Instruments später einmal, habe ich davon aber Abstand genommen. So wichtig wie in der Kirche ist das zu Hause ja auch nicht. Ich habe wieder ein flaches Pedal gewählt, ein geschweiftes hätte keinen Aufpreis gekostet. Außerdem habe ich die Standard-Viscount-Tasche dazu geordert. Im Nachgang stellte sich heraus, dass mein alter Keyboard-Ständer das Sakralkeyboard zwar trug, da mir das aber für temperamentvolles Spielen (Dropkick Murphys!) etwas zu wackelig erschien, habe ich noch einen stabileren Ständer (klick) gekauft.
Der Aufpreis für die Veränderungen der Register war moderat und fair. Die Schildchen sind wohl dieselben wie die der Gloria Optimus und das interne Umkopieren der Schattenregister stellt wohl auch einen begrenzten Aufwand dar. Jedenfalls war diese Möglichkeit, die ich bereits im Vorfeld per E-Mail eruiert hatte, für mich ziemlich wichtig, da meine Übeorgel alle Registertypen "unserer" Pfeifenorgel aufweisen sollte. Der Aufpreis für die Tastaturen mit Holzbelag betrug 745 Euro.
Die Lieferung des Instruments erfolgte Ende Juni auf den Tag genau 18 Jahre nach Lieferung meiner ersten Orgel (Lieferzeit etwas mehr als 5 Wochen). Ich war in dieser Woche auf Dienstreise im Ausland, aber die beiden Mitarbeiter der Fa. Kisselbach haben alle Teile sauber installiert, nachdem sie die alte Orgel mit sehr viel Mühen die Treppe herunter und ins Wohnzimmer geschafft hatten, ohne Treppe, Wände oder die alte Orgel zu beschädigen. Ich bin sehr froh, dass der Transport nach oben und unten mit dem neuen Set kein Problem mehr darstellt. Ohne die Experten der Fa. Kisselbach würde ich das mit einer Digitalorgel in der Größe des alten Instruments nicht in Angriff nehmen wollen. Die alte Orgel habe ich übrigens einer Kantorei gespendet, die sie einem 11-jährigen begeisterten Orgelschüler zum häuslichen Üben zur Verfügung gestellt hat - für mich eine tolle Lösung.
Den Service der Fa. Kisselbach habe ich wie beim ersten Orgelkauf als sehr gut empfunden. In der Vergangenheit wurden alle meine Fragen zügig beantwortet (in der Regel am nächsten Arbeitstag per E-Mail) und auch jetzt hatte ich bereits eine Frage, die rasch beantwortet wurde. Die Fa. Kisselbach wäre für mich bei Digitalorgeln weiterhin absolut die 1. Wahl. Dass ohne Aufpreis die alte Orgel, die nicht in Zahlung gegeben wurde, die Treppe herunter ins Wohnzimmer transportiert wurde, habe ich als großes Entgegenkommen gewertet. Ansonsten hätte ich extra eine Umzugsfirma dafür beauftragen müssen. Also großes Lob an die Fa. Kisselbach von einem wirklich zufriedenen Kunden.
Mein neues Cantorum Duo Plus Set - Teil II: Handling des Sakralkeyboards
Dass es als modulares System kein geschlossenes, repräsentatives Gehäuse hat, störte mich von Anfang an eigentlich gar nicht. Als praktisch habe ich gleich die Ablageflächen empfunden, die sich ergeben, weil der Ständer-Tisch über das Pedal geht, das Keyboard aber deutlich schmaler ist. Auch habe ich es als sehr praktisch empfunden, dass ich durch Verschieben von Pedal und Bank die gleichen Verhältnisse bzw. Abstände herstellen kann wie an der Pfeifenorgel, an der ich normalerweise spiele: Auf der nicht verstellbaren Bank sitze ich genau so gegenüber Pedal- und Manualtasten, wie in unserer Kirche (dort ist die Bank höhenverstellbar).
Es ist richtig, dass das Cantorum Duo mit seinen 20 kg nicht einfach zu handeln ist. Für den Transport benötigt man besser 2 Personen. Die werden schon gebraucht, um das Keyboard in der Tasche zu verstauen. Dies hat neben einem Tragegurt auch an beiden Enden je einen gut gepolsterten Handgriff, so dass man es zu zweit ganz gut transportieren kann. In meinem Kleinwagen passt es gerade so in den Kofferraum, aber natürlich auch auf die Rückbank. Das Dave 8 kann ich alternativ im Kofferraum oder auf der Rückbank verstauen. Einen Keyboard-Ständer im Karton kann ich auf das Cantorum Duo legen, die Tasten sind dabei durch Rahmen und Tasche gut geschützt.
Aufgrund der flachen Bauweise des Cantorum sind die Registerschalter liegend angeordnet und der Notenständer befindet sich hinter der Registerreihe. Dadurch muss man bei der Bedienung der Register etwas mehr aufpassen, vor allem beim Abstoßen sind die Wege länger. Beim Einsatz am Strand spielte das keine Rolle, da ich alle Registerwechsel auf Setzer programmiert hatte. Der Abstand von den Augen zu den Noten ist relativ groß (75 cm statt 60 cm in der Kirche oder bei meiner alten Digitalorgel). Das geht schon, aber evtl. werde ich beim nächster Gelegenheit meine "Orgelbrille" etwas anpassen lassen, die eigentlich für Bildschirmarbeit gedacht ist.
Der Notenständer mit dem Holzbrett ist sehr stabil, katholische Orgelbücher kann man jedenfalls bedenkenlos auflegen. Für die Hochzeit am Strand habe ich mir einen stabilen Karton zurechtgeschnitten, der die Höhe 29,7 cm hat (DinA4), um meine Notenbögen im Format 2 x DinA3 sicher auflegen zu können, so dass die Zuhörer sehen konnten, was ich gerade spiele, siehe auch hier (klick). Allerdings ist das Stahlblech, auf dem die Noten liegen, vorne nach oben gebogen. Das war am Strand mit den Notenbögen ganz praktisch, aber im Alltag mit Notenheften und -büchern erschwert das das Umblättern doch ziemlich. Ich werde daher eine Holzleiste o.ä. passend zurechtschneiden und einlegen.
Mein neues Cantorum Duo Plus Set - Teil III: Spielen und Klänge
Spielbereit ist das Instrument 37-38 Sekunden nach dem Einschalten. Aufgrund der flachen Bauweise des Cantorum sind die Registerschalter liegend angeordnet und der Notenständer befindet sich hinter der Registerreihe. Dadurch muss man bei der Bedienung der Register etwas mehr aufpassen, vor allem beim Abstoßen sind die Wege länger. Beim Einsatz am Strand spielte das keine Rolle, da ich alle Registerwechsel auf Setzer programmiert hatte.
Wie man auch auf den Fotos auf der Kisselbach-Homepage sehen kann, befinden sich in der Registerreihe nur die Register, für alles andere gibt es Daumenpistons/Buttons unter den Manualen: Koppeln, Tremulanten, Orchesterstimmen für Pedal und Manuale, Tuttiknopf, Auto-Pedal, ENC und "Löschknopf" sowieso. Der ENC-Button wird für die Programmierung des Schweller benötigt und ermöglicht die Regelung der Hauptlautstärke des Instruments mit Pedal. Schieberegler für Gesamtlautstärke und Hall befinden sich links unter den Pedalregisterschaltern, das Panel für Kontrolle und Programmierung der Funktionen befindet sich rechts neben der Registerreihe. Da ich dieses im Verhältnis zur Übezeit nur wenig nutzen werde, finde ich gut, dass es eher am Rande positioniert ist. Davon abgesehen: Die Verbindung mit Notebook über USB funktionierte auf Anhieb, so dass ich aufwändigere Programmierungen, soweit erforderlich, sicher per Notebook vornehmen werde, wobei auf diesem Weg anscheinend auch Funktionen zugänglich sind, die über das Panel nicht bedient werden können (z.B. Regeln der Lautstärke jeden Tones eines Registers).
Die holzbelegten Tastaturen spielen sich sehr, sehr angenehm. Ich habe sowieso den Verdacht, dass das Material der Tasten weniger wichtig ist als der Belag. Die Form der Tasten ist sicher wichtig, aber nicht materialabhängig, und spezifische Gewicht von Holz kann man auch mit anderen Materialien nachbilden. Aber was wir mit dem Tastsinn fühlen, ist eben doch die Oberfläche. Bei meiner Gloria Klassik hat sich die Oberfläche der angerauten Kunststoff-Tasten nach einigen Jahren spürbar geglättet. Das fühlte sich dann immer mehr nach Kunststoff an. Die Holzbeläge werden sich sicher durch das Spielen auch verändern, ich werde aber weiter Holzoberflächen berühren. Jedenfalls bin ich sehr froh, dieses Extra genommen zu haben, auch wenn das für eine Übeorgel vielleicht nicht so wichtig ist.
Die Möglichkeiten, die Klangfarben des Instruments zu modifizieren, erscheinen riesig. Zunächst sind bei jedem Register bis zu 8 Schattenregister hinterlegt. Beim Prinzipal 8' im 1. Manual finde ich etwa: Diapason, Geigendiapason, Gemshorn, Holzprinzipal, Ital. Prinzipal, Montre, Open Diapason sowie 2 verschiedenen Prinzipale, jeweils 8' natürlich. Unter den Mixturen: Furniture V, Mixtur III, 2 x Mixtur IV, Mixtur V, Plein Jeu IV, Scharf III, Terzmixtur VI. Weitere Mixturen befinden sich im 2. Manual als Schattenregister unter dem Register Scharff III, u.a. eine Progressio Harmonica 2-4f. Weil das oft thematisiert wird: Manche der Mixturen sind schärfer, andere sehr mild und man kann die Lautstärke jedes Registers ja auch einstellen. Ansonsten fand ich unter den Schattenregistern fast alles, was ich je auch an einer Pfeifenorgel unter den Fingern hatte, etwa Vox Humana, Trichterregal usw. Dass die einzelnen Register in den Manualen auf andere Plätze kopiert werden können, ist im Forum ja bekannt.
Unter den Orchesterstimmen finden sich 3 Zimbelsterne. Genutzt habe ich bei der Hochzeit am Strand aber Pauke, Trompete, Celesta und Streicher, die letzten beiden als spezielle Effekte für das Motiv von Davy Jones aus "Fluch der Karibik". Die Tasten des Keyboards sind übrigens anschlagdynamisch, wobei die Anschlagdynamik für jedes Register über Kontrollpanel oder via Software ein- oder ausgeschaltet und die Anschlagstärke gesteuert werden kann. So ist es möglich, beim Manualiterspiel die Pauke dem Pedal zuzuweisen und über Auto-Ped zu spielen. Drückt man die unterste Taste nur leicht, ist die Pauke nicht zu hören, schlägt man kräftig in die Taste, setzt sie laute Akzente. Das lieferte bei der Hochzeit schon einen coolen Effekt.
Die Gebrauchsanweisung des Editors habe ich noch nicht im Detail gelesen, aber die Möglichkeiten, den Klang eines Registers zu modifizieren, erscheinen riesig. Zum Glück klingt das Cantorum Duo Plus im Auslieferungszustand für meine Begriffe schon so gut, dass ich mich erstmal mit Auswechseln einzelner Register und Einstellen deren Lautstärke begnügen konnte. Es macht Spaß zu üben und zu spielen.
Insgesamt kann man 3 Pfeifensets oder "Orgeln" programmieren (und neu benennen), vorgegeben beim Kauf sind Barock, Romantisch, Symphonisch. Man kann diese abspeichern und wieder laden, dass man von Zeit zu Zeit "Orgeln" auswechseln oder für spezielle Einsätze vorhalten kann. Aber die Möglichkeiten von Physis (Plus) wurden hier im Forum ja schon genug beschrieben.
Die Abstrahlung ist erstaunlich kräftig. Im Hochzeits-Zelt am Strand (4x8 m², evtl. auch etwas größer, 70 Personen in engen Klappstuhlreihen) hätten die internen Lautsprecher eigentlich schon genügt. Zusammen mit meinem LD Dave 8 Roadie konnte ich schon einen ganz schönen Bereich des Strandes beschallen und auch die Bässe kamen ganz gut. Zu Hause verwende ich das Dave 8 bisher eigentlich kaum.
Zusammengefasst bin ich mit dem Kauf sehr zufrieden. Der Einsatz am Strand war ein voller Erfolg, mir macht es Spaß, darauf zu spielen, mit dem Klang bin ich zufrieden, ich habe mich da auf alle Fälle deutlich verbessert.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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