Warum klingt Physis über Kopfhörer schlechter?

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25.07.2021 12:17
#46 RE: RE:Warum klingt Physis über Kopfhörer schlechter?
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Zitat von Gemshorn im Beitrag #40
Ähnliches frage ich mich dann auch beim Kopfhörerverstärker: Welches Klangergebnis ist vom Hersteller intendiert? Was bedeutet Verzerrung? Was ist gemeint, wenn von Färbung die Rede ist?
Heißt das, das der Hersteller sich in der Auswahl der Hardwarekomponente geirrt hat? Dass er die eine oder andere Komponente an seinem Produkt als "weniger wichtig" erachtet und daher in der billigstmöglichen Ausführung eingebaut hat? Oder hat der Hersteller jedenfalls sein Augenmerk auf der Qualität ruhen lassen?

Ich habe einen ganz billigen Kopfhörer zuhause, gebraucht - ich glaube, unser PeterW sel. hat ihn mir vor vielen Jahren geschenkt. Er funktioniert, ich kann damit Orgelspielen. Berauschend klingt es nicht - aber ich habe mir auch nie die Mühe gemacht, eine eigene Intonation bzw. Audioeinstellung speziell für diesen Kopfhörer zu erstellen.
Ob mir ein deutlich teurerer Kopfhörer mehr Klanggenuss bescheren würde? Vielleicht. Aber vielleicht reicht es auch, wenn ich an den Orgeleinstellungen die richtige Schraube drehe.

Bei den Verzerrungen lassen sich linerare und nichtlineare Verzerrungen unterscheiden. Je höher diese sind, desto mehr leidet das Klangbild darunter. Zumal es sich ja mehr oder weniger direkt am Ohr abspielt, also schon ziemlich genau wahrgenommen wird. Aber dieses ist nur ein Kriterium von vielen.

Die Genauigkeit der Phasenlage spielt bei hohen Frequenzen eine entscheidende Rolle für die Richtungswahrnehmung. Im Extremfall ist es möglich mit dem Sitzplan in der Hand in einem Konzert zu sitzen und herauszuhören, auf welchem Platz jemand hustet. Das ist schon extrem, funktioniert aber mit der richtigen Ausrüstung durchaus. Das andere Extrem ist der Dampfradiosound. Irgendwo dazwischen spielt sich das übliche Hörerlebnis ab.

Dazu kommt noch die Farbe der Verfärbungen (weniger bei dem Verstärker, aber um so mehr beim Kopfhörere). Bei Rockmusik ist die meist unproblematisch, denn der Hörer weiss nicht, wie sich eine E-Gitarre anhören soll (also wie der Toningeneur sie abgemischt hat). Bei einer Stradivari ist es schon ein wenig andere, wenn man das Orginal kennt. Kennt man eine PO sehr genau, dann weiss man exakt, wie sie (an welcher Hörposition) zu klingen hat. Da hat man einen echten Maßstab. Man vergleicht 2 Kopfhörere miteinander und einer kommt näher an das Original heran als der andere.

Es ist natürlich einfacher, das Original zu vernachlässigen und zu entscheiden, welcher der beiden Kopfhörer subjektiv besser klingt. Man gewöhnt sich schnell an eine bestimmte Soundrichtung, sollte sich aber dessen bewusst sein, dass man mitunter meilenweit vom Original entfernt ist.

Ein genereller Schwachpunkt von Kopfhöreren ist die Basswiedergabe. Aber das vernachlässige ich mal an dieser Stelle, um meinen Beitrag nicht unnötig in die Länge zu treiben.

Liebe Grüsse, Mike


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