Live 3T: Ich habe es getan

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09.05.2020 12:41
avatar  Geigenprinzipal ( gelöscht )
#1 Live 3T: Ich habe es getan
Ge
Geigenprinzipal ( gelöscht )

Liebes Forum,

ich habe mir eine neue Orgel gekauft - und du bist schuld Seit einiger Zeit lese ich hier interessiert mit. Habe alle eure Posts zu Physis, Hauptwerk, Johannus LiVE, etc. verschlungen - und das hat mir wirklich weitergeholfen. Vielen Dank dafür!
In schlimmstenfalls 15 Wochen bin ich stolzer Besitzer einer Johannus LiVE 3T mit den Sets aus Amsterdam und Dresden.

Vielleicht geht es ja einigen, die hier lesen, so wie mir zuvor. Und für die, für alle anderen die es interessiert natürlich ebenso, möchte ich meine SUBJEKTIVEN Eindrücke schildern, die mich zu diesem Kauf bewogen haben.

1. Hautpwerk oder Physis?

Das war für mich die Mutter aller Fragen. Und glaubt mir: Ich habe wirklich alles zum Thema gelesen - und gehört. Bei allen Aufnahmen, die ich so bei Youtube aus den heimischen Wohnstuben gehört habe, klang Hauptwerk in meinen Ohren immer einen Tacken "besser", präsenter, originaler. Und immer dann, wenn ich gedachte habe, ich entscheide mich für eine Hauptwerk-Lösung, kam eine 1a intonierte Physis-Concerto um die Ecke. Um es mal mit einem bekannten Ostfriesen zu sagen: Und da waren sie wieder, meine drei Probleme...

Was mir relativ schnell klar war: Sollte es Hauptwerk werden, käme keine "Bastel-Lösung" infrage. Keine heraushängenden Kabel, wackelige Touchscreen-Monitore auf der Orgelbank, keine zickigen PCs, keine Programmabstürze, etc. Also habe ich den Markt nach allen möglichen Varianten abgesucht, die mir "anschalten, loslegen" ermöglichen - und dabei auch noch irgendwie nach "normalem" Orgelspieltisch aussehen. Und so landete ich irgendwann bei der LiVE-Serie von Johannus. Mir waren die Instrumente aber ehrlich gesagt im Vergleich zu gleichwertigen Instrumenten aus der Gloria- Physis-Serie zu teuer. Und da ich auch nicht auf einem Goldesel hocke... Nach vielem Hin und Her, griff ich irgendwann zum Hörer und rief in einem Orgelhaus in Baunatal an, verabredete einen Termin und fuhr hin. Jetzt sollten alle meine Zweifel beseitigt werden.

2. Der direkte Vergleich

Mit dem Reger unterm Arm und Maske auf Mund und Nase, wurde ich freundlich empfangen. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Ausstellung hatte ich alle Zeit der Welt, um viele Spieleindrücke zu gewinnen. Los ging es mit der Johannus LiVE 3P mit TP60LW. Und was soll ich sagen? Vom ersten Druck der Tasten an stimmte zwischen uns beiden die Chemie. Ich spielte und spielte und spielte. Dass zwischenzeitlich die Geschäftsführerin neben mir an der Bank stand, um mich etwas fragen zu wollen, habe ich überhaupt nicht gemerkt. So hatte mich der Spieleindruck mitgenommen. Als ich schließlich aufstand, um an der LiVE III Platz zu nehmen, dachte ich mir bereits: Das wird ne harte Nuss für Physis.

Mein Eindruck von der LiVE III war, entgegen meiner Vorstellung, etwas ernüchternd. Auf allen Videos und Bildern, die ich von ihr gesehen hatte, wirkte sie irgendwie Schrankwand-"majestätisch". Als ich nun direkt davor stand, war mein erster Gedanke: Die ist ja "klein".
Die LiVE III war im Vorfeld mein heimlicher Favorit. Aus der Ferne fand ich die Lösung mit den Displays unter den Registerzügen am besten durchdacht. Denn im Gegensatz zur 3P, die eine feste 52-Register-Disposition hat, wo dann etwa auf dem Registerzug Prinzipal draufsteht, aber je nach geladener Orgel etwa Montre drin ist, sehe ich auf den Register-Displays unter den Zügen immer den Originalnamen.
Hätte ich ohne Probespiel eine Wunschbestellung abgeben können, dann wäre es die LiVE III gewesen. Was mich an der III total irritiert hat, war dann eben genau diese Display-Lösung. Während bei Orgel 1 der Prinzipal oben links ist, ist er bei Orgel 2 mitte rechts, bei Orgel drei usw... Was ist jetzt Hauptwerk, was Schwellwerk? Ich habe lange gebraucht, um mich zurechtzufinden. Ich glaube, ich bin sogar einmal aufgestanden, um ein Register zu suchen. Es mag sein, dass das mit der Zeit schwindet und man sich prima zurechtfindet. Mein erster Eindruck war jedoch eher enttäuschend.
Klanglich fand ich die III jedoch besser als die 3P, wofür das bessere und teurere Soundsystem der III sorgt. Dennoch hätte ich zugunsten der Bedienerfreundlichkeit den Griff zur 3P gemacht.

Nachdem ich nun Johannus ausgiebig auf den Zahn gefühlt hatte, sollte es jetzt an die Concerto 350 gehen. Ich spielte sie in der Ausstellung mit der Holz-Klaviatur. Ein tolles Gefühl! Top-Verarbeitung. Aber, liebe Physis-Jünger, nehmt es mir nicht krumm: Vom Klang her hatte ich das Gefühl, 10 Jahre auf dem Zeitstrahl der DO-Entwicklung zurückgereist zu sein. Ganz ketzerisch gesagt: Meine alte Ahlborn DSirgendwas klang nicht bedeutend schlechter in meinen Ohren. Das mag der Intonation des Instruments vor Ort geschuldet gewesen sein. Und wenn ihr mich an einen eurer Physis-Tische bitten würdet, kämen sicherlich ganz andere Ergebnisse dabei raus. Es gibt nur leider keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Und so war klar: Das LiVE-Konzept klang für mich überzeugender. Ich spielte anschließend noch an der 355CC, deren Gehäuse in natura einen noch großartigeren Eindruck macht als auf Videos und Bildern! Aber auch da: Meine Ohren waren für Physis verloren.

Und während ich so überlegte, wie ich meiner Frau den Kauf der 3P am schonendsten beibringen könnte , grinste mich aus der Ecke die Gloria Nobilis 352 an. Sie arbeitet mit den Johannus-Samples und ist, bis auf einen größeren Serienumfang in der Ausstattung, zur 3T bau- und inhaltsgleich. Einzige Ausnahmen: Während die 3T immer 52 Register hat, egal ob das gesampelte Instrument nur 29 Register hat, kommt die Nobilis mit der Originaldisposition daher. Ebenfalls anders als bei den Johannus-Modellen sind vier feste Sets (Dresden, Paris, Norden, Leipzig) gespeichert, die auch nicht wechselbar sind.
Und während ich mich, quasi zur Überbrückung der Wartezeit auf den Hauspreis für die Ausstellungsorgel 3P, an den Spieltisch setzte, hatte ich einen eurer Kommentare im Kopf: Hosenbeinbeschallung Also erwartete ich wenig, drückte mit Silbermann in die Tasten und: WAHNSINN! Ich hatte den Eindruck, mitten in einer Klangwolke zu sitzen, deren Lokalisierung mir beim besten Willen nicht möglich war. Nichts zu hören vom typischen Hosenbeinbeschallungs-Effekt. Die Ambiance-Lautsprecher am Notenpult verrichten ihren Dienst unaufdringlich aber effektiv. Die seitliche Klangabstrahlung, wie bei der III, macht den Raum schön weit. Die Bässe empfand ich als raumfüllend und druckvoll. Kurzum: Ich war verliebt. Für mich vom Klang das überzeugendste Konzept.
Da mich die Möglichkeit, Samples nach meiner Wahl auch mal wieder auszutauschen, sehr gereizt hat, kam für mich die 3T eher in Betracht, als die Nobilis. Auch das Konzept von Johannus, jede Orgel mit 52 Stimmen anzubieten und dafür Register im Stile der Epoche dem Set hinzuzufügen, klang für mich schlüssig - und nicht zuletzt sehr schön! Puristen könnten an dieser Variante sicherlich Anstoß nehmen. Doch mir ist das Klangerlebnis in diesem Zusammenhang wichtiger als die Authentizität. Das spätere Probesitzen an einer leibhaftigen 3T hat den Eindruck dann 1:1 bestätigt.
Einziger Wermutsropfen: Die Nobilis ist von Kisselbach wirklich mit einer sehr feinen Serien-Ausstattung versehen worden. Um diesen Standard auch bei der 3T zu erreichen, muss man aus dem Johannus-Katalog noch im ordentlich vierstelligen Bereich nachlegen, angefangen bei den Klaviaturen, dem Pedal, den Pistons, etc...

Ich freue mich auf den Moment, wenn die 3T bei uns einzieht. Dann gibt es auch nochmal eine kleine Vorstellung und viele schöne Bilder. Nochmal danke an euch alle, ihr habt mich unwissenderweise weitergebracht.

Grüße

Geigenprinzipal

P.S. Sorry, dass es so lang geworden ist...


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09.05.2020 12:56
avatar  PM
#2 RE: Live 3T: Ich habe es getan
PM
PM

Wow, vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Nichts zu lang, aber interessant und lehrreich!

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen Orgel und obwohl ich ein "Physis junger" bin, kann ich Ihre Wahl voll und ganz verstehen, ich selbst habe lange gezögert.

LG PM

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik, auf ihm ruht und fuszt jeder wahre Fortschritt“  - Max Reger


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09.05.2020 14:31 (zuletzt bearbeitet: 09.05.2020 14:31)
#3 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Zuerst einmal ganz herzlichen Glückwunsch zum Kauf und viel Freude mit dem Instrument.

Zitat von Geigenprinzipal im Beitrag #1
Top-Verarbeitung. Aber, liebe Physis-Jünger, nehmt es mir nicht krumm: Vom Klang her hatte ich das Gefühl, 10 Jahre auf dem Zeitstrahl der DO-Entwicklung zurückgereist zu sein. Ganz ketzerisch gesagt: Meine alte Ahlborn DSirgendwas klang nicht bedeutend schlechter in meinen Ohren. Das mag der Intonation des Instruments vor Ort geschuldet gewesen sein.


Zuersteinmal: Ich will da keine alten Diskussionen wieder aufleben lassen, und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und es geht jetzt nur um meine subjektive Sicht.

Erst vor zwei Wochen war ich in Baunatal und saß auch an den Instrumenten der Live-Reihe und war persönlich davon eher ernüchtert. Mein Gedanke war eher, dass ich finde, dass die Gloria Concerto 350 für meine Ohren nach wie vor deutlich natürlicher klingt und ich habe nie an Physis rumgebastelt (das werden viele hier vielleicht nicht nachvollziehen können) aber ich kaufte damals die Orgel, weil mich klanglich die Intonationen die im Instrument drinsteckten total überzeugten. Ich fand beim Betasten die Live-Instrumente deutlich weniger ansprechend, für meine Ohren irgendwie so unklar und dunkel.

Ich will damit auf keinen Fall die Kaufentscheidung in Frage stellen, ich bin nur interessiert, weil unsere subjektiven Eindrücke offenbar so diametral gegensätzlich sind. Wir können ja nur froh sein über die breite Auswahl am Markt, die es ermöglicht jedem ein passendes Instrument zu bieten mit dem er oder sie glücklich werden kann.

Vielen Dank auf jeden Fall für die ausführliche Beschreibung des Entscheidungsprozesses. Das sind häufig für mich die spannendsten Posts.

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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09.05.2020 15:40
avatar  Geigenprinzipal ( gelöscht )
#4 RE: Live 3T: Ich habe es getan
Ge
Geigenprinzipal ( gelöscht )

Danke für die Glückwünsche!!! Das schöne ist: Wir haben alle Recht . Für den einen kann es nur Rotwein geben, für den nächsten Weißwein, der Dritte mag nur Bier. Ich wollte auch keine Systemdiskussion lostreten. Sondern ganz persönliche Eindrücke liefern. Denn auch mir gefallen diese hier im Forum immer am besten.


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09.05.2020 16:31
avatar  Aeoline
#5 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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So eine Entscheidungs- und Kauf-Geschichte wie die von Geigenprinzipal lese ich auch ganz besonders gerne. Es ist immer wieder beeindruckend, wie unterschiedlich die Geschmäcker, die Höreindrücke und die daraus resultierenden Kaufentscheidungen sind.

Solange jeder sein "Schätzchen" findet, ist doch alles wunderbar.

Herzlichen Glückwunsch zur LiVE 3T-Kaufentscheidung...


Du hast was von "15-Wochen Lieferzeit" geschrieben aber auch etwas über den "Hauspreis für das Ausstellungsinstrument". Bekommst Du nun eine "Neue" oder ein Vorführinstrument?

Die LiVE III hat mich seit ihrer Markteinführung (wir waren ja seinerzeit quasi zur in-Ohrenschein-Nahme noch vor dem offiziellen Launch von Johannus eingeladen worden...) immer begeistert. Eigentlich habe ich ernsthaft nur das ACC-Set gespielt. Die anderen nur mal so angetestet...

In der Tat fand auch ich die scheinbar willkürliche Anordnung der Registerzüge verwirrend. Es hätte mich aber nicht abgeschreckt, das Instrument zu kaufen. Sicher hätte ich mich nach kurzer Zeit damit arrangiert. Soooo viele verschiedene Orgeln hätte ich eh nicht gekauft.

Wie dem auch sei...

Ich wünsche Dir viel Geduld beim Warten und viel Erfolg bei den Diskussionen mit Deiner Frau... btw... Klärt man sowas nicht bevor man so eine Investition in ein Möbel macht?


Da habe ich es mit den viel leichter... - denen ist Größe, Marke und Farbe der Orgel egal. Auch ob Physis oder Sample oder Hauptwerk geht ihnen am Boppes vorbei. Hauptsache der Papa steigt irgendwann herunter und macht eine neue Dose Futter auf...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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09.05.2020 16:32
avatar  mvn
#6 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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mvn

Lieber Geigenprinzipal,

Gratuliere zu deinem Entscheid. Vor 6 Jahren haben mir die kompetenten Artikel im Sakralorgelforum zum Entscheid der Physis-Technologie verholfen.
Gewählt habe ich schliesslich die Gloria Concerto 234 DLX mit dem Editor (wertigeres Gehäuse zur reinen Laminat-Ausführung).
Damals war zum Thema Live noch nichts vorhanden. Heute würde ich diese Alternative ganz sicher in eine Evaluation einbeziehen.

Trotzdem bin ich nach 6 Jahren immer noch sehr glücklich mit meiner Concerto, dank der kompetenten Beiträge der Foristen.

6 Jahre Zufriedenheit mit der damals aktuellen digitalen Technik ist schon bemerkenswert - heute würde meine Entscheidung ev. anders ausfallen.

LG
Martin

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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09.05.2020 17:38
avatar  Geigenprinzipal ( gelöscht )
#7 RE: Live 3T: Ich habe es getan
Ge
Geigenprinzipal ( gelöscht )

Zitat von Aeoline im Beitrag #5
Du hast was von "15-Wochen Lieferzeit" geschrieben aber auch etwas über den "Hauspreis für das Ausstellungsinstrument". Bekommst Du nun eine "Neue" oder ein Vorführinstrument?


Ich habe ein neues Instrument bestellt. Und die schlimmste zu erwartende Lieferzeit sind derzeit laut Werk 15 Wochen. Die 3P hätte ich aus der Ausstellung kaufen können - mit entsprechendem Hauspreis.

Zitat von Aeoline im Beitrag #5
Ich wünsche Dir viel Geduld beim Warten und viel Erfolg bei den Diskussionen mit Deiner Frau... btw... Klärt man sowas nicht bevor man so eine Investition in ein Möbel macht?


Danke! Klar haben wir das vorher besprochen. Ich war hingefahren mit dem Hinweis, dass es bestimmt etwas "Kleineres" werden würde. Nun gut, die 3T hat auch den Preis eines mindestens gut ausgestatteten Kleinwagens. Aber sie ist nicht so hoch wie das Positiv . Alles gut, meine Frau freut sich mit mir.


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09.05.2020 18:49 (zuletzt bearbeitet: 09.05.2020 18:50)
avatar  SJL
#8 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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SJL

Herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung!

Bin seit 2017 im Besitz einer Live 2T, also der kleinen Schwester. Die 3T gab es damals noch nicht, und die Live III war mir einfach zu teuer und ich habe nebenbei auch, so wie du, mit dem Bedienkonzept gefremdelt.

Was soll ich sagen? Ich bin immer noch uneingeschränkt begeistert von dem Instrument, spiele vor allem das Silbermann-Set. Das klingt so, wie (für mich) Orgel klingen soll. Habe noch die Bätz/Utrecht als Alternative. Hatte mich bisher nicht zu einem weiteren Set durchringen können, weil die Kosten ja schon signifikant sind und ein Test daheim am Instrument nicht möglich ist.

Bzgl. der Wartezeit, ich musste damals gut 4 Monate warten (bestellt kurz nach Weihnachten, gekommen Anfang Mai). Da wären die genannten 15 Wochen ja in einer ähnlichen Größenordnung.

Viel Spaß bei der Vorfreude. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

LG
Stephan


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10.05.2020 07:54 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2020 17:52)
#9 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Moderator

Mir geht's wie Aeoline: Ich freue mich, dass der Markt inzwischen so diversifiziert ist, dass so ziemlich jeder ein passendes Instrument findet.

Stünde bei mir ein Neukauf an, dann wäre da auch die "Systemfrage" ganz oben. In Konkurrenz ständen Physis und das Live-Konzept.
Und sie lägen im Wettbewerb ziemlich gleichauf. Aber beide Systeme haben noch Mängellisten im Gepäck.
Um für mich attraktiv zu sein, müsste Physis sämtliche Intonationswerkzeuge an Bord haben. Denn die hoch differenzierten Gestaltungsmöglichkeiten des Klangbildes wären für mich das entscheidende Plus. Dafür nähme ich in Kauf, dass die Mixturen noch nicht optimal gelöst sind.
Obwohl das Live-System meine absoluten Lieblingsorgeln anbietet (leider immer noch als Inhalte eines sehr kleinen Portefeuilles), hat es entscheidende Mängel im Handling: Die Registratur ist immer noch ein Irrgarten. Allein Kisselbachs "Nobilis" hat das mit der Vierfach-Beschriftung befriedigend gelöst, dafür aber die Zahl der abrufbaren Orgeln auf vier reduziert. Warum man nicht von der Konkurrenz gelernt und das Wippen-System der Viscount "Hymmersive" adaptiert hat, ist mir nicht nachvollziehbar. Denn das wäre derzeit des Pudels Kern.

Wenn ich mir in unserem Forum die "Hauptwerk"-Threads durchlese, finde ich viele Gründe, warum diese Konzepte für mich nicht in Frage kommen, obwohl sie eine schier unerschöpfliche Fülle von Optionen bieten.
Wenn ich nach Kabeln, Treibern und anderen Bausteinen fahnden muss, die sich (zumindest temporär) miteinander vertragen, dann ist das für mich ein K.O.-Argument. Solange es da keine Lösungen gibt, die man einfach einschaltet, um spielen zu können, ist das nicht mein Ding.

Mein Fazit: Ich würde derzeit keine Orgel kaufen, sondern etwas warten. Vielleicht gibt es ja in absehbarer Zeit Live-Lösungen, die den derzeitigen Kardinalfehler behoben haben (und das womöglich bei einem verbreiterten Angebot an Samplesets) oder Viscount kommt mit dem (in Entwicklung befindlichen) neuen Physis um die Ecke, mit dem man dann wirklich "alles" machen kann, ohne teure Software (die auf dem Mac nicht läuft!) zukaufen zu müssen. Das Notebook auf der Orgelbank ist für mich halt eine "Not(e)lösung". (Der billige Kalauer musste jetzt einfach sein ... )

LG und schönen Sonntag
Michael


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10.05.2020 09:38
avatar  SJL
#10 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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SJL

Sicher ist das Konzept noch nicht 100% zu Ende gedacht. Wippen mit flexibler Beschriftung wären eine Bereicherung. Aber, mal ganz pragmatisch: Du kriegst seit der Einführung der Live ab ca 12 kEUR eine Orgel mit einer in dieser Preisklasse bislang nicht gebotenen Klangqualität. Dass sich hinter einem Prinzipal in einem anderen Set auch mal eine Montre versteckt, war bei allen bisherigen Digitalorgeln jahrzehntelang akzeptierter Standard, daher verschmerzbar und kein "Irrgarten". Wenn ich mit 2-3 existierenden Samplesets hochzufrieden bin, sind ständig neue Sets ohnehin eher ein Nice-to-have als wirklich essentiell.

LG
Stephan


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10.05.2020 10:22
#11 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Gratuliere!
Die Vorfreude ist die schönste Freude!
Und wenn die Orgel dann da ist kannst du dich Originalsound erfreuen. Welche Sets willst du haben?
Viola da Gamba

seit Mai 2011   Gloria Excellent 360
seit April 2017  Gloria Concerto 355,
Seit April 2021 Nutzer von Hauptwerk

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10.05.2020 10:37
avatar  Noah
#12 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Herzlichen Dank für deinen Interessanten und guten Beitrag!

Zitat von Geigenprinzipal im Beitrag #1
Was mich an der III total irritiert hat, war dann eben genau diese Display-Lösung. Während bei Orgel 1 der Prinzipal oben links ist, ist er bei Orgel 2 mitte rechts, bei Orgel drei usw... Was ist jetzt Hauptwerk, was Schwellwerk?


Die Anordnung an der LiVE III ist NICHT fix, dass heisst, mit dem Johannus Programm "Intonat7" kannst du das Instrument über Midi an den PC anschliessen und per Drag and Drop an den Bildschirm hinterlegen, an den du möchtest.- sprich kann man bei jedem Sample den Prinzipal, Montre, Diapason z.b. am ersten Registerzug oben Links haben... Zudem gibt es die Funktion im Menu, dass man über den Registern anstatt "Hauptwerkt", "Rückpositiv" ect. die Nummerierung anzeigen lässt. Dann werden alle Register durchnummeriert (Von oben l. nach rechts) und es steht z.b über dem Registernamen "42|III". Es wird also gerade auch mit angezeigt, welches Manual, was bei einem neuen Sample am Anfang zur Orientierung auch enorm helfen kann. Zwei Funktionen, die m. E. auf den ersten Blick zu vernachlässigen klein erscheinen, aber auf den zweiten Blick offensichtlich dennoch ganz wichtig sind, und vom Händler auch erwähnt werden sollten. Ich hatte dabei damals das Glück, dass Kisselbach bei meinem Besuch in Augsburg zu jedem Modell fach-kompetent ausführlich all solche Funktionen von sich aus erklärte und ich dennoch einige Stunden auf den DO ungestört spielen konnte.




Doch geht es jetzt in diesem Beitrag nicht um mich oder die LiVE III, sondern um deinen Kauf, zu dem ich dir gerne Gratulieren möchte! Ich kann dir aus eigener Erfahrung nach gut vier Jahren sagen, dass dir dieses Instrument viel Freude bereiten wird. Die Samples (deren Kollektion im Moment noch etwas Übersichtlich ist), sind sehr hochwertig, und für die Orgel gibt es auch ab und zu Updates. (Dies gilt auch für Samples, aber da ist es wesentlich komplizierter).

Auch die Sample-Sets welche du dir dazugeholt hast, sind wunderschön! Dresten ist eines meiner Lieblinge in meiner kleinen Sammlung.

Insbesondere freue ich mich natürlich auch, dass ein weiterer LiVE- Besitzer hier im Forum anwesend ist, mit dem man sich über die Samples austauschen kann.

Mit besten Grüssen
Noah

Johannus LiVE III

Franck Choral 3: https://www.youtube.com/watch?v=WbpvMTinLh0
BWV 564 Toccata an der grossen Hoforgel Luzern: https://www.youtube.com/watch?v=iSH335MGQb4

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10.05.2020 11:09
#13 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Moderator

Zitat von SJL im Beitrag #10
Aber, mal ganz pragmatisch: Du kriegst seit der Einführung der Live ab ca 12 kEUR eine Orgel mit einer in dieser Preisklasse bislang nicht gebotenen Klangqualität. Dass sich hinter einem Prinzipal in einem anderen Set auch mal eine Montre versteckt, war bei allen bisherigen Digitalorgeln jahrzehntelang akzeptierter Standard, daher verschmerzbar und kein "Irrgarten". Wenn ich mit 2-3 existierenden Samplesets hochzufrieden bin, sind ständig neue Sets ohnehin eher ein Nice-to-have als wirklich essentiell.


Ja, das bestreitet ja niemand und ich finde das mehr als erfreulich. Zudem will ich niemandem seine Orgel und/oder seine Kaufentscheidung madig machen. Denn sie beruht sicher auf persönlichen, aber eben rein subjektiven Entscheidungprozessen, wie wir sie hier schon ein paarmal duchgesprochen haben.
Wie gesagt, unter den für die Live-Orgeln lieferbaren Samplesets sind drei meiner absoluten Lieblingsorgeln und die meisten anderen gefallen mit auch sehr gut. Würde ich mich für eine Live entscheiden, wollte ich aber eine größere Palette von Instrumenten im Angebot. Denn das ist für mich eines der Alleinstellungsmerkmale dieses Konzeptes ( - lässt man "Hauptwerk" außen vor).
Vor zehn Jahren haben wir noch Standards akzeptiert, die heute niemand mehr möchte. Man denke an die labbrigen, glitschigen Plastiktasten, die in Kauf genommen wurden, weil es keine finanziell vertretbaren Alternativen gab - bis Viscount mit seiner guten Standard-Klaviatur die Konkurrenz zum Nachziehen zwang. Die Ahlbörner um die Jahrtausendwende mit ihrer betriebssicheren Hymnus-Technologie gefallen mir klanglich noch heute. Aber die Klaviaturen sind - vor allem nach 20 Jahren Gebrauch - ein absolutes No Go. Dass es früher schlechter war als heute, ist m.E. nur ein Argument dafür, dass es höchste Zeit ist für weitere Verbesserungen. Und da wäre aus meiner Sicht beim Live-Konzept dringend Handlungsbedarf bei der Registratur. Wäre das besser gelöst, wäre eine Live eine arge Versuchung. Denn am Klang ist wirklich nix zu meckern.

Ich bin sehr gespannt auf das neue Physis. Und es würde mich ärgern, wenn ich gerade eine Live gekauft hätte und Physis käme mit wesentlichen Innovationen/Verbesserungen um die Ecke. Aber das wird mir sicher nicht passieren. Meine 360 werde ich auf keinen Fall in Rente schicken. Sie macht nach neun Jahren immer noch Spaß, vor allem mit den ganzen Expandern dran. Eher bekäme sie eine jüngere Schwester.

LG
Michael


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10.05.2020 11:24 (zuletzt bearbeitet: 10.05.2020 11:24)
avatar  Aeoline
#14 RE: Live 3T: Ich habe es getan
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Zitat von Noah im Beitrag #12
...Die Anordnung an der LiVE III ist NICHT fix, dass heisst, mit dem Johannus Programm "Intonat7" kannst du das Instrument über Midi an den PC anschliessen und per Drag and Drop an den Bildschirm hinterlegen, an den du möchtest.- sprich kann man bei jedem Sample den Prinzipal, Montre, Diapason z.b. am ersten Registerzug oben Links haben... Zudem gibt es die Funktion im Menu, dass man über den Registern anstatt "Hauptwerkt", "Rückpositiv" ect. die Nummerierung anzeigen lässt. Dann werden alle Register durchnummeriert (Von oben l. nach rechts) und es steht z.b über dem Registernamen "42|III". Es wird also gerade auch mit angezeigt, welches Manual, was bei einem neuen Sample am Anfang zur Orientierung auch enorm helfen kann. Zwei Funktionen, die m. E. auf den ersten Blick zu vernachlässigen klein erscheinen, aber auf den zweiten Blick offensichtlich dennoch ganz wichtig sind...

Vielen Dank für diesen überaus wertvollen Hinweis, der - zumindest für mich - neu ist. Ich gehe davon aus, dass die veränderten Positionen gespeichert werden und beim nächsten Sample-Wechsel somit nicht verloren sind. Damit ist das Argument "verwirrende Anordnung der Register" aus meiner Sicht nahezu völlig entkräftet.



Ist man denn bei der Anordnung völlig frei? - sprich: Kann man jedes Register des Samplesets auf einen beliebigen Zug legen? - also wer es will z.B. die Pedalregister in die oberste Reihe der Manubrien?

Du liebe Zeit... - ich sollte vielleicht doch Lotto spielen...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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10.05.2020 14:03
avatar  Geigenprinzipal ( gelöscht )
#15 RE: Live 3T: Ich habe es getan
Ge
Geigenprinzipal ( gelöscht )

Zitat von SJL im Beitrag #8


Viel Spaß bei der Vorfreude. Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

LG
Stephan



Danke! Ich werde drauf zurückkommen :-)


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