Liturgisches Leben und Corona

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09.01.2021 17:50
#526 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Gibt es bei den Evangelischen auch den Brauch, sich einfach zum Gebet in die Kirche zu setzen?
Warum ich das frage: Weil vom Beschallen (wenn auch leise) die Rede war. Mich selber irritiert das eher bzw. es hindert mich am "Zwiegespräch", weil ich mich immer auch irgendwie auf die Musik konzentriere. Mir sind Momente der Stille am liebsten... in großen Kirchen sowieso ein frommer Wunsch, weil meistens irgendwelche Touristen herumspazieren.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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09.01.2021 18:29
#527 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Wir haben das einfach mal angefangen und die Leute nutzen das Angebot. Üblich ist es außerhalb touristischer Zentren eher eher nicht. Die Beschallung läuft jeweils 30 Minuten, dann ist es 30 Minuten still. Einige Mitarbeiter haben zwei "Stationen" aufgebaut, an denen man etwas über die Kirche und die Einrichtung erfährt - "Abfallprodukte" der Konfirmanden-Arbeit.


LG
Michael


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09.01.2021 18:32
#528 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Ah, ich dachte es sei quasi Dauerbeschallung. Die Möglichkeit zur Stille finde ich gut.
Noch besser ja erfreulicher, dass das Angebot der offenen Kirchen genützt wird.

Wenn ich da an unsere wunderschöne Kirche hier am Ort denke: Die ganze Woche geschlossen, nicht einmal in den Vorraum kann man gehen. Dabei ist der barocke Raum prächtigst gestaltet. Eigentlich eine Schande, dass er nur am Sonntag für die üblichen 45 Minuten öffnen (und derzeit ja nicht einmal das).


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09.01.2021 18:45 (zuletzt bearbeitet: 12.01.2021 08:29)
#529 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Ev. Kirchen sind außer den Gottesdienstzeiten üblicher Weise geschlossen. Es sei denn, sie haben kunstgeschichtliche Bedeutung. Die Landeskirchen in Hessen haben vor einigen Jahren die Aktion "offene Kirchen" ins Leben gerufen. Kuroser Weise in einer Zeit, in der die kath. Kirchen in der Region wegen sich häufender Diebstähle und Vandalismus immer häufiger werktags zu sind.
An der Aktion können sich Gemeinden in den Sommermonaten - ich glaube, von April bis Oktober - beteiligen. Die Kirchen müssen zu festen Zeiten geöffnet sein und es müssen Mitarbeiter als Ansprechpartner bereitstehen. Das wird hier in den kleineren Städtchen von den meisten Gemeinden mitgetragen.

LG
Michael


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09.01.2021 19:39
#530 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Geschlossene Kirchen... furchtbar. Was ist mit dem Aspekt "Haus des Gebetes"? Das Argument der Diebstähle wog bei uns am Ort leider schwerer. So hat man nun eine wertvolle Kirche, die niemand betreten darf.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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10.01.2021 08:08 (zuletzt bearbeitet: 10.01.2021 08:09)
#531 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Das liegt an den abweichenden Auffassungen von der Funktion einer Kirche. Bei Euch ist die Kirche primär Kultraum, ein Ort der besonderen Gegenwart Gottes.
In der lutherischen und noch mehr in der reformierten Tradition ist eine Kirche primär der Versammlungsraum der Gemeinde. Die zentralen Elemente des prot. Gottesdienstes, Predigt und Gebet, sind weniger stark an ein bestimmtes räumliches Umfeld gebunden.
Die Frömmigkeitspraxis ist im traditionellen Protestantismus - und vor allem im Pietismus - eine sehr private, individuelle Angelegenheit. Wenn Du betest, geh' ins Kämmerlein und rede zu Deinem Gott.

Gemeindesäle pietistisch geprägter Gemeinschaften sind allzu häufig stocknüchtern bis unästhetisch. In der rheinischen Kirche gab es in den 70er und 80er Jahren eine Strömung, statt Kirchen "Gemeindezentren" zu bauen, deren Gottesdienstraum multifunktional zu sein hatte.
In meinem Umfeld gibt es zwei solcher Ungetüme. Die Gottesdiensträume haben den Charme von Schulturnhallen. Es fehlen nur die Kletterstangen an der Wand, die Ringe unter der Decke und der Geruch nach alten Turnschuhen, Schweiß und ungewaschenen Füßen ...
Dass solche Räume die Akustik eines Kartoffelsacks haben, kommt verschärfend hinzu.
Ich muss gestehen, dass ich mich schwer tue, in solchen Gebetsscheunen fromme Anwandlungen zu entwickeln.
Wenn ich da aushelfe, betrachte ich das als sportliche Herausforderung an mein Dupré-Legato.

LG und schönen Sonntag - bei mir ist er dienstfrei und ich werde wohl mal einen TV-Gottesdienst verfolgen ...
Michael


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10.01.2021 08:48
#532 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Danke für die Erläuterungen.

Zitat von Wichernkantor im Beitrag #531
In der rheinischen Kirche gab es in den 70er und 80er Jahren eine Strömung, statt Kirchen "Gemeindezentren" zu bauen, deren Gottesdienstraum multifunktional zu sein hatte.

Das erinnert mich ein wenig an die Situation, als unser Altenheim neu gebaut wurde. Da wollte man aus Ersparnisgründen ebenfalls einen Multifunktionsraum, der im Bedarfsfall zugleich Gottesdienstraum sein sollte. Aus meiner Sicht war das unerträglich; vormittags womöglich eine Seminarsitzung oder eine physiotherapeutische Bewegungsrunde, nachmittags für ein knappes Stündlein die Hl. Messe. Die Umsetzung dieser Idee ließ sich abwenden, Gott sei Dank.

Ob stilles Kämmerlein oder freie Natur: Natürlich kann ich allerorten ins Gebet finden, aber meine Wohnung eignet sich dazu weit weniger als eine Kirche, die mit ihrer Einrichtung und ihrem Charme (man mag es auch Aura oder ähnlich nennen) zum Gebet einlädt.

In Pandemiezeiten ist es eigentlich das Mindeste, was ich von den Kirchen (gemeint sind nun die Glaubensgemeinschaften) erwarte, dass sie die Gotteshäuser zum persönlichen Gebet geöffnet halten... Wann hätten alte Bräuche wie das Anzünden einer Kerze mehr Sinn als jetzt?


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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10.01.2021 09:03 (zuletzt bearbeitet: 10.01.2021 10:30)
#533 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Jo, sehe ich ganz genau so. Über die Möglichkeit, Kerzen anzuzünden, haben wir auch nachgedacht, das war dem Presbyterium aber im wahrsten Sinne des Wortes zu heiß - wg. Brandschutz. Die Kirche enthält viel zu viel brennbares Großmobiliar, Bänke, hölzerne Emporen, Holzdecke, nicht zuletzt die Orgel ...
Bei den Katholiken gab es hier in der Gegend vor Jahren mal eine Brandserie. Der oder die Feuerteufel verwendeten die reichlich vorhandenen Kerzen und die ausliegenden Gesangbücher als Brandbeschleuniger. Seither sind auch die kath. Kirchen in unserer Gegend außerhalb der Gottesdienstzeiten meistens zu.

LG
Michael


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10.01.2021 10:04
#534 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Zitat von Wichernkantor im Beitrag #533
Jo, sehe ich ganz genau so. Über die Möglichkeit, Kerzen anzuzünden, haben wir auch nachgedacht, das war dem Presbyterium aber im wahrsten Sinne des Wortes zu heiß - wg. Brandschutz. Die Kirche enthält viel zu viel brennbares Großmobiliar, Bänke, hölzerne Emporen, Holzdecke, nicht zuletzt die Orgel ...


In Italien und auch Frankreich gibt es deswegen einige katholische Kirchen, die nicht eine echte Kerze sondern ein elektrisches Kerzenlicht aufgestellt haben, dass bei Geldeinwurf mit Strom versorgt wird und dann leuchtet... Kann man machen... Ist aber irgendwie so gänzlich unemotionslos. Und wenn ich das als Techi schon sage ;-) Ich hoffe, das dieser Kelch an uns vorbei geht!

Unsere Kirche in Kelkheim (und auch die anderen katholischen hier im Ort) ist die ganze Woche über auf von früh morgens bis ca. 18 Uhr.

- - -
Cavaille-Coll St. Sernin / Toulouse - oder so was in der Richtung... ;-)
Gloria Concerto 469 CC - 2021
www.orgelmusik-kelkheim.de

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10.01.2021 10:17
#535 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Administrator

Es geht noch besser: Auf Kondolenzseiten kannst du ein virtuelles Licht anzünden. Das ist der Gipfel der Distanziertheit, aber die Trends weisen stark in diese Richtung.


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10.01.2021 16:33
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#536 RE: Liturgisches Leben und Corona
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mvn

Eine meiner "Dienstkirchen" ist Amsoldingen im Westamt von Thun - eine romanische Pfeilerbasilika mit Ursprung aus dem Jahr 1'000 Geschichte der Kirche Amsoldingen.

Sie liegt am Schweizer Jakobsweg und wird das ganze Jahr von vielen Pilgern besucht.

Unsere Kirche ist täglich geöffnet (24 Std. / 7 Tage - d.h. auch nachts).

In den letzten 7 Jahren hatten wir folgende Vorkommnisse:
- Diebstahl der Halogenlampe bei der zusätzlichen Truhenorgel (seither versorgen wir die Lampe in einem abschliessbaren Fach).
- Diebstahl des von mir angebrachten elektronischen Temperatur-Feuchtigkeitsanzeiger in der Kirche (ich habe einen nicht von allen einsehbaren Platz gefunden).

Wenn ich am Üben bin, passiert oft folgendes:
- Besucher setzen sich und lauschen meinem Orgelspiel
- Besucher spenden spontan Applaus nach einem Orgelstück
- Ich habe Besucher schon öfters spontan an der Truhenorgel zu gewünschtem Gesang begleitet.
- Allen Besuchern steht Desinfektionsmittel zur Verfügung - zudem herrscht Maskenpflicht.

Der Besuch dieser Kirche entspricht einem grossen Bedürfnis. Ich hoffe, dass wir diese weiterhin zugänglich für alle offen halten können.

Ich stelle fest - gerade in Coronazeiten sind offene Kirchen für viele ein "Zufluchtsort"...

Mir graut, dass immer mehr Kirchen geschlossen werden...

LG
Martin

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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10.01.2021 17:14
#537 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Ich hoffe auch, dass die "offene Kirche" die Coronazeit überlebt. Ich werde signailiseren, dass ich gern bereit bin, ein-, zweimal im Monat sonntagnachmittags (sagen wir mal, immer mit zwei Sonntagen Pause dazwischen) außergottesdienstlich ein Stündchen zu spielen, ohne dafür eine Rechnung zu schreiben.

LG
Michael


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10.01.2021 17:19
avatar  mvn
#538 RE: Liturgisches Leben und Corona
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mvn

Ich denke, genau das ist unsere Möglichkeit mit Musik dem Corona-Lockdown die Stirne zu bieten - persönlicher Einsatz mit musikalischen Höhepunkten...

P.S. die Musik bietet eine Fülle dazu...

LG
Martin

2014 - 2020 Gloria Concerto 234 DLX
2020 - ......... Gloria Concerto 350 Trend


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10.01.2021 17:27 (zuletzt bearbeitet: 10.01.2021 20:51)
#539 RE: Liturgisches Leben und Corona
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Moderator

Jo, ich krieg' erstaunlich viele positive Rückmeldungen - auch von Leuten, bei denen ich nie eine Affinität zu Orgelmusik vermutet hätte.

Mir macht das jedenfalls Spaß. Gäbe es keine Kontaktbeschränkungen und in der Nähe ein offenes Café, würde die Veranstaltung dort wohl enden. Zwei Ecken weiter ist aber ein Eiscafé. Wenn mal wieder normale Verhältnisse herrschen, wäre das ein schönes sommerliches Nahziel.

LG
Michael


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12.01.2021 00:34
avatar  Larigot
#540 RE: Liturgisches Leben und Corona
La

Zitat von Frankfudde_Bub im Beitrag #534
In Italien und auch Frankreich gibt es deswegen einige katholische Kirchen, die nicht eine echte Kerze sondern ein elektrisches Kerzenlicht aufgestellt haben, dass bei Geldeinwurf mit Strom versorgt wird und dann leuchtet... Kann man machen... Ist aber irgendwie so gänzlich unemotionslos. Und wenn ich das als Techi schon sage ;-) Ich hoffe, das dieser Kelch an uns vorbei geht!



Ein Insider (Frankreich, vor ca. 25 Jahren) hat als Argument die Rußbelastung angeführt, die sich aus den dort doch manchmal zahlreichen Kerzen ergibt und sich auf dem Gemäuer niederschlägt. Wieviel Begründung und wieviel Ausrede hier dabei war, mag ich nicht beurteilen.


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