Auswüchse...

Interessanter Artikel: https://religion.orf.at/stories/3203018/

Der Wiener Dogmatikprofessor J. H. Tück, den ich in vielem sehr schätze, kritisiert das Aussetzen der öffentlichen Gottesdienste:

Zitat

---

Dass sich Gläubige abkehren, Ministranten nicht wiederkommen, Kirchenchöre verstummen werden, werde „nun noch einmal durch die Bischöfe selbst befördert“, so der Vorwurf des Theologen. Das Zweite Vatikanische Konzil habe von der Eucharistie als „Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens“ gesprochen. „Jetzt droht in der katholischen Kirche erst einmal eine Phase der Versteppung und ein liturgischer Tiefpunkt, den es selbst in Zeiten des Krieges und der Pest so nicht gegeben hat“, warnte Tück.

---

Ich kann diese Zeilen sehr, sehr gut nachvollziehen...

Ja, unfassbar.
Aber ähnliche Unverständlichkeiten erlebten wir auch in der ersten Phase der Pandemie, als nahezu europaweit die Gottesdienste ausgesetzt wurden; erst die neueste Rahmenordnung der Österr. Bischofskonferenz spricht von der Möglichkeit der nicht-öffentlichen Gottesdienste, wie sie z.B. in Ordensgemeinschaften "o.Ä." stattfinden können.
In der ersten Schockstarre im Frühjahr wurden den Bewohnern der Altenheime, die ganztägig im Aufenthaltsbereich ihrer Wohngruppen beisammen saßen, verwehrt, in der Hauskapelle ebenso beisammen zu sitzen...

Ihr seid anscheinend ein wetterfestes Völkchen; wünsche euch, dass die Temperaturen euch nicht auch noch diese Möglichkeit nehmen.

Bei uns gibt es derzeit: Nix... Livestream für die, denen so etwas gefällt. Ich selber zähle mich da nicht dazu.
Jede kleine Landpfarre glaubt im Moment, etwas Eigenes produzieren zu müssen. Man hat fast das Gefühl, als bediente man nur den eigenen Ehrgeiz und Stolz, auch "etwas" auf die Beine stellen zu können.
Aber vielleicht ist diese Einschätzung sehr ungerecht.

Heute Abend wurde mir bewusst, wie hart es ist, im Advent quasi gottesdienstlos zu sein. Selbst wenn nach unserem Lockdown, also ab 7. Dezember, Gottesdienste unter gewissen Auflagen wieder zugelassen sind: Ohne Gemeindegesang fehlt einfach das Salz in der Suppe - alles wirkt merkwürdig theaterhaft, passiv.

Ja, es ist uns viel genommen in dieser Zeit. Dieser Advent wird hart.

Gewiss kann man die Dinge aus unterschiedlicher Perspektive sehen.
Ich kann nur von meiner eigenen Befindlichkeit sprechen: Ich schalte am Sonntag kurz in den Stephansdom, sitze mit Pyjama oder Freizeitanzug vor dem Bildschirm, womöglich noch Kaffee trinkend. So kann man nicht mitfeiern, sondern allenfalls "zuschauen"... Klar, mit mehr Disziplin könnte man das optimieren. Doch dann geschieht mir nicht selten Folgendes: Die Internetverbindung laggt, das Bild steht still. Mitfeier in Echtzeit? Nicht mehr möglich. Eine Problematik, die m.E. noch viel zu wenig bearbeitet wurde.
Das Streamingangebot aus "meiner" Pfarre ist dermaßen mau, dass ich dort gar nicht zusehen mag... Vor dem Bildschirm mitsingen widerstrebt mir zusätzlich, ganz abgesehen davon, dass derzeit auch bei den nichtöffentlichen Messen nur der Kantor singen darf - und das mit minimalistischem Programm.
Leider, das ist überhaupt nicht mein Verständnis von Liturgie. Da verwende ich noch eher die Stundengebet-App, um eine Vesper zu beten.