Erste Teilorgel im Mainzer Dom

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15.02.2021 12:38
avatar  Aeoline
#16 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Ich warte auf den Post, bei dem jemand fragt, ob das denn jetzt eine "richtige" Orgel ist.





VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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15.02.2021 13:32
#17 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Das sieht ja schrecklich aus!
LG
Viola da Gamba

seit Mai 2011   Gloria Excellent 360
seit April 2017  Gloria Concerto 355,
Seit April 2021 Nutzer von Hauptwerk

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15.02.2021 14:15
avatar  SJL
#18 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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SJL

Zitat von MagisterPerotin im Beitrag #14
Was die Prospektgestaltung angeht, so könnte hier vielleicht einer Maxime gefolgt worden sein, die soweit ich weiß vom Denkmalschutz inzwischen häufig angewandt wird: Man soll in historischen Räumen keine historisierenden Elemente einbauen, sondern ganz bewusst einen stilistischen Kontrast setzen, also führt das dazu, dass bei Orgelneubauten in historischen Kirchen ganz klar die Anweisung in Richtung moderner Prospektgestaltung geht.


Wobei "modern" ja nicht unbedingt sofort "asymmetrisch" oder gar "scheußlich" bedeuten muss. Da gibt es ja durchaus auch positive Beispiele, wie man, ohne gleich historisierend zu sein, trotzdem ein prächtiges und würdevolles Äußeres schaffen kann. Etwas, das trotz moderner Interpretation zweifelsfrei wie eine Pfeifenorgel aussieht.

Und das ist so schade. Schließlich kostet so ein Projekt ein Vermögen und wird (hoffentlich) viele Jahrzehnte überdauern. Und man wird sich jedes Mal beim Anblick fragen "wie konnte man das nur so machen, wer hat da im Genehmigungsprozess nicht aufgepasst".

VG
Stephan


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15.02.2021 14:37
avatar  Opus121
#19 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Ich finde den Prospektentwurf super.


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15.02.2021 15:03 (zuletzt bearbeitet: 15.02.2021 15:09)
#20 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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@ Wichernkantor
@ SJL

Ja, ich gebe Euch recht und bin entsetzt:
Das, was bis jetzt vom Prospekt zu sehen ist, sieht abscheulich aus!
Wieder einmal kommen sich die Verantwortlichen wohl sehr "modern" vor, wenn "Modernität" in Form von Häßlichkeit umgesetzt wird!
In diesem Punkt: Schade um das viele Geld!

Und ja: Die Orgelbauer hatten und haben mit Architekten und sonstigen "Verantwortlichen " wohl immer wieder ihre liebe Not, wenn ihre orgelbauerischen Einwände von den "Entscheidungsträgern" einfach vom Tisch gewischt wurden.

Ein prominentes Beispiel aus dem 19. Jahrhundert:
Aristide Cavaillé-Coll versus Eugéne Viollet-Le-Duc.
Im Zusammenhang mit dem damaligen, faktischen Neubau der Orgel von Notre Dame Paris durch Cavaillé-Coll ist folgendes Zitat von demselben ais dem Jahre 1863 überliefert:
"Wenn der Orgelbauer irgendeinen Einwand wagte: 'Mein Lieber,' antwortete er (Viollet-Le-Duc) ihm, 'sprecht mir von Pfeifen, die Architektur ist meine Sache.'"
(zitiert aus: Günter Lade, "Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris", Band 1, 1997, Seite 119, erschienen bei Edition Lade).

So isses...

Viele Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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15.02.2021 15:33 (zuletzt bearbeitet: 15.02.2021 15:39)
avatar  Werkler
#21 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
We

Spannend! Ich verfolge schon einige Zeit die Gestaltung von Prospekten von Orgel - Neubauten. Neulich "erzählte" mir ein Orgelsachverständiger, wie eine zeitgemäße digitale Orgel auszusehen hätte: Auf alle Fälle nicht wie mein Cavaille-Coll Immitation meines Haupwerkspieltisches (Ich versuche mich seit ca. 10 Jahren im Bau von digitalen Orgelspieltischen.) und scheitere immer wieder an "alten" und "neuen" Bauweisen. Beides gefällt mir sehr. Nach mittlerweile 7 Modellen denke ich mir, was wäre eine Version mit 2 Döpfer 3dm und einem Pedal so verkehrt? Wenn man das dann weiterdenkt:

Nur eine Orgel in einer solchen Kathedrale - wie müsste da der Prospekt aussehen? Versenkbar nach Einsatz? Overdröhning von oben oder soundverteilt über den Floor - die Orgel im "Orgelgraben"? In die Decke eingebaut? Die Abstrahlung umweltgerecht mit luftgekühlten Motoren incl. Energierückgewinnung ausgestattet?

Was mich erstaunt, ist, dass dennoch vieles so super funktioniert, Betrachterinnen fasziniert und in jeder Situation tönt und jubiliert.

Ich suche nach dem umfassenden Baukonzept, nach einem zeitgemäßen Zugang - nachdem mir der Sachverständige erklärt hatte, ich soll eigentlich meine Orgelimmitationen nicht historisierend anlegen? Wie ist das dann mit den so detailiert nachgebauten Registern, die - ob digital oder real - doch nur versuchen an Silbermann etc. heranzukommen.

Nachdem ich meinen letzten digitalen Orgelbauversuch wieder auseinandernahm, lagen da nur einige Kabel und 2 Tastaturen, darunter 1 ausgebautes Pedal auf einer Art Heurigentisch. Umgelegt auf größere Projekte gäbe es viel Neuland zu erobern?

Alles auf Anfang!


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15.02.2021 16:41
avatar  SJL
#22 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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SJL

Es gibt ja manchmal Designs, deren Schönheit sich erst beim 2. oder 3. Hinsehen entfaltet, und dann findet man es auf einmal richtig klasse. In dieser Hoffnung habe ich mir die Bilder heute Nachmittag mit etwas Abstand noch mehrfach angesehen, auf dass sich ein ähnlicher Effekt einstellen möge, aber stattdessen finde ich es von Mal zu Mal plumper und scheußlicher. Da hatte ja die Nordwandorgel oder selbst die zerklüftete Südemporenorgel noch mehr Eleganz... Ich bin wirklich irritiert.


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15.02.2021 17:13 (zuletzt bearbeitet: 15.02.2021 17:14)
#23 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Scheusslich finde ich das neue Prospekt nicht, auch wenn es definitiv „anders“ ist. Ich fand eher die alte Orgel wirklich hässlich, sowohl den Spieltisch (ein Monster im wahren Wortsinne) als auch die Pfeifenaufbauten auf der Empore. Habe dort nie so richtig eine Ästhetik gefunden. Nochmal als „Reminder“ wie die alte Orgel und deren Prospekt auf der Empore aussah... Schön ist da auch anders ;-)

2E260627-FB8A-408D-8F05-0D7B30FB48AA.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

B13E35F6-F6C6-4899-97B0-7720A959201D.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

Aber die Orgel im Ostchor (??) hatte zumindest eine passendere Ausdrucksform. Dort sind auch die romanischen Fensterbögen, wo eine der neuen Orgelwerke eingebaut werden sollen - so hab ich zumindest den Flyer und die Infos auf der Website verstanden.

B57F39E7-3149-4373-BC0E-1C7905779EF2.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)

- - -
Cavaille-Coll St. Sernin / Toulouse - oder so was in der Richtung... ;-)
Gloria Concerto 469 CC - 2021
www.orgelmusik-kelkheim.de

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15.02.2021 17:20 (zuletzt bearbeitet: 15.02.2021 17:25)
avatar  SJL
#24 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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SJL

Das letzte Bild ist die "Nordwand". Die finde ich gar nicht mal so schlecht. Schlicht und für den Raum irgendwie passend. Und wenigstens symmetrisch. Und die Pfeifen sehen aus wie Pfeifen. Zweifellos eine Orgel.


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09.04.2021 10:04
#25 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Moderator

Ich hab's leider zwischenzeitlich nicht geschafft, mal im Mainzer Dom einen Augenschein zu nehmen. Weiß jemand was über den aktuellen Stand des Projektes? Ist die erste Ausbaustufe schon spielbar?

LG
Michael


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01.06.2021 20:09 (zuletzt bearbeitet: 02.06.2021 10:54)
#26 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Moderator

Heute früh wandelte die Hausfrau Lust an, nach langer, coronabedingter Abstinenz mal wieder einen richtig gut sortierten Wochenmarkt aufzumischen. Da mir bekannt war, dass ebensolcher auf dem Marktplatz rund um den Mainzer Dom zu finden ist, sind wir im ersten Büchsenlicht mal hingefahren - mit entsprechenden Hintergedanken meinerseits ...

Der Dom ist derzeit an Werktagen von 11-14 Uhr für Besucher geöffnet, zu den übrigen Zeiten wird wohl an der neuen "Marienorgel" gearbeitet, dem ersten Teilstück der zukünftigen Domorgel-Anlage.
Diese neue Teilorgel ist über dem Seitenportal im nördlichen Querhaus installiert und spricht von dort in das bisher notorisch unterbeschallte Langhaus.
Betrachtet man die Registerzahl und sieht dann die Kubatur, die von zwei Prospektseiten und zwei Wandseiten umrissen ist, geht es innen wohl ziemlich eng zu. Der Prospekt, der mir auf bisherigen Bildern wie ein nicht gerade ästhetischer Lattenzaun erschien, wirkt im Raum weniger störend und verstörend, als ich es vermutet hätte.
Unter dem Orgelkörper befindet sich der (auf den Bildern durch Beleuchtung erkenntliche) Durchgang zum Marktportal.
Aus dem Mittelgang sieht man durch den dritten Gewölbebogen des Langhauses das hier:

https://www.dropbox.com/s/yssp6id4ec36ck...u%201.jpeg?dl=0

Geht man ins Seitenschiff unmittelbar an den Ausgang, ergibt sich eine steilere, durchaus ästhetische Seitenperspektive, finde ich jedenfalls.

https://www.dropbox.com/s/585cqywrtavprv...u%202.jpeg?dl=0

Die Stirnwand des nördlichen (in Blickrichtrung Altar also rechten) Seitenschiffes wird vom Hauptprospekt gebildet, hinter den senkrechten Metallstäben unterhalb der Prospektlinie befindet sich die Spielanlage auf einer kleinen Empore. Wenn man genau hinsieht, ist im mit Holz verzimmerten Gehäusefuß die "Geheimtür" zu erkennen, hinter der wohl die Treppe auf diese Orgelbühne liegt.

https://www.dropbox.com/s/cycguq96q6krwd...u%203.jpeg?dl=0

Das gesamte Seitenschiff ist noch "Werkstattbereich" und mit Gittern abgesperrt und durch Planen neugierigen Blicken entzogen. Um dieses Bild zu schießen, habe ich eine Plane an der Naht etwas angehoben und die Kamera durch ein Gitterquadrat des Sperrzaunes gestreckt.

Bis zur Weihe dieser Orgel sind die Teilwerke im Westchor wohl noch in Gebrauch. Hier das "Leitwerk" auf der Südchorette, also links neben der Altarinsel im südlichen Querhaus. Das war bisher der einzige Teil der Orgeln, den der Organist am Spieltisch ohne Laufzeitverzögerung hörte. Unmittelbar davor ist der geöffnete Spieltisch zu erkennen, neben Waldsassen der m.W. einzige sechsmanualige in Deutschland. Er soll nicht wieder verwendet werden. Ich habe Dr. Lampl darauf aufmerksam gemacht - vielleicht klappt es ja und er bekommt ihn als Pracht- und Austellungsstück für sein Museum. Es wäre schade, wenn dieses Stellwerk aus der Werkstatt Kemper irgendwo in der "Abdeckerei" verschwände ...

https://www.dropbox.com/s/xo8dclyvwdady9...twerk.jpeg?dl=0

Die Pfeifen der Domorgel von 1928 aus dem Hause Klais stehen verdeckt oberhalb der Gestühle des Westchores. Sie sollen ja in einem zweiten Bauabschnitt weitgehend restauriert und "reorganisiert" werden, bleiben aber unsichtbar.
An der Nordwand des Querhauses gibt es noch ein Gehäuse aus der Werkstatt Kemper von 1961, das die Register des II. Manuals und die großen Pedalstimmen enthält. Ich finde es in seinen schlichten Formen in der romanischen Umgebung nicht unpassend. Aber es wird wohl abgetragen.

https://www.dropbox.com/s/ejbrq4srk37s0g...dwand.jpeg?dl=0

Die Ostchor-Orgel hinter den Obergaden rechts und links der Apsis war ja schon immer weitgehend den Blicken der Betrachter entzogen. An seine Stelle tritt ja ein "sinfonisches" Werk, das den Raum dann von hinten beschallen soll.

Das Konzept ist auf dieser Page sehr ansprechend beschrieben:

https://mewe.bistum-mainz.de/Domorgel/

Leider ist da kein aktueller Sachstand über den Fortschritt der Arbeiten zu lesen ...

LG
Michael


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01.06.2021 20:48 (zuletzt bearbeitet: 01.06.2021 20:49)
avatar  SJL
#27 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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SJL

Lieber Michael,

besten Dank für deinen ausführlichen Bericht.

Hoffen wir, dass es im Raum tatsächlich besser aussieht als auf den Bildern, die ich bisher gesehen habe. Ich finde den Prospekt optisch noch immer ganz furchtbar, so leid es mir tut...

Werden die Pfeifen noch poliert, oder bleiben die so ofenrohr-stumpf-grau?

LG
Stephan


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01.06.2021 20:50 (zuletzt bearbeitet: 01.06.2021 20:53)
avatar  Aeoline
#28 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Zitat von Wichernkantor im Beitrag #26
...neben Waldsassen der m.W. einzige sechsmanualige in Deutschland. Er soll nicht wieder verwendet werden. Ich habe Dr. Lampl darauf aufmerksam gemacht - vielleicht klappt es ja und er bekommt ihn als Pracht- und Austellungsstück für sein Museum. Es wäre schade, wenn dieses Stellwerk aus der Werkstatt Kemper irgendwo in der "Abdeckerei" verschwände ...



mainz.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und es soll ja Leute geben, die sich im Auto mit einem manuellen Fünfganggetriebe verschalten...



VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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01.06.2021 21:43
#29 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
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Moderator

Zitat von SJL im Beitrag #27
Werden die Pfeifen noch poliert, oder bleiben die so ofenrohr-stumpf-grau?


Das scheint schon fertig zu sein. Vermutlich ist irgendein Architekt oder Kunst-Obergedönsrat dafür verantwortlich, "damit die Leute durch das Blinken nicht abgelenkt werden". Eine Begründung für Unsinn findet sich immer.
Mir gefällt's auch nicht. Aber ich kann damit leben, wenn das Gerät hinterher ordentlich klingt.
Wie gesagt: Mir scheint das alles sehr eng gebaut. Hoffentlich lässt sich halbwegs drin arbeiten, wenn der Stimmer mal 'ran muss.

LG
Michael


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01.06.2021 22:45
#30 RE: Erste Teilorgel im Mainzer Dom
cl

Lieber Michael,
hab herzlichen Dank für die aktuellen Eindrücke.
.... Dich können wir gerne wieder zum "Markt" schicken .

Liebe Grüße vom Clemens

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