Mein Besuch in Baunatal

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02.01.2014 18:41
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#1 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Hallo,

wie ich in meiner Vorstellung im Sommer ja schon geschrieben hatte, plane ich die Anschaffung einer DO. Die Umsetzung rückt jetzt näher und so habe ich einen Termin bei Kisselbach gemacht und bin heute hingefahren. Dabei habe ich zwei bis drei (vielleicht sogar interessante) Feststellungen gemacht, die ich hier noch nicht gelesen habe, deswegen möchte ich kurz berichten. Allerdings war es mein erstes gezieltes "Vergleichsprobespielen", ich kann meine Eindrücke also bei weitem nicht so präzise wiedergeben, wie viele alte Hasen hier, seht's mir bitte nach.
Mein Budget sollte die 5000 nicht nenneswert überschreiten, folglich kamen ernsthaft in die Auswahl:
- Gloria Cantus 238 Trend
- Gloria Klassik 226 Trend
- Johannus Studio 150
- Content Clavis 224
Ich gebe zu, dass ich nicht unvoreingenommen war, der Sound der Klassik macht mich auf den Demos schon wirklich an! [grin]
Aber es ist ja eine Binsenweisheit, dass Demo und Live zwei Paar Stiefel sind.

Zunächst vorweg: Die Atmosphäre gewohnt ruhig, freundlich, zuvorkommend. Frau Kisselbach hatte meine Frau und mich (kann nie schaden, den Finanzminister vor Ort mit zu überzeugen) freundlich empfangen, Getränke und Naschwaren angeboten, mir die Klassik zunächst vorgestellt und auch die Alternativinstrumente gezeigt.

Jetzt die Instrumente in Probereihenfolge:

Gloria Klassik 226 Trend
Der Klang gefällt mir, erfüllt meine Ansprüche voll und ganz, ein Instrument, an dem ich mich von der ersten Sekunde sehr wohlgefühlt habe! Die Tweeter sind deutlich aber nicht überdeutlich zu hören und machen die hohen Frequenzen klarer. Übrigens empfinde ich am Instrument selbst das Spucken der Silbermann-8" weniger intensiv als auf den Demos, eigentlich genau richtig. Die Klaviatur spielt sich wie ich finde sehr gut (Kunststoff, für die Trend gibt es nichts besseres), nicht zu schwer, Druckpunkt vorhanden aber nicht zu deutlich. Die kleineren mechanischen, an denen ich öfters mal spiele, gehen nicht schwerer und meine Einsatzorgel mit elektropneumatischer Traktur ist weicher und leichter.

Gloria Cantus 238 Trend
Definitiv nicht mein Sound. Das Spucken klingt irgendwie synthetisch, das Plenum leicht breiig. Mir persönlich ist auch die eigentlich beliebte Viscount-Klaviatur ein wenig zu schwergängig.
Man merkt deutlich, dass das Instrument schon etwas in die Jahre gekommen ist. Nicht schlecht, aber wer wie ich die große Bibliothek und die 38 Register nicht braucht, ist mit der 226 vermutlich besser bedient.

Gloria Klassik 226
Nach kurzem Intermezzo auf der 226 Trend bin ich mal an die "normale" 226. Der Sound kommt wesentlich fetter daher, die beiden zusätzlichen Kanäle sind ganz klar hörbar. Allerdings fehlten mir gerade bei barocken Stimmen die Tweeter. Beide Orgeln haben folglich in der internen Abstrahlung eine Stärke und eine Schwäche. Was "besser" ist, vermag ich garnicht zu sagen.

Johannus Studio 150
Das war eine Überraschung! Ich hatte diesen süßlichen Johannus-Klang erwartet, aber das Ding ist verflixt nahe an einer Klassik, zumindest für meine ungeübten Ohren! Wie mir im späteren Gespräch Frau Kisselbach erklärte, hat Johannus als stillschweigendes Serienupdate die Samples tiefgreifend überarbeitet. Wenn die Orgel vorher wirklich so süß wie in den Demos geklungen hat (hab das nie live erlebt), war das ein riesen Gewinn! Dass sich die Studio in der Haptik und Bedienung nicht spürbar von der Klassik unterscheidet, dürfte kein Geheimnis sein.

Content Celeste 236
Der Klang ist erstmal garnicht so schlecht, aber irgendwie (kann nicht genau sagen warum) fand ich die Klassik schöner. Allerdings kommt die mit zehn Registern und knapp 2000 Euro Anschaffungspreis weniger um die Ecke. Des Preises wegen ist die Celeste folglich ausser Konkurenz angetreten.

Content Clavis 224
Von dem eigentlich schönen Klang der Celeste neugierig gemacht wurde ich von der Clavis böse enttäuscht. Der Klang selbst eines barocken Prinzipalchores ist dumpf, grundtönig, teigig. Der Versuch, mit einer Mixtur Abhilfe zu schaffen, geht auch in die Hose. Die ist so brutal scharf und laut, das passt garnicht! Keine zwei Minuten, dann war ich von der Orgel wieder weg. Einmal ganz davon abgesehen, dass das Pedal unterdisponiert ist.

Für mich persönlich habe ich mitgenommen:
- Die Klassik 226 Trend ist in der Preisklasse das Maß der Dinge, wenn es um Klang geht und mein Favorit
- Die Studio klingt jetzt auch richtig gut! Wäre das Budget kleiner, hätte ich mit ihr auch keine Schmerzen.
- Die Clavis klingt immer noch ziemlich dumpf, wie ich es von Content bisher kannte

Dazu habe ich noch zwei weitere Erfahrungen gemacht:
- Wenn man das Instrument nicht zu laut spielt, ist die Excellent (habe die 242 außer Konkurrenz gespielt) für meine Ohren nicht allzu weit von der Klassik 352 entfernt. Ich hätte gerne die Ohren derer, die diese Klangunterschiede ausmachen können.
- Es schadet nicht, jemand völlig unerfahrenen dabeizuhaben. Meine Frau hat mit Orgelmusik wenig am Hut. Aber sie hat das, was ich versuchte zu ergründen, mit einfachen Worten genauso auf den Punkt gebracht, beispielsweise:
"Das klingt schön nach Orgel (Klassik)"
"Irgendwie künstlich, nicht so schön (Cantus)"
"Garnicht schön, so dumpf (Clavis)"

Oha, ganz schön viel Text geworden. Ich hoffe, es wird trotzdem gelesen. [wink]


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02.01.2014 19:27
#2 RE: Mein Besuch in Baunatal
th

Hallo!
Das klingt ja sehr interessant! Ich bin im Februar 2012 bei der Studio 150 gelandet. Du hast geschrieben:

Zitat von Machthorn

(...) hat Johannus als stillschweigendes Serienupdate die Samples tiefgreifend überarbeitet(...)



Wurde Dir gesagt, wann dies passiert ist? Das würde mich schon sehr interessieren, da mich der Klang (heute) nicht mehr überzeugt und ich im Moment nur noch mit Hauptwerk unterwegs bin. Da die Orgel erst im Herbst 2011 erschienen ist dürfte das Update aber nach meinem Kauf liegen, oder?

Bei einem Neukauf würde ich jetzt viel mehr auf die Qualität der Tastaturen achten, ansonsten denke ich, solltest Du den Klang wählen, der dir möglichst optimal gefällt.

Viele Grüße
Thorsten


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02.01.2014 20:01
avatar  Harmonia aetheria ( gelöscht )
#3 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ha
Harmonia aetheria ( gelöscht )

Hallo Hendrik,

es geht nichts über das eigene Probespielen. Ich habe übrigens weitgehend die gleichen Erfahrungen bei Kisselbach gemacht. Nur war die Studio 150 damals wohl noch nicht überarbeitet.

Bei Content sind die technischen Daten sehr verlockend, aber der Klang hat sich auch meiner Meinung nach nicht viel gegenüber den älteren Modellen verändert.

Ich habe die Excellent 242 nicht gespielt, sondern die 360. Die hat sich nicht nur wegen der größeren Registerzahl doch für mich deutlich von der recht guten Klassik 352 unterschieden, natürlich auch im Preis. [grin]

Hast Du die Gloria Concerto nicht gespielt? Sie hat mir zwar besser gefallen als die Content-Modelle, ich konnte mich aber nicht so für sie begeistern wie einige Mitglieder im Forum. Glücklicherweise sind die Geschmäcker unterschiedlich.

Grüße

Roland


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02.01.2014 20:13
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#4 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Nein, aber ich hatte auch nicht nach dem Datum gefragt.

Ich habe in dem Vorstellungsartikel über die Studio 150 gelesen, dass laut Johannus in dem Instrument sehr sehr viel über Software gelöst sei. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dein Instrument updaten zu lassen. Ist ja schon sehr schade, dass du nach nicht einmal zwei jahren schon den Spaß am Klang verloren hast.

Was die Manuale angeht: Vielleicht ist in meinem Post ein wenig durchgekommen, dass ich bezüglich Klaviatur nicht sehr anspruchsvoll bin. Ich spiele alles, was mir unter die Finger kommt und meine derzeitige "Einsatzorgel" - das wird sie hoffe ich noch lange bleiben - ist von Druckpunkten im Manual weit entfernt, da ist einfach eine Feder und ein Kontakt drunter, halt elektropneumatische Taschenlade aus den Fünfzigern.

Was den Klang angeht, bin ich aber zu keinen Kompromissen bereit, und diese Haltung bestätigt sich durch deine Erfahrung. Folglich soll es auf jeden Fall die 226 Trend sein. Ein Update auf die 226 plus Holzkernklaviatur läge übrigens bei über 2200€, das sind mal eben 30%! Die möchte ich nicht ausgeben für etwas, was ich zum Spielgefühl nicht wirklich brauche. Bin halt Autodidakt und habe ohnehin wenig Erfahrung mit hoch wertigen Orgeln...


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02.01.2014 20:18
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#5 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Zitat
Ich habe die Excellent 242 nicht gespielt, sondern die 360. Die hat sich nicht nur wegen der größeren Registerzahl doch für mich deutlich von der recht guten Klassik 352 unterschieden, natürlich auch im Preis. [grin]

Hast Du die Gloria Concerto nicht gespielt? Sie hat mir zwar besser gefallen als die Content-Modelle, ich konnte mich aber nicht so für sie begeistern wie einige Mitglieder im Forum. Glücklicherweise sind die Geschmäcker unterschiedlich.



Da die Excellents ja ohnehin ausser Konkurrenz waren ebenso wie die Klassik 352, habe ich mich mit den beiden begnügt, die waren halt gerade eingeschaltet. Aus dem gleichen Grunde hab ich mich auch nicht an die Concerto gesetzt. Da die Zeit aus persönlichen Gründen bei Familie Kisselbach heute etwas begrenzt war und ich leider etwas verspätet angekommen bin, hab ich mich mit meiner Zeit auf das für mich Wesentliche beschränkt. Und das hat sich wirklich gelohnt.

Allerdings reizt mich Physis auch nicht. Ich bin kein Intonateur und mit Try and Error eine ganze Orgeldisposition durchzugehen und anzupassen, das brauch ich nicht. Da nehm ich lieber was, was vorher schon gut klingt und investiere die Zeit ins Üben.


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02.01.2014 20:59
#6 RE: Mein Besuch in Baunatal
avatar
Administrator

Ich akzeptiere alle Erfahrungen, aber deinen vorletzten Satz möchte ich doch kommentieren: Die Concerto klingt bereits ab Werk ausgezeichnet. Wer dann noch basteln will, kann das tun - aber es ist kein Muss. [wink]


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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02.01.2014 21:42
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#7 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Zitat
Ich akzeptiere alle Erfahrungen, aber deinen vorletzten Satz möchte ich doch kommentieren: Die Concerto klingt bereits ab Werk ausgezeichnet. Wer dann noch basteln will, kann das tun - aber es ist kein Muss. [wink]



Das kann ich auch garnicht bestreiten, ich habe die Concerto bislang ja auch weder gehört noch gespielt. Ich wollte damit nur sagen, dass ich nicht zum Zielpublikum der erweiterten Möglichkeiten gehöre, die die Physis-Technik vom Sampling abhebt.

Zugegeben bin ich an dem Klang schon interessiert, aber es hatte sich halt nicht ergeben und war für heute auch nicht wichtig.


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02.01.2014 22:10
#8 RE: Mein Besuch in Baunatal
cl

Hallo Machthorn,
so empfehle ich Dir, die Concerto anzuspielen und hinzuhören. Wenn Du zu Anfang die Bibliothek (oder die Intonationsparameter) auch (NOCH) nicht benötigst - so laß Dich bitte darauf aufmerksam machen, daß eine Veränderung auch erst in zwei Jahren, wie eine klangliche Frischzellenkur wirken kann. Die Bedürfnisse wachsen mit den Übungsfortschritten.
Die Raumsimulation der Concerto ist wirklich nicht zu verachten. Die solltest Du Dir unbedingt demonstrieren lassen.
Ich wünsch Dir eine für Dich kluge Entscheidung. Übrigens hat auch die stramme Klaviatur von Viscount ihre Vorteile, was die Übequalität anbelangt.
Lieben Gruß
Clemens

Liebe Grüße vom Clemens

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02.01.2014 22:18
#9 RE: Mein Besuch in Baunatal
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Administrator

Ich darf nachreichen, dass die Viscount-Klaviaturen angeblich mit drei verschieden starken Druckpunkten wählbar sind... Weiß ich nur von einem Forumskollegen, aber nachfragen könnte sich lohnen.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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02.01.2014 23:03
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#10 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Kennt denn jemand den Hauspreis für die Concerto 234? Laut Liste liegt die immerhin 30% über dem Hauspreis der 226 Trend, und die hat mir schon viel mehr Spaß gemacht als erwartet. Ich täte mich im Moment schwer, dieses "noch mehr wollen" mir und meiner Frau zu rechtfertigen.


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02.01.2014 23:15
#11 RE: Mein Besuch in Baunatal
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Administrator

Hauspreise variieren, sie werden im Regelfall zwischen Kunde und Händler vereinbart. Von daher: Unbedingt nachfragen und ggf. verhandeln! Das kostet nichts, kann am Ende aber zu einem guten Ergebnis führen... Tipp: Mit der Laminatvariante spart man nochmals gewaltig Geld, ohne den geringsten Abstrich am Klang hinnehmen zu müssen.


Ich habe noch keine Sekunde bereut, mir eine Concerto 234 zugelegt zu haben; ihr Klang erfreut mich täglich aufs Neue. Ich habe damals auch die neuen Klassik-Instrumente ausprobiert: Schon nach wenigen Augenblicken war ich mir sicher, dass die Concerto in einer ganz anderen Liga spielt. Wirklich schade, dass du sie nicht angehört hast. [sad] In Augsburg testete ich auch die Truhen-Monarke an; sie klang spitzenmäßig - aber den mutmaßlich riesigen Unterschied zu den Concertoregistern (der eine solche Preisdifferenz rechtfertigt) vermochte ich nicht auszumachen...

Detail am Rande: Ich bin seit jeher ein Intonationsfreak, der gerne mal da, mal dort an den diversen Parametern schraubt. An der Concerto habe ich das bisher kaum getan - sie klingt bereits ab Werk so, wie ich es mir von einer Orgel erwarte! Vor allem die barocke Variante (Intonation Nr. 2) hat es mir angetan. Was ich daran noch "nachjustierte", waren allenfalls Feinheiten und Tribute an meinen speziellen Geschmack; de fakto gab es aber nicht viel, was ich verändern wollte. Die Orgel klingt einfach gut!
Und auch wenn ich heute von der barocken Intonation überzeugt bin: Der Gedanke, nicht nur simpel auf "romantisch" oder "symphonisch" umschalten zu können, ist mehr als verlockend. Nein, es reizen mich auch die umfassenden Fähigkeiten der Concerto, jederzeit eine komplett neue Orgel zu designen, gleichwelcher Stilrichtung.
Aber nochmals: Man kann das tun, man muss nicht. Die Orgel ist bereits in sich "fertig".


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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02.01.2014 23:33
avatar  Flute8
#12 RE: Mein Besuch in Baunatal
Fl

Bis vor einigen Wochen war der Hauspreis der Concerto 234 mMn mit € 5'950.-- angegeben. Auf jeden Fall noch in die engere Wahl einbeziehen, da würde ich wirklich auf Gemshorn hören!


Viscount UNICO CL-6 vom 14.3.2011 bis Febr. 2013
Roland C-380DA vom 6.10.2011 bis Mai 2013
Content Cantate 346R vom 14.11.2012, bis 16.3.2018
Ab 1. März 2017 Gloria Klassik 352 bis 23. Sept. 2019

Ab 11. Mai 2019 Böhm Orgel SEMPRA SE-40, P25


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03.01.2014 00:35
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#13 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich habe über die Frage, ob die Concerto eine Option sein könnte ein wenig nachgedacht und glaube, dass das eher nicht der Fall ist. Die Begründung dafür ist weniger fachlicher sondern eher philosophischer Natur:

Als ich zum ersten mal konkret über den Kauf einer DO nachgedacht habe, so vor ca. 3 Jahren, war ich gedanklich bei einer Cantus 230. Die war nicht teuer, hätte als Übungsinstrument aber durchaus genügt. Nur wäre sie klanglich nicht zufriedenstellend gewesen. Inzwischen bin ich über das Preisniveau schon immerhin um einiges, klanglich aber um Welten über dem.

Und jetzt kommt die Philosophie: Meine Großmutter sagte gerne, reich sei der, der eine Mark mehr habe, als er benötigt. Die Frage des Reichtums bzw. der Zufriedenheit ist also eine Frage der Selbstbeschränkung, also die Frage, wo ist der Punkt gekommen, wo ich sagen kann und will, ich habe alles was ich brauche. Finde ich diesen Punkt nicht, werde ich nie zufrieden sein. Ich bemühe mich, mir die Haltung meiner Großmutter immer wieder vor Augen zu führen, habe ich übrigens auch bei meinem Auto erfolgreich getan. Ich habe mich auf das Benötigte beschränkt und bin damit zufrieden, weil ich damit zufrieden sein will.

Auf die Orgel bezogen: Ich habe mit der Klassik 226 Trend ein Instrument gefunden, das alles bietet, was ich benötige. Alleine der Gedanke, dass es demnächst in meiner Wohnung stehen könnte, macht mich glücklich. Natürlich kann es immer mehr geben, und es gibt auch immer einen rational nachvollziehbaren Grund, weshalb das Mehr was man bekommt auch das Mehr an ausgegebenem Geld Wert ist. Allerdings wird, wer dieser Kette folgt, nie den Punkt finden, wo er Zufriedenheit erreicht und dabei viel Geld ausgegeben haben.

Ich fühle mit der Klassik den Punkt des sinnvoll ausgegebenen Geldes erreicht, und nutze das weniger ausgegebene gegenüber einer Concerto, Excellent, Monarke etc lieber, um an anderen Stellen im Leben (Urlaub, essen gehen etc) ebenfalls für Zufriedenheit zu sorgen.


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03.01.2014 10:28
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#14 RE: Mein Besuch in Baunatal
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich fürchte, durch meinen letzten Beitrag könnten sich auch Leser auf den Schlips getreten fühlen. Natürlich ist der Punkt der Zufriedenheit für jeden woanders und wer gerne für sich die optimale Disposition und Intonation herausarbeitet, kann mit der Klassik 226 nicht zufrieden sein, wenn er eine Concerto haben kann. Umgekehrt kann ich auch jeden gut verstehen, der sich mit Mühe eine Cantus 230 erarbeitet hat und sich immer wieder über sein Instrument freut.

Ein Beispiel für meine Denkweise könnte mein Onkel sein. Er hat sich vor knapp zehn Jahren eine Gloria Eco 217 gekauft und ist heute noch jeden Tag hoch zufrieden, wenn er sie spielt. Er hätte sich mehr leisten können, aber die Orgel war das, was er zu seinem Glück brauchte und die Zeit hat ihm Recht gegeben.


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03.01.2014 12:44
avatar  pvh
#15 RE: Mein Besuch in Baunatal
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Machthorn
Ich fürchte, durch meinen letzten Beitrag könnten sich auch Leser auf den Schlips getreten fühlen. Natürlich ist der Punkt der Zufriedenheit für jeden woanders und wer gerne für sich die optimale Disposition und Intonation herausarbeitet, kann mit der Klassik 226 nicht zufrieden sein, wenn er eine Concerto haben kann. Umgekehrt kann ich auch jeden gut verstehen, der sich mit Mühe eine Cantus 230 erarbeitet hat und sich immer wieder über sein Instrument freut.

Ein Beispiel für meine Denkweise könnte mein Onkel sein. Er hat sich vor knapp zehn Jahren eine Gloria Eco 217 gekauft und ist heute noch jeden Tag hoch zufrieden, wenn er sie spielt. Er hätte sich mehr leisten können, aber die Orgel war das, was er zu seinem Glück brauchte und die Zeit hat ihm Recht gegeben.


ich finde diese Überlegungen sehr vernünftig. Auch ich habe mir bei meinem DO-Kaufein klares Limit in ähnlicher Höhe gesetzt. Man muss bei Ratschlägen schon im Blick haben, dass das durchschnittliche Netto-Monatseinkommen eines Haushaltes in Deutschland bei 3000 Euro liegt. Davon müssen erst einmal Wohnung, Nahrung, ggf. Ausbildung der Kinder usw. bezahlt werden, bevor an eine Digital-Orgel gedacht werden kann. Es gibt ja nicht nur gutverdienende, alleinstehende Ingenieure.

Für mich war damals klar, dass der Orgelkauf nicht auf Kosten von Urlaub, Konzertbesuchen, Ausgehen etc. gehen durfte. Außerdem ging es mir primär um eine DO zum Üben, nicht zum Genießen von Klängen, dafür waren 5000 Euro eigentlich auch schon viel. Insofern finde ich das sehr vernünftig, sich wohlüberlegt ein klares, finanzielles Limit zu setzen. Auch bin ich mit der damaligen Wahl meiner DO immer noch sehr zufrieden, trotz der vielen Verbesserungen, die es seither gegeben hat und die ich hier im Forum verfolgen konnte. Aber ich kann mir ja gelegentlich mit GrandOrgue ein bischen Abwechslung verschaffen. Das mache ich aber kaum, weil ich fast alle verfügbare Zeit zum Üben nutzen muss. Die eindruckvollsten Orgelerlebnisse habe ich auf Reisen, wenn es mir gelingt, auf einer neuen, oft interessanten Pfeifenorgel spielen zu dürfen.

Der Vergleich mit dem Autokauf ist auch wegen des Wertverlustes sehr richtig: Beim Kauf einer DO empfielt es sich m.E., den Wert der Orgel im Kopf gleich nach dem Kauf einmal mehr oder weniger komplett abzuschrieben. Die Erfahrungen auch in diesem Forum scheinen zu zeigen, dass zum einen der Wertverlust anfangs sehr hoch ist und zum anderen eine gebrauchte DO auch mit erheblichem Abschlag anscheinend nur schwer zu verkaufen ist. Vom Händler scheint man nur beim Neukauf einen vernünftigen Preis für die alte Do erzielen können. Dies gilt vermutlich umso mehr, je mehr die DO ursprünglich gekostet hat. Wer sich eine Orgel über 10.000 Euro so aus der Portokasse leisten kann, der nimmt halt nichts Gebrauchtes. Aber da weiß der Admin vielleicht mehr dazu. [wink] Für mich wäre jetzt eine 1-2 Jahe alte gebrauchte Orgel eine Alternative. Wer weiß, vielleicht bekommt man in 1-2 Jahren wenig gespielte Concertos der 1. Generation schon für 3000-4000 Euro vom Händler.

Also nochmal: Ich finde diese Überlegungen sehr vernünftig.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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