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Orgelsanierung und Denkmalpflege
Hallo Ihr Lieben,
hat jemand von Euch Erfahrungen im Umgang mit dem Denkmalamt gemacht? Bei einer meiner Dienstorgeln steht eine umfassende Reparatur/Instandsetzung an. Es handelt sich um eine der wenigen komplett erhaltenen Horn-Orgeln aus dem Jahr 1912, diese steht aber nicht unter Denkmalschutz. Einige Mitglieder aus dem Ortsausschuss wollen nun den Denkmalschutz mit ins Boot holen, weil es von deren Seite auch Zuschüsse gibt. Die Auflagen sind aber nicht ohne. Meine Erfahrungen mit dieser Art Behörde sind negativ, so wurde mir früher in einer anderen Gemeinde eine höhenverstellbare Orgelbank verwehrt mit der Begründung, das sei kein Originalzustand. Das Argument einer Ärztin aus dem Kirchenvorstand über den Arbeitsschutz zog nicht, und für zwei Bänke war dort kein Platz. An einer anderen Orgel wurde die durchaus sinnvolle spätere Erweiterung um einen 4-Fuß wieder rückgebaut mit dem Verweis auf den Originalzustand. Ergebnis: klangliche Langeweile im 2. Manual. Außerdem hat man sich dort besondere Mühe gegeben, zwei verschiedene Hölzer in den Pedalen zu verbauen, weil eine Pedaltaste ursprünglich aus einem anderen Holz bestand. Meine persönliche Meinung: Da fehlte Holz und der Orgelbauer hat das genommen, was 1866 dort gerade greifbar war. 
Wir sammeln bereits seit einem 3/4 Jahr und haben bisher etwas mehr als 1/8 der wahrscheinlich benötigten Summe von 20.000€ zusammen. (über die genaue Summe schweigt sich die Pfarrgemeinde aus, ich habe mal mit zwei befreundeten Orgelbauern gesprochen, die das Vorhaben unabhängig voneinander ungefähr dort beziffert haben) Meiner Meinung nach ist das auch ohne Denkmalamt zu schaffen. Könnte mir vorstellen, dass von dort Auflagen kommen, die etwas praxisfern sind. In den 1950er Jahren wurde die Orgel auf die Empore transloziert, ein paar Pfeifen waren zu lang und wurden deshalb umgebogen. Ansonsten ist die Orgel mehr oder weniger im Originalzustand. Nähere Infos (über den Umweg "Orgelbier" ) findet Ihr unter https://heilig-kreuz-rheingau.de/news/20...eler-orgel-bier
Wie seht Ihr das?
Bin gespannt auf Eure Antworten
#2 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Zitat von Mixtura im Beitrag #1
...so wurde mir früher in einer anderen Gemeinde eine höhenverstellbare Orgelbank verwehrt mit der Begründung, das sei kein Originalzustand...
Bei sowas fasse ich mir dann doch an den Kopf und denke mir, dass das echt dermaßen deutsch ist.. o.O (Wenn ich nicht schon davon gehört hätte, dass es bei den französischen historischen Orgeln teilweise ähnlich schildbürgerlich zugeht)
Ob die vom Denkmalschutz auch verlangen, dass in alten Häusern weiter Trinkwasserleitungen aus Blei verbaut werden, weil das der Originalzustand war? Na denn Prost =)
Gibt es denn eine Möglichkeit, die Auflagen von diesen Leuten im Voraus abzuchecken, bevor man sich von denen fördern lässt und dann nicht mehr aus der Sache raus kommt?
Auf jeden Fall hoffe ich, dass die Gemeindemitglieder sich nicht lumpen lassen und noch einige Kohle zusammen kommt =)
#3 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Zitat von Regal acht im Beitrag #2
Auf jeden Fall hoffe ich, dass die Gemeindemitglieder sich nicht lumpen lassen und noch einige Kohle zusammen kommt =)
Ich denke da ist noch viel Luft. Wir sammeln zwar schon, haben aber außer dem Orgelbier, einem Konzert mit anschließendem Kaffee & Kuchen sowie einem Glühweinstand noch nicht viel gemacht. Für 2026 sind einige größere Veranstaltungen geplant
Ob man das vielleicht vorher beim Denkmalamt abklären kann? Wäre wirklich gut zu wissen….
#4 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Das ist in jedem Bundesland ein bisschen anders und in jedem Bistum/jeder Landeskirche wiederum unterschiedlich. Das für meine Pfarrei zuständige Bistum hat wegen der mit der Inanspruchnahme von Fördermitteln verbundenen Auflagen und Bürokratie dem Vernehmen nach vom Aufbau eines zentralen Fördermittelmanagements abgesehen. Ich denke, dass man da aber in Zukunft differenzierter herangehen wird und das Ordinariat sich des Themas hoffentlich annimmt (weil eine einzelne Pfarrei das kaum leisten kann, jedenfalls nicht in der Diaspora). Es gibt durchaus sinnvolle Programme und schon eine Liste mit der simplen Unterteilung in "gut" und "böse" würde helfen, sinnvolle Wege zu sondieren und im Übrigen keine Zeit und Energie zu verschwenden. Vielleicht ist man da bei Euch schon weiter.
Wenn es darum gehen sollte, aus fördertaktischen Erwägungen zu prüfen, ob es sinnvoll sein könnte, die Orgel als Denkmal einstufen zu lassen (bisher ist das ja wohl nicht der Fall) müsste man vorher recherchieren, welche einschlägigen Förderprogramme es gibt und welche davon mit Blick auf Antragsfristen, Fördersummen, Förderschwerpunkte etc. ernsthaft infrage kommen.
Denkmalschutzbehörde ist bei Euch wahrscheinlich der Kreis und dann gibt es darüber wahrscheinlich noch ein Landesamt und ganz oben sitzt das Ministerium. Und alle haben was zu sagen! Die könnten sogar hinsichtlich der Einstufung als Denkmal unterschiedlicher Meinung sein. Und spätestens dann geht das Spiel los, das man aus "Asterix erobert Rom" kennt... Nicht auszuschließen ist auch, dass unterschiedliche Behörden für den Denkmalschutz und die Förderung der Sanierung von Denkmälern zuständig sind (man unterschätze nie den Einfallsreichtum des Gesetzgebers bei der Verteilung von Zuständigkeiten).
Gleichwohl kann es angesichts der Summen, die da aus unterschiedlichen Quellen drin sind, sinnvoll sein, sich dieser Aufgabe zu stellen (siehe etwa hier die Seiten 2 und 3, allerdings sin das Vorhaben, wo der Bund mit im Spiel war: https://www.bundestag.de/resource/blob/9...-020-23-pdf.pdf). Mit Behörden kann man oft im Vorfeld von Maßnahmen erstmal ein "Kennlerngespräch" führen und danach einschätzen, ob man sich den Aufwand antut. Im besten Fall kennt der Pfarrer den Landrat und man tauscht sich einfach mal freundschaftlich aus (bzw. fädelt einen Kontakt zwischen den jeweiligen Fachleuten ein). Wenn der Behördenkontakt erst mit förmlicher Antragstellung beginnt, ist das nicht unbedingt die zielführendste Vorgehensweise.
Neben der vielfältigen Förderung für Denkmäler gibt es auch andere Töpfe, die man anzapfen könnte, etwa kommunale Programme der Kulturförderung, ggf. gibt es eine Stiftung der örtlichen Sparkasse, private Stiftungen etc. Der Rechercheaufwand ist nicht unerheblich.
Last but not least: Es gibt übrigens kein Gesetz, das es verbietet, zwei Orgelbänke zu haben. Eine für den Denkmalschutz und eine für den Organisten 
In aller Kürze:
Man pfeife auf die Förderung und sei froh, wenn das Instrument nicht in den Fängen des Leviathan ruht...
Fünf Taler sind unheimlich viel Geld, wenn man sich plötzlich davon trennen soll. (Dagobert Duck)
Etwas ot:
Als die Fenster einer denkmalgeschützten Klinik in NRW ersetzt werden sollten, stellte das Denkmalsmt fest, dass sie mit den alten Materialien zu ersetzen seien. Also Einfachverglasung Holzrahmen etc. Als die Kliniklleitung das ablehte, wurde mit einer enormen Strafe gedroht. Auf Nachfrage wie hoch Dieselbe sei, wurde ein Betrag genannt, der gerne bezahlt wurde (irgendwas im unteren 4stelligen Bereich). Mittlerweile gibt es moderne Fenster und keiner meckert mehr.
#7 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Wir hatten hier eine Orgel, die ich gerne zumindest teilrückgeführt hätte. Sie war 1983 neobarock umgebaut worden und die Mischung von spätromantisch intonierten Registern mit neobarocken ist sehr unglücklich. Laut dem damaligen Pfarrer stünde die Orgel unter Denkmalschutz, weshalb da nichts möglich gewesen war.
Der Denkmalschutz ist ein zweischneidiges Schwert. Je nachdem, um was es geht, genießt man steuerliche Vorteile und Förderungen, andererseits darf man eben nichts oder mit hohen Auflagen ändern.
Wir prüfen auch gerade eine Rückführung einer Orgel, bei der die meisten Register nur umgesetzt und oktaviert sind. Letztendlich ist es immer eine Frage des Geldes, das doch immer knapper wird. Ich habe mir daher auch schon Gedanken gemacht, wie wir Kirchenmusiker unseren Teil dazu beitragen können, daß ein Grundstock für Pflege und Erhalt der Orgeln da ist. Mir schwebt dabei vor, Mittwochs abwechselnd Orgelführungen, Kirchenführungen mit Orgelmusik, Andachten mit Orgelmusik anzubieten. Da wir auch eine Touristengegend sind, sollte das funktionieren. Nebenbei kann diese niedrige Schwelle auch für den einen oder anderen der Beginn sein, sich mit dem Herrn zu beschäftigen.
Viele Grüße
Ippenstein
Manchmal frage ich habe, ob es auch positive Erfahrungen mit dieser Institution gibt. Aus eigenen und erzählten Erfahrungen nehme ich regelmäßig Frustration seitens der Betreuten wahr.
Ohne jetzt eine grundsätzliche Einschätzung formulieren zu können oder zu wollen:
Meine wenigen Kontakte mit Vertretern der Denkmalpflege waren immer von einem ausgesprochenen Steilgefälle geprägt; man dünkt sich anscheinend gerne in gottgleicher Autorität.
Die Lösung, eine etwaige Strafe zu zahlen, gefällt mir gut.
Ich kenne einen Pfarrer, der gegen die 'Anordnungen' der Denkmalpflege gehandelt hat und nur trocken bemerkte, dass er sich bei Bedarf gerne ins Gefängnis setze ...
Fünf Taler sind unheimlich viel Geld, wenn man sich plötzlich davon trennen soll. (Dagobert Duck)
#9 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Das von Gemshorn so benannte „Gesprächsgefälle“ habe ich auch mehrfach erlebt. Das fängt schon an, dass die Denkmalpfleger am längeren Hebel sitzen, sie haben ja den Auftrag, sie sind die Fachleute und sie können ja die Vorgaben machen, weil das Gesetz hinter ihnen steht.
Ich kenne einen Orgelneubau, wo bei der Wiederverwendung des historischen Gehäuses verwehrt wurde analog zum Hauptgehäuse Seitenverzierungen am Positivgehäuse anzubringen, obwohl das an vergleichbaren Orgeln des Orgelbauers aus der Zeit zu finden ist. Können wir nicht für diese Orgel belegen, also gibts das nicht! Der Orgelbauer ergänzte aber die Verzierungen, ebenso gabs die Blattvergoldung der Ornamente - was auch nicht im Sinne der Denkmalpfleger waren. Orgelbauer und Vertreter der Gemeinde haben aber dann stur das Ding durchgezogen - worüber alle froh sind.
Man sollte gut im Vorfeld abwägen und sich informieren, was wie gefördert werden würde. Und zu welchen Konditionen!
Aber auch Restauratoren sind aus ähnlichem Holz. Ich kenne da eine Kirchenrenovierung, wo dem Haus-KiMu der Zutritt zur Orgel verwehrt wurde weil man ja auf der Seitenempore (über die man zur Orgel gelangt) die frisch renovierten Kunstwerke auspacken würde er da nichts zu suchen hätte. Der Haus-KiMu ging einfach mit den Worten durch: „Ich lass euch euren Job machen, also lasst mich meinen Job machen. Ich muss aus denkmalschutztechnischen Gründen an die eingepackte Orgel und die Klimaregulierungsgeräte kontrollieren. Das ist MEIN Job, und das hier ist MEIN Arbeitsbereich wo IHR euch einfach breit gemacht habt ohne Rücksprache.“
#11 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Was sagt denn der OSV des Bistums?
Auf jeden Fall schon mal die örtlichen Banken anfragen, ob sie für Kulturförderung Zuschußmöglichkeit sehen.
Was für ein Traktursystem gibt es denn bei Euch. Bist Du sicher, das Wagenbach nur das elektrische Gebläse geliefert hat? Ist das Kalkantengebläse noch vorhanden?
Bei der Beauftragung des Projektes besteht die Möglichkeit Orgelbauer ins Boot zu holen, die "Restaurator im Handwerk" als Nachweis führen.
Zum Thema Denkmalschutz:
Dem leider inzwischen verstorbenen Dr. Voigt (Orgelsachverständiger für die Orgeldenkmalpflege in NRW) verdanken wir es, daß die Kegelladen der Kölner Domorgel aus dem 1. Bauabschnitt erhalten sind.
Zum Thema Orgelbank.
Wenn die Kontrolle fort ist, einfach eine Wunschbank aufstellen. Für die alte Bank findet sich sicher irgendwo ein Lagerplatz, ggfs. in der Orgel. Nach weiteren 10 Jahren kräht i.d.R. kein Hahn der Denkmalpflege danach. Im Ernstfall kann man dann die eingelagerte Bank noch vorzeigen :-).
Viel Erfolg zum Erhalt der alten Dame.
#12 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Hallo,
für ein Orgelprojekt in einer Kirche (70er Jahre) unserer Pfarrei wurde auch überlegt, Gelder des Denkmalschutzes zu nutzen. In unserem Fall steht das Gebäudeensemble (Kirche, Gemeindezentrum, Verwaltungstrakt, Pfarrhaus) tatsächlich unter Denkmalschutz. Da die Orgel aber erweitert werden soll, war der Gedanke zum Glück schnell vom Tisch. Das wäre wohl ein Holzweg mit Bumerangeffekt gewesen, weil dann sicher die Orgel auch dem Ensemble zugeordnet worden wäre und nicht mehr hätte erweitert werden können. Allerdings ist auch nach inzwischen mehreren Jahren noch nicht recht absehbar, wann das finanzielle Polster so groß sein wird, dass endlich gestartet werden kann. Vom Bistum ist nichts zu erwarten (soll wohl knapp vor der Insolvenz stehen), Sponsoren sind nicht in Sicht, auch die Sparkasse will nichts geben.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#13 RE: Orgelsanierung und Denkmalpflege
Spenden muß man aktiv einwerben. Als die Planung für die Erneuerung unserer Orgel akut wurden, gab es kein finanzielles Polster. Die Gemeinde hat knapp 600 Seelen in Diasporasituation. Startspende war anläßlich des Todes eines Gemeindemitgliedes anstatt von Kranz und Blumenspenden - die Spende zu Gunsten einer neuen Orgel. Der Betrag war knapp 5 stellig. So manch eine Kasualienkollekte landete auf diesem Konto. Außerdem bin ich im privaten Kontakt im Einzelgespräch "kötten" gegangen. In der Sammlungsphase für die Orgel sind die Kollekten Sternsinger, Brot für die Welt, Caritas, örtliche Sozialprojekte .... sogar noch gestiegen ....
Hallo,
mit dem Einwerben von Spenden ist es hier leider wirklich nicht so einfach. Zum einen gibt es immer noch so gut wie kein Bürgertum, das sich etwa in Stiftungen engagiert, zum anderen trifft alles, was mit Kirche oder Christentum zusammenhängt im besten Fall auf völliges Desinteresse, meist auf große Zurückhaltung, oft auch auf Ablehnung. Wir haben hier 17,6 % Christen insgesamt und 3 Prozent Katholiken mit sinkender Tendenz.
Die Gemeindemitglieder, viele im Rentenalter, geben schon ihr Scherflein, aber da steigen die Preise schneller als die Spendenkasse sich füllt. Als unsere Orgel noch vor der Jahrtausendwende in die Gemeinde kam undein Positif mit 3 Registern ersetzte, musste die Gemeinde "lediglich" Transport und Neuintonation bezahlen. Da musste sich der damalige Pfarrer schwer gegen die Gemeindegremien durchsetzten, die die Folgekosten scheuten.
Sicherlich könnten aktuell die damit befassten Mitgleider des lokalen Cäcilienvereins vielleicht noch etwas geschickter und wirkungsvoller vorgehen, aber das ist hier wirklich sehr hartes Brot...
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
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