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Orgelmusik von Hermann Schroeder
Hallo,
Zitat von Martin78 im Beitrag #30
Hat jemand zufällig den vierten Band (Messgesänge / Fronleichnam) aus der Bonifatius-Reihe der Orgelstücke zum Gotteslob (1978) da?
Ja, ich. Die Meditation zu "Gottheit tief verborgen" habe ich auch schon gespielt.
Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.
#32 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
Ich auch, nur nicht zuhause. Alle Bände dieser Edition liegen noch im Notenschrank auf der Empore. Komme am nächsten Sonntag wieder hin.
Zitat von Martin78 im Beitrag #30
Hat jemand zufällig den vierten Band (Messgesänge / Fronleichnam) aus der Bonifatius-Reihe der Orgelstücke zum Gotteslob (1978) da?
Ich habe leider nur die ersten drei Bände in meinem Besitz. Antiquarisch ist nichts erhältlich.
Laut der Übersicht auf der Homepage der Schroeder-Gesellschaft sollte im vierten Band zu finden sein:
Drei Choralvorspiele
1. "Im Frieden dein"
2. "Dir Vater Lobpreis werde"
3. "Gottheit tief verborgen" (Adoro te)
Diese Stücke würden mich interessieren.
Ich habe in Erinnerung, daß die "Orgelstücke zum Gotteslob" in vielen Kirchen im Notenschrank / Orgelbank lagen. So war es auch bei mir. Ich habe die Bücher auch in vielen anderen Kirchen gesehen.
Evtl. mal in einer Nachbargemeinde anfragen.
Hermann Schroeder hat auch zahlreiche Begleitsätze zu Liedern verfasst.
Ich habe hier ein dreibändiges Orgelbuch des Erzbistums Köln liegen, welches viele Sätze von Schroeder enthält.
Das müsste so von ca. 1960 sein; also der Vor-GL. Zeit.
Weiter geht es mit den „Kleinen Präludien und Intermezzi“, Schroeders Werk 9 aus dem Jahr 1932:
https://youtube.com/playlist?list=PL19CF...PdjwXrBV6estnou
Einen schönen Sonntagabend noch!
Martin
Gloria Concerto 350 Trend
@Martin78:
Und wieder eine sehr gelungene Einspielung der Orgelwerke von Hermann Schroeder.
Kirchenraum und Orgel passen sehr gut zur Musik. Und natürlich eine ganz tolle Interpretation.
Ich frage mich, ob die Gottesdienstbesucher damals zur Entstehungszeit der Kompositionen mit dieser Art von Musik wohl überfordert waren ?
Da gab es auch andere Komponisten welche ungewohnt klingende Musik zu Gehör brachten.
#37 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
@Praestant: Vielen Dank für die Blumen!
Du stellst eine interessante Frage! Ich habe neulich gehört, dass auch in den Chören von Schröders Heimat im ländlichen Rheinland-Pfalz durchaus mit dieser Harmonik gefremdelt wurde.
Dabei atmen gerade die „Kleinen Präludien und Intermezzi“ mit ihren Vortragsbezeichnungen ja durchaus noch etwas den Geist der Spätromantik … Nr. 2 ist harmonisch nicht wild, bei Nr. 4 denkt man im ersten Takt sogar vielleicht an Boëllmanns Prière a Notre-Dame 😂 und die letzte Nummer ist ein fulminanter Rausschmeißer, der auch heute komponiert worden sein könnte (Josef Still hat ihn auf der tollen Aeolus-CD „50 Jahre Domorgel Trier“ eingespielt).
Es kommen auf meinem Kanal in den nächsten Wochen noch ein gutes Dutzend kleine Choralbearbeitungen und die „Kleinen Intraden“ von 1959, die ich mir derzeit erarbeite. Letztere haben eine deutlich herbere Harmonik, zumindest im ersten und letzten Satz, die auf den Zuhörer deutlich „schräger“ wirken als alles andere, was ich bislang eingespielt habe. Aber auch diese Sammlung hat ihren Reiz!
Ich finde es jedenfalls lohnenswert, auch ein paar Stücke im Repertoire zu haben, die eindeutig anders klingen als dass, was man derzeit gemeinhin so hört (Neoromantik) und was ich auch durchaus gerne spiele.
Gloria Concerto 350 Trend
#38 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
Zitat von Martin78 im Beitrag #37
@Praestant: Vielen Dank für die Blumen!
Du stellst eine interessante Frage! Ich habe neulich gehört, dass auch in den Chören von Schröders Heimat im ländlichen Rheinland-Pfalz durchaus mit dieser Harmonik gefremdelt wurde.
Der Gemeindegesang war in den 30ern auch noch ein ganz anderer. Moderne Kirchenlieder gab es noch nicht. Ebensowenig gab es einheitliche Gesänge für alle katholischen Bistümer.
Zumindest in den Dorf- und kleineren Stadtkirchen wurde so gespielt und gesungen wie man es aus alten Orgel- und Gesangbüchern um die Jahrhunderwende 19/20 Jhd. kennt.
Und dann kommt so langsam die Moderne für das allgemeine Volk.
Ich freue mich schon auf deine weiteren Einspielungen.
#39 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
In der "Kleinen Mainzer Gesangbuchgeschichte"kannst Du auf den Seiten 30/31 nachlesen, daß es bereits 1916 eine von der Fuldaer Bischofkonferenz abpprobierte Liste von 23 Einheitsliedern in den Kettlerschen Gesangbüchern als Beiheft veröffentlicht wurden. Von Cordes ist ein entsprechendes Orgelbuch für das EB Paderborn in meinem Notenschrank gelandet... Gegeben hat es diese Bestrebungen (nicht zuletzt wegen der Erfahrungen der Militärseelsorger im 1. Weltkrieg) bereits vor 1947. Dazu gehört die liturgische Bewegung in den 30iger Jahren. 1936 Das Singerschiff ... 1938 das sog. "Kirchenlied"
8https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenlied_(Gesangbuch) für die Jugend herausbrachte.
#40 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
@clemens-cgn
Vielen Dank für den Link zur Mainzer Gesangbuchgeschichte. Sehr schön, daß ein Bistum sowas veröffentlicht. Sollte es das auch von anderen Bistümern geben ?
Ja du hast Recht, es gab bereits Bestrebungen und erste Ergebnisse zur Schaffung von Einheitsliedern. Aber so richtig los ging es ab 1947 mit der Veröffentlichung der 74 Einheitslieder welche dann in die nach dem Krieg entstandenen neuen Gesangbücher aufgenommen wurden.
Wenn ich richtig liege, waren damals die Protestanten in Richtung einheitliches Liedgut schon weiter.
Aber das mit den Einheitsliedern weicht in diesem Thread wohl zu weit vom Thema ab.
#43 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
Hier nun die Kleinen Intraden für Orgel von 1959, die vorher auch erst einmal auf YouTube auf einem eher kammermusikalischen Instrument zu hören waren:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL...Z4s3K8pVyfDYPSE
Dazu schrieb ich:
Mag sein, dass Hermann Schroeders „Kleine Intraden“ aus dem Jahr 1959 nicht jede Erwartungshaltung bedienen:
Wer sich unter „Intrade“ nicht nur allgemein ein Eröffnungsstück, sondern zugleich eine fanfarenähnliche, kraftmeiernde Komposition im Marschrhythmus mit häufigen Tonwiederholungen und einfacher Motivik vorstellt, wie es heute häufig bei Stücken mit dieser Bezeichnung der Fall ist, dürfte beim Kennenlernen von Schroeders Komposition vermutlich erstaunt realisieren, dass diese eben keine solche Musik enthält und sogar zwei Sätze (2. und 4.), die man wohl eher nicht zur Eröffnung eines Konzertes oder eines Gottesdienstes verwenden würde.
Ungeachtet der Frage, ob der Titel der Komposition nun passt oder nicht, enthält diese meines Erachtens beachtenswerte Musik.
So schreibt auch Viktor Lukas in „Reclams Orgelmusikführer“ zu dem Zyklus:
„Diese kurzen Sätze (Toccata, Ritornell, Arie mit Varianten, Pastorale und Passacaglia) sind muntere Spielstücke und als Gegensatz - weil nicht cantus-firmus-bezogen - etwa zu Choralbearbeitungen sehr wirkungsvoll. Auch in sich bieten sie reizvolle Abwechslung.“
Die beiden Ecksätze des Zyklus bieten eine recht herbe Harmonik, wohingegen die mittleren drei Teile eher „moderat modern“ geschrieben sind. Allen Sätzen ist ein eher sparsamer Einsatz des Pedals gemein.
Die eröffnende neobarocke Toccata hat alles, was eine gute Toccata braucht: Einen vielschichtigen Aufbau mit schnellen Läufen - das Tempo ist mit M.M. 100-104 auf den Viertelschlag als ein wirklich schnelles Allegro angegeben - wuchtige Akkordblöcke, einen ruhigeren, dynamisch und im Tempo zurückgenommen Mittelteil, nach Wiederaufnahme der Anfangsmotivik eine Verdichtung zum Ende hin mit einem breiten, harmonisch etwas überraschenden Schluss.
Zweiter Satz ist ein elegant klingendes Ritornell, meines Erachtens weniger als Eröffnungssatz, aber sehr gut als Zwischenspiel geeignet. Die Motive der einzelnen Teile sind aus aufsteigenden Läufen gebildet, die gegen ein aus einer absteigenden Tonleiter gebildetes Begleitmotiv im Dreierrhythmus (2+1) erklingen. Im Laufe des Stückes verändert sich öfters die Zuordnung der Tonleiter-Läufe und der Begleitung auf die beiden Hände sowie das Pedal.
Im Zentrum des kleinen Zyklus steht die „Arie mit Varianten“. Ein zweieinhalbminütiger Satz, der die schlichte, im Piano vorgestellte Melodie in e-Moll in fünf Variationen effektvoll bis hin zum Fortissimo steigert. Meines Erachtens ist dieser kompakte Variationssatz wie geschaffen, um die zahlreich vorhandenen Neobarock-Orgeln der 50er bis 80er Jahre mit ihren Charakteristiken stilecht vorzustellen!
Den vierten Satz bildet ein schlichtes Pastorale. Das Pedal übernimmt hierbei lediglich Bordunquinten, die beiden auf unterschiedlichen Manualen auszuführenden Stimmen der Hände spielen dazu eine Melodie im Oktavkanon.
Als Abschluss und längstes Stück des Zyklus komponierte Schroeder eine Passacaglia. Dies ist eine Variationsform eines meist in Molltonarten stehenden Tanzes im Dreiertakt, die besonders in der Barockzeit gepflegt wurde und auch von den Komponisten des 20. Jahrhundert mit einigen Orgelwerken bedacht wurde.
Das zehntönige, chromatische Wendungen einschließende Thema der Passacaglia weist neun verschiedene Töne der Skala auf.
Zunächst erklingt es acht Mal in seiner Normalgestalt. Mit einer Steigerung der Dynamik geht eine Zunahme der Stimmen von zwei bis sechs einher. Bei den letzten beiden Durchläufen des Themas im Fortissimo tritt dann auch die Pedalstimme mit hinzu.
Es folgt ein Piano-Teil, in dem fünfmal das Thema der Passacaglia als „Krebs“ auftaucht, das heißt, rückwärts, also von hinten nach vorne, gespielt. Mit dem markanten Sprung einer verminderten Quinte abwärts erscheint der Krebs abwechselnd in den beiden Händen, beginnend auf d und dann nachfolgend immer eine kleine Terz höher, bis er wieder in d ertönt. Danach folgen abschließend noch einmal sechs Variationen des Themas in Normalform; ab hier erklingen im Forte durchgängig Sechszehntelnoten in der Begleitung und die nach vorne drängende, motorische Motivik geht wiederum mit einer Steigerung der Dynamik einher.
Ein kompaktes, aber überzeugendes Beispiel des Formtyps „Passacaglia“.
Die Aufnahmen erfolgten am Samstag, 26. Juli 2025, in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Föhren. Ich bin kein Konzertorganist, sondern nur passionierter Hobbymusiker mit C-Examen. Die für manchen vielleicht etwas sperrige Musik von Schroeder veröffentliche ich trotz einiger enthaltener Fehlerchen und trotz nicht ganz perfekter Stimmung der Orgel, da die Kleinen Intraden bei YouTube bis jetzt erst einmal auf einem eher kammermusikalischen Instrument aufgenommen zu finden sind und da ich finde, dass die Werke von Schroeder wieder ein wenig mehr Verbreitung finden sollten!
Gloria Concerto 350 Trend
#44 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
Zitat von Praestant im Beitrag #42Zitat von Martin78 im Beitrag #41
… ist aber trotzdem interessant! 🤗
Finde ich auch und Hermann Schroeder hatte bei seinen Choralbearbeitungen evtl. auch die Einheitslieder im Fokus.
Ich denke über einen Thread zum Thema Einheitslieder nach.
Einen solchen Thread fände ich interessant. Mach dich dran!
Beste Wünsche und Grüße
#45 RE: Orgelmusik von Hermann Schroeder
Nun habe ich einen Querschnitt von einfacheren, kleinen Choralbearbeitungen von Schroeder auf meinem Kanal veröffentlicht, die ich noch im alten Jahr aufgenommen hatte.
Das sind viele der von Schroeder in der Bonifatius-Reihe „Orgelstücke zum Gotteslob“ aus den 1970er Jahren veröffentlichten Werke; der Rest ist einem Auswahlband von Schott mit Choralbearbeitungen Schroeders drin, der auch noch etwas umfangreichere Stücke bereithält.
Ich denke, man bekommt einen Eindruck davon, dass nicht alles, was in diesen Jahren komponiert und teilweise heute schon vergessen ist, schlecht ist. Schroeders Werke liegen gut in den Fingern und zeigen einen Praktiker, der orgelgemäß, einfallsreich und nicht banal zu komponieren wusste.
Viel Spaß beim Erkunden!
LG
Martin
https://youtube.com/playlist?list=PL19CF...4YamUxaJzhhLyFD
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