Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel

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11.10.2021 06:27
#46 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Moderator

Guckt mal in Rincks "Choralfreund" op. 55. Selbst mit diesen eher braven Harmonisierungen könnte man - ob der Zwischenspiele zwischen den Verszeilen - jede zügig singende Gemeinde in den Wahnsinn treiben. JSB hatte in Arnstadt eine Gemeinde, über die er sich mehrfach wegen ihres einschläfernden Gesanges beklagte. Seine Harmonien machten wach ...

LG
Michael


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11.10.2021 07:29
#47 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Zitat von trm im Beitrag #45

Na ja, gibt es hier einen einzigen Foristen, der seiner Gemeinde im Gottesdienst eine solche Begleitung zumuten könnte, ohne dass diese darüber cofundiret werde?

https://www.youtube.com/watch?v=-5X89jiql_w


Das hätte mich wohl in der That auch etwas confundirt ;)

Allerdings, damals war er ja noch jung, um die 20. Ein paar Jugendsünden kann man ihm denke ich verzeihen. Schwieriger finde ich da eher, dass er wohl eine Zeitlang davon ausging, dass jeder solche Riesenhände hat wie er, mit denen man locker alle großen Dezimen greifen kann..


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11.10.2021 08:53
#48 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Man muss hier allerdings erwähnen, dass derlei Zeilenzwischenspiele im Cäcilianismus im 19. Jahrhundert durchaus verbreitet waren, da durch den damals meist sehr langsamen Gemeindegesang die Pausen zwischen den Zeilen die Zeit dafür boten.

Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle. - Mauricio Kagel

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11.10.2021 10:10
#49 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Moderator

Jo, bekannt. Ich hab' sogar noch kath. Orgelbücher in meinem Historien-Fundus, in denen sowas eingetragen ist - mit fetten Fermaten über den Zeilenschlüssen. Man stelle sich aber mal die Konfusion vor, würde man das heute machen ...

LG
Michael


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11.10.2021 12:51
#50 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Zitat von MagisterPerotin im Beitrag #48
Man muss hier allerdings erwähnen, dass derlei Zeilenzwischenspiele im Cäcilianismus im 19. Jahrhundert durchaus verbreitet waren, da durch den damals meist sehr langsamen Gemeindegesang die Pausen zwischen den Zeilen die Zeit dafür boten.


Der Hinweis auf den Cäcilianismus des 19. Jahrhunderts führt auf eine falsche Fährte. Unter Cäcilianismus verstehen wir eine Musikaestethik bzw. einen Kompositionsstil der kath. Kirchenmusik, der eine Restaurierung des Palestrina-Stils in der Chormusik zum Ziel hatte. Mit der Orgelbgleitung von Gemeindeliedern haben sich die Cäcilianer nie befasst.

Vielmehr entstehen die Praxis der Zeilenzwischenspiele bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts und prägen die Begleitung des ev. Kirchenliedes bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Hermann Keller schreibt in einem Beitrag in den Württembergischen Blättern für Kirchenmusik 1934 (Zitat): "Um 1800 werden dann die Zeilenzwischenspiele kürzer, bescheidener, fallen nach 1830 ganz weg, die Strophenzwischenspiele halten sich aber bis gegen 1910, um dann ebenfalls von dem Schicksal ereilt zu werden, als unnötiger Ballast abgeworfen zu werden."

Eine weitere Belegstelle dafür:
https://www.jstor.org/stable/24207709

Viele Grüße,
kargelertfan


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13.10.2021 15:54
#51 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
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Hier ist nochmal was recht modernes für die Orgel; zum Spielen muss man vorher ein paarmal vom Chinesen bestellt haben, und es geht nur an einer PO mit mechanischer Registertraktur. Das Stück beginnt ab ungefähr Minute 4.

https://www.youtube.com/watch?v=EvJFHO1AwwA

Für mich durchaus hörbar. Meditativ, und eigentlich nicht Hurrz-ig -- es quäkt auch kein Tenor im Hintergrund Unverständliches ;)
Halt ein Klangteppich. Ein bisschen erinnert es mich an das Wenige, was ich von Philipp Glass gehört habe, allerdings völlig hektikfrei.

Ich denke nicht, dass das Konzertbesucher stärker confundirt als ein Messiaen (der hat allerdings mehr Struktur). An meiner Komponisten-Verehrungshierarchie hat sich aber nichts geändert (=


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13.10.2021 16:53
avatar  Joni
#52 RE: Zeitgenössische Tonkunst auf der Orgel
Jo

Zitat von Regal acht im Beitrag #51
Hier ist nochmal was recht modernes für die Orgel; zum Spielen muss man vorher ein paarmal vom Chinesen bestellt haben, und es geht nur an einer PO mit mechanischer Registertraktur. Das Stück beginnt ab ungefähr Minute 4.

https://www.youtube.com/watch?v=EvJFHO1AwwA

Für mich durchaus hörbar. Meditativ, und eigentlich nicht Hurrz-ig -- es quäkt auch kein Tenor im Hintergrund Unverständliches ;)
Halt ein Klangteppich. Ein bisschen erinnert es mich an das Wenige, was ich von Philipp Glass gehört habe, allerdings völlig hektikfrei.

Ich denke nicht, dass das Konzertbesucher stärker confundirt als ein Messiaen (der hat allerdings mehr Struktur). An meiner Komponisten-Verehrungshierarchie hat sich aber nichts geändert (=


Ich finde das ein wunderschönes Stück. Vom Stil her erinnert mich das aber eher an so "Ambiente" Synthesizer Musik (gibts auf Youtube zu Hauf). Ich würde schätzen, dass sowas auch ihre Inspiration war, da sie solche Dinge wie langsame Filterfahrten, etc. sehr geschickt mit den Registerzügen nachahmt. Ich finde den Vergleich auch sehr passend, weil für mich (ebenfalls als Synthesizerliebhaber) die Orgel einfach der älteste additive Synthesizer der Welt ist. Und offensichtlich kann dieser mit allen Neuerungen immernoch mithalten, wenn ich diese Aufnahme höre


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