"brach eehs"

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26.07.2018 18:53
avatar  Romanus ( gelöscht )
#1 RE: "brach eehs"
Ro
Romanus ( gelöscht )

Ist euch das auch schon aufgefallen ? Kann mir vielleicht jemand erklären, warum so viele Priester (z.b. bei Fernsehgottesdiensten) beim "brach es", das man doch eigentlich ganz natürlich aussprechen könnte, das "e" derart überbetonen, dass es zu einem "eeh" ausgeweitet wird ?
Liegt dem irgendeine höhere liturgische Bedeutung zugrunde, die sich mir (noch ?) nicht erschließt ?


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26.07.2018 20:54
#2 RE: "brach eehs"
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Administrator

Philosophensprache.
Die Kerle lieben es auch, vom Subjekt (also mit Betonung auf erster Silbe) zu sprechen.
Vermutlich soll mit derartigen Eigenheiten Interesse geweckt werden.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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26.07.2018 21:25
#3 RE: "brach eehs"
cl

... oder haben in einer Philosopievorlesung mal was gehört und vergessen, wo die Glocke hängt

Liebe Grüße vom Clemens

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26.07.2018 21:33
#4 RE: "brach eehs"
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Administrator

Um einen ehemaligen Landtagsabgeordneten zu zitieren: "I hob nix vastaundn."


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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27.07.2018 07:44
#5 RE: "brach eehs"
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Moderator

Ich habe als Jungkantor Peinlicheres erlebt: Da war ich gelegentlich - meistens bei Orgelweihen - mit einem Dekan zusammengespannt. Wenn der die Einsetzungsworte sprach, beugte er sich über das Altarmikrophon, senkte die Stimme um eine Quart und raunte Silbe für Silbe mit Betonung der Endungen. "Miraculix beim Brauen des Zaubertrankes" - diese Assoziation kam da nicht nur mir.
Es sollte wohl "mystisch" wirken, kam aber als billige Theatralik beim sensiblen Hörer an. Vor allem, wenn man es zum wiederholten Mal erlebte, wirkte es einfach nur lächerlich. Nicht umsonst zeugten solche Praktiken den Begriff "Hokuspokus" - "hoc est enim corpus".

LG
Michael


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05.08.2018 15:14
avatar  Larigot
#6 RE: "brach eehs"
La

Oh je, das erinnert mich auch an etwas...

In der Zeit von Abitur und Zivildienst habe ich zwei Mal als Continuocellist eine Konzertreise mit einem kleinen und ambitionierten Gesangsensemble durch Norddeutschland gemacht. Finanziell möglich war das, weil fast alle Sänger (alles Studenten) dort oben Eltern oder andere Verwandte hatten, die die Kirchentüren geöffnet und in größerem Umfang für Unterkunft und Verpflegung gesorgt haben.
Einer der wohlmeindenden Spender hat uns ein größeres Konvolut Räucheraal überlassen. Wir waren zuerst begeistert, haben dann aber schnell gemerkt, dass die Menge doch sehr großzügig bemessen war und Fisch nicht unbegrenzt haltbar ist. In der Folge haben wir uns dann eineinhalb Tage zu allen Mahlzeiten mit exponentiell abnehmender Begeisterung und zunehmenden Witzen von Räucheraal ernährt, denn zum Wegschmeißen ist das schöne Geschenk ja auch zu schade.

So weit so gut - der Pastor im folgenden Sonntagsgottesdienst, den wir auch beschallt haben, hatte die Angewohnheit, den allmächtigen Gott so zu dehnen und zu betonen, dass daraus ein aalmächtiger Gott wurde (und dummerweise hat er viel von diesem aalmächtigen Gott gesprochen...) Es ist uns nicht gelungen, das kollektive Lachen zu unterdrücken oder vor der Gemeinde zu verbergen...


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05.08.2018 17:14
#7 RE: "brach eehs"
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Administrator


Sensationelle Story!


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17.04.2020 22:00 (zuletzt bearbeitet: 17.04.2020 22:04)
#8 RE: "brach eehs"
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Administrator

Ich exhumiere mal diesen Thread, weil ich seit geraumer Zeit etwas thematisch Passendes beobachte.

Offensichtlich haben manche Priester bei den Einsetzungsworten das Bedürfnis, geringfügige Änderungen vorzunehmen. Dieses Bedürfnis könnte in einer unheilvollen Assoziation gründen, die ich durchaus nachvollziehen kann, weil sie mich seit vielen, vielen Jahren schon begleitet. Ausgelöstet wurde sie durch ein eucharistisches Lied, in dem es heißt:

"Brot nimmt er in seine Hände,
blickt zum Himmel auf und bricht"


Das Wörtchen "bricht" steht am Ende der Verszeile, einer langen Note samt darauffolgender Verschnaufpause unterlegt, sodass man den Satz eigentlich auch mit einem Punkt an dieser Stelle beenden könnte. Die sinnentstellende Wirkung leuchtet euch sofort ein.
Der weitere Textverlauf löst das dräuende Missverständnis glücklicherweise auf, denn der anschließende Passus lautet:

"dankend diese Himmelsspende,
segnet sie darauf und spricht:"


Alles gut soweit.

Nun scheint bei gewissen Zelebranten eine ähnliche Assoziation beim Rezitieren des Einsetzungsberichts aufzukommen, wo es bekanntlich heißt:

"Denn in der Nacht, da er verraten wurde,
nahm er das Brot und sagte Dank,
brach es, reichte es seinen Jüngern..."
usw.

Da ist sie wieder, die anfällige Wendung!
Neulich versuchte ein Zelebrant die Wirkung abzumildern, indem er - gleichsam als Puffer - das Personalpronomen "er" in den Satz einfügte. Die Wirkung war allerdings verheerend, denn nun lautete die Zeile:

"... nahm er das Brot in seine Hände, erbrach es..."

Ein klassischer Fall von "Operation gelungen, Patient tot"...


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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26.07.2020 11:40
#9 RE: "brach eehs"
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Ist mir die letzten Wochen aufgefallen und ich musste an diesen Faden denken: Zur Zeit wird corona-bedingt eigentlich überall hier das Agnus Dei gesprochen. Da kommt (zumindest katholischerseits) das Wort "hinweg" vor (Du nimmst hinweg die Sünde der Welt). Ich würde ja einfach "hinwegg" sagen, aber die meisten Pfarrer sagen "hinweehg" ...


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26.07.2020 12:24
avatar  trm
#10 RE: "brach eehs"
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trm

Ist der Textanfang der Trauerode zum Tode von Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth BWV 198
"Laß Fürstin, laß noch einen Strahl" ein frühes Beispiel für Urophilie?


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26.07.2020 12:47
#11 RE: "brach eehs"
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Administrator

Im marianischen Liedgut gibt es tatsächlich ein Lied, in dem das Wort "Ziegenaugen" (mindestens akustisch) vorkommt:

Glorwürd'ge Königin, himmlische Frau,
milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau.
Wende, o Mutter und Königin du,
deine barmherzigen Augen uns zu.


(aus: GLÖsterreich, Nr. 963)


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26.07.2020 13:30
#12 RE: "brach eehs"
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Deswegen: Gescheiter Latein verwenden!!

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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29.07.2020 22:35 (zuletzt bearbeitet: 29.07.2020 22:36)
avatar  SJL
#13 RE: "brach eehs"
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SJL

Zitat von 2nd_astronaut im Beitrag #9
Ist mir die letzten Wochen aufgefallen und ich musste an diesen Faden denken: Zur Zeit wird corona-bedingt eigentlich überall hier das Agnus Dei gesprochen. Da kommt (zumindest katholischerseits) das Wort "hinweg" vor (Du nimmst hinweg die Sünde der Welt). Ich würde ja einfach "hinwegg" sagen, aber die meisten Pfarrer sagen "hinweehg" ...


Das mit dem "hinweehg" (statt "hinwägg", wie ich es aussprechen würde) ist mir zum ersten Mal in (Nieder-)Bayern aufgefallen. Dort sprechen es anscheinend alle so aus, inklusive der jeweiligen Gemeinde. Es scheint also wohl nicht nur die Marotte eines einzelnen Pfarrers zu sein, sondern eine regionale Besonderheit, warum auch immer.

LG
Stephan


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29.07.2020 22:54
#14 RE: "brach eehs"
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Administrator

Oder einfach mangelndes Sprachniveau...?
Mir war eine Lektorin bekannt, die das "r" ausnahmslos als heftig rollendes Zungen-R aussprach - allerdings nur, wenn sie am Ambo stand und das Wort Gottes vortrug. Im Alltag sprach sie ganz normal. In Ausübung ihres Lektorendienstes aber sprach sie wie eine Vorlesemaschine:

Herrrr, kümmerrrrt es dich nicht, dass meine Schwesterrrr die ganze Arrrrbeit mirrr allein überrrrlässt?
(Lk 10,40b)


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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30.07.2020 00:07 (zuletzt bearbeitet: 30.07.2020 00:11)
avatar  SJL
#15 RE: "brach eehs"
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SJL

Eine weitere (bayerische?) Spezialität, die mir spontan noch einfällt, ist das "Heilick, heilick, heilick", was ja auch nicht der Standardaussprache entspricht.


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