Gloria vs. Johannus

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31.07.2016 05:56
#46 RE: Gloria vs. Johannus
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Moderator

Bei einer Kircheninstallation ist die Intonation üblicher Weise im Preis inbegriffen. Die Qualität hängt natürlich vom Zeitaufwand und vom Können des Intonateurs ab. Bei einer DO in der Kirche empfiehlt es sich, nach einem guten Jahr die bisherigen Erfahrungen zu reflektieren und ggf. nachzuarbeiten. Hier im Nachbarort wurde vor einigen Jahren die Kirche so umgestaltet, dass sich die akustischen Parameter völlig (und zu ihrem Vorteil) verändert haben. Dadurch war eine komplette Neuintonation erforderlich. Die habe ich der Gemeinde für lau gemacht, denn der Pfarrer ist einer meiner Kumpels. Üblicher Weise kalkuliert man im Orgelbau bei der Intonation pro Tag und Mann mit 1000 Euronen.
Faustregel: Je mehr Zeit man dem Intonateur einräumt, um so sorgfältiger kann und wird er arbeiten.
Im PO-Bau gilt: pro Register ein Tag, bei der DO wird ein Arbeitstag für die Komplett-Intonation kalkuliert. Etwas wenig, wie ich finde. Bei den meisten Kircheninstallationen, die mir zu Ohren kommen, höre ich daher Nachbesserungsbedarf heraus - vor allem, wenn ich das Instrument im gottesdienstlichen Einsatz erlebe.

LG
Michael


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31.07.2016 17:34
#47 RE: Gloria vs. Johannus
cl

Lieber Michael,
du bist doch im Urlaub.... und ein Post von Dir schon vor meinem Sonntagswecken [wink]

Im PO-Bau kann ein einzelnes Register auch schon mal drei Tage zu zweit verschlingen (Streicher, zickige Mixturen, Überbläser, Regale, ...).
Bei DO (größer 20 Register) halte ich "nur" einen Tag bei einer Kircheninstallation bei komplexeren Akustiken für ggfs. sehr knapp bemessen. Ein weiterer Faktor der zu berücksichtigen wäre, sind die Intonationswerkzeuge die beim jeweiligen Instrumententyp zur Anwendung kommen können, um ein klangliches Optimum zu ermöglichen.(vgl. Vivace-Serie zu Physis).
Wenn ich Dich seinerzeit richtig verstanden habe, hast Du für Deine Exellent auch mehr als einen Tag benötigt. [wink]... oder habe ich da etwas falsch verstanden
Wie wir ja beim letzten Forumstreffen hören konnten, ist eine qualitätvolle DO-Intonation durch ausgewiesen qualifiziertes Fachpersonal durchaus möglich (auch wenn nicht alles mein persönliches Wohlwollen fand).
Allerdings muß die Intonation vom Endkunden "Gemeinde" oder "Kommune für Friedhöfe" auch bezahlt werden. An dieser Stelle ist häufig die Wurzel des Übels zu suchen.
lbG in den Urlaub - bitte mit verschärftem Gruß an Deine [smile] Gattin
clm

Liebe Grüße vom Clemens

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31.07.2016 18:16
#48 RE: Gloria vs. Johannus
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Moderator

Hier herrscht Moskauer Zeit, da gehen die Uhren zwei Stunden vor ...

Die GnäDigste lässt huldvollst zurückgrüßen, auch alle anderen Forianer, die sie kennt.

Wir waren heute den ganzen Tag in Petersburg unterwegs und sind randvoll mit Eindrücken - einschließlich Schiffsparade der baltischen Flotte auf der Newa. Heute ist nämlich Tag der Kriegsmarine in Russland. Ein Riesenauftrieb. Auch ein gewisser Herr Putin war da, aber ich habe ihn nicht empfangen. Ich mag keine Diktatoren.

Stattdessen haben wir Sachen getan, die vor etwas mehr als 25 Jahren im verschärften Straflager für Spione oder mit einem Genickschuss geendet hätten: Wir haben ein russisches U-Boot besichtigt.
Da hatten Schiffe aller Klassen am Newa-Ufer festgemacht und waren der Öffentlichkeit zugänglich! Damit nicht genug: Als der Matrose an der Decksreling merkte, dass ich mit der Meinen auf Deutsch Konversation mache, raunte er einem Läufer etwas zu, der entschwand und kurz darauf kam ein junger Marineoffizier, stellte sich in perfektem Deutsch als Kapitänleutnant sonstnochwie vor, begrüßte uns als ausländische Gäste und fragte, ob er uns das Boot zeigen dürfe. Das haben wir natürlich gern angenommen und dann hat er uns vom Bugtorpedoraum bis zur Rudermaschine im Heck durch fast alle Kammern geführt. Nachtwächterkaffee und süße Zimthörnchen aus der Kombüse ingebriffen.
So was von Freundlichkeit und Aufmerksamkeit ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Unsere Betreuerin im Shuttlebus erzählte dann, dass gerade eine "Charmeoffensive" laufe. Die Marine bemüge sich um ein gutes Image bei der Bevölkerung.

In der Peter-Pauls-Kathedrale in der gleichnamigen Festung sang heute früh ein Männer-Sextett die orthodoxe Liturgie. Ich hatte (welch purer Zufall ) eine Stimmgabel einstecken. Der II. Bass hatte G (nein, nicht g0, groß G!) satt drauf! Ein sagenhafter Klang, der in diesem Umfeld absolut stimmig wirkte. Normalerweise kann ich ja mit orthodoxer Kirchenmusik nicht so viel anfangen. Aber an diesem Ort hatte das was.

So jetzt müss ich wieder in die Galaklamotten steigen. Hier wird gestylt diniert ...
Schließlich müssen die MäDels ihre Garderobe und ihre Klunker ausführen.

Wir fahren gerade durch ein mittelprächtiges Gewitter Richtung Tallin. Dort habe ich u.a. ein Date mit dem Gerät in der Nikolaikirche.

LG
Michael


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31.07.2016 20:22
avatar  pvh
#49 RE: Gloria vs. Johannus
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Wichernkantor
So was von Freundlichkeit und Aufmerksamkeit ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.
[...]
Wir fahren gerade durch ein mittelprächtiges Gewitter Richtung Tallin.


die Freundlichkeit der Leute fand ich auch in Moskau überraschend groß.
Darf man als Waterkantler fragen, wie das Schiff heißt?

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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31.07.2016 21:30
avatar  Schwarzspieler ( gelöscht )
#50 RE: Gloria vs. Johannus
Sc
Schwarzspieler ( gelöscht )

Ja - nicht umsonst ist meine Frau aus Moskau. [smile]Da fahre ich am Samstag wieder hin. Vom russischen-orthodoxen Chorgesang - auch von der Gemeinde immer mehrstimmig gesungen - bin ich als Kathode auch immer angetan! Meine Frau war in Berlin jahrelang Chorleiterin. Wenn nur die Gottesdienste nicht so lange dauern würden - nix für Leute mit Krampfadern [grin]


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31.07.2016 22:30
avatar  pvh
#51 RE: Gloria vs. Johannus
pv
pvh

Hallo,

ich hatte allerdings den Eindruck, dass die russisch-orthodoxe Kirche sehr eng mit dem dem Staat kuschelt, manches wirkte auf mich auch etwas nationalistisch. Muss aber nicht stimmen, eigentlich habe ich nur 2 Kirchen näher angesehen, darunter die neu gebaute Christ-Erlöser-Kathedrale, sowie die "Kapelle" (?) direkt am roten Platz zwischen historischem Museum und Vaterländischem Museum 1812 vor dem Auferstehungstor.

Interessant war aber auch zu hören, dass eine meiner sympatischen und schicken Moskauer Bekannten regelmäßig Orgelkonzerte besucht...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


P.S.: Einem Halb-Moskauer ist dann vermutlich auch Anastasjia Kamenskaja gut bekannt? [wink]


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31.07.2016 23:35
#52 RE: Gloria vs. Johannus
cl

Hallo Hymnus,
innerhalb der Kirchenmusikerausbildung steht i.d.R. lediglich das Nachstimmen der Zungen im Lehrplan. Für die Hauptamtlichen gehört, wenn es hoch kommt noch ein Praktikum beim Orgelbauer dazu. Innerhalb eines Praktikums sind die Finessen der Intonation kaum erlernbar. Der Orgelbauer im Handwerk hat in Deutschland unter den Ausbildungsberufen eine der längsten Ausbildungszeiten. Die Grundfertigkeiten der Intonation werden zwar unterrichtet, aber Intonateur ist man auch mit einem Gesellenbrief im Orgelbau noch lange nicht. Das ist eine Zusatz(aus)Bildung... kaum ein guter Intonateur läßt sich gerne über die Schulter schauen oder gibt seine Kniffe gerne preis.... Ein geübtes Ohr, wie es z.B. Wichernkantor es hat, kann mitunter sogar die Handschrift eines PO-Intonateurs heraushören.

Evtl. nimmst Du ja doch meinen Rat an und fragst einfach mal Herrn Reetze [wink] Evtl. ist er ja mal in der Nähe, so daß die Kosten für die Anfahrt entfallen. Ist denn Euer Hauptorganist mit der Intonation auch so unzufrieden? Den würde ich allein schon aus kollegialen Gründen mit ins Boot holen. Und dann habt ihr immer noch das Geschmacksproblem....
LbG CLM

Liebe Grüße vom Clemens

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01.08.2016 06:50
#53 RE: Gloria vs. Johannus
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Moderator

Zitat von chp

Hallo,die Freundlichkeit der Leute fand ich auch in Moskau überraschend groß.
Darf man als Waterkantler fragen, wie das Schiff heißt?

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.



Costa pacifica. Das Schwesterschiff der Capri-Havaristin. Ich wollte mal dem Tode ins Auge sehen ... [grin] Das muss man schließlich lernen in meinem Alter ...

Gerade haben wir in Tallinn festgemacht. Das Stadtbild ist schon vom Kai aus eine Augenweide. Die Muschel der berühmten "Sängerwiese" ist ebenfalls vom Schiff aus zu sehen.

LG
Michael

Wie bereits erwähnt: Die Qualität und Stabilität der Netzverbindungen hier im Baltikum ist verblüffend.


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01.08.2016 12:15
avatar  Schwarzspieler ( gelöscht )
#54 RE: Gloria vs. Johannus
Sc
Schwarzspieler ( gelöscht )

Zitat von chp

Hallo,

ich hatte allerdings den Eindruck, dass die russisch-orthodoxe Kirche sehr eng mit dem dem Staat kuschelt, manches wirkte auf mich auch etwas nationalistisch. Muss aber nicht stimmen, eigentlich habe ich nur 2 Kirchen näher angesehen, darunter die neu gebaute Christ-Erlöser-Kathedrale, sowie die "Kapelle" (?) direkt am roten Platz zwischen historischem Museum und Vaterländischem Museum 1812 vor dem Auferstehungstor.

Interessant war aber auch zu hören, dass eine meiner sympatischen und schicken Moskauer Bekannten regelmäßig Orgelkonzerte besucht...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


P.S.: Einem Halb-Moskauer ist dann vermutlich auch Anastasjia Kamenskaja gut bekannt? [wink]



Ne, ich bin nicht mal Halb-Moskauer! Dachte Kamenskaja sei so eine Iveta in russisch. Google sagt mir, dass Du eine weibliche Horst Tappert meinst. [grin] Die habe ich noch nicht gesehen...


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01.08.2016 20:27
avatar  pvh
#55 RE: Gloria vs. Johannus
pv
pvh

Hallo,

Zitat von Schwarzspieler

Ne, ich bin nicht mal Halb-Moskauer! Dachte Kamenskaja sei so eine Iveta in russisch. Google sagt mir, dass Du eine weibliche Horst Tappert meinst.


die Erfinderin der Kamenskaja, die Schriftstellerin Alexandra Marinina, die einmal selbst für die Miliz gearbeitet hat, ist in Moskau unglaublich populär, deswegen die Frage. Die ins Deutsche übersetzten Bücher sind einigermaßen solide Kriminalromane, die ganz schön die Verhältnisse von 1990 bis 2005 in Moskau wiedergeben.

Als Gegenstück zu "Iveta" könnte man vielleicht Marina Omelchenko sehen, die Titularorganistin der kath. Kathedrale in Moskau. Sie hat in Linz studiert und soll ganz gut Deutsch sprechen. Ich kenne sie aber nicht persönlich.

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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