Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?

  • Seite 6 von 8
22.07.2014 20:39
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#76 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Für mich zunächst ein Musikclown... natürlich ähnlich wie LangLang mit dem Klavier auf höchstem Niveau... aber mir zuviel Show und zu wenig Hintergrund. Wildes Artikulieren ersetzt nunmal keine Interpretation.
Zum Thema Menschen an die Orgel heranführen: wenn das nur noch mit Show und anderem Beiwerk funktioniert, dann ist das eigentlich sehr traurig.
Da schon lieber Virgil Fox, der es als Entertainer wunderbar verstand, das Publikum zu begeistern, der es aber auch zu interessanten Interpretationen brachte. Und hier sehe ich den Unterschied zu Carpenter.


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2014 22:06
avatar  Aerodynic ( gelöscht )
#77 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ae
Aerodynic ( gelöscht )

Bin mir nicht sicher, welche Auftritte Du genau am Bildschirm betrachtet hast - beim Live-Auftritt in Frankfurt konnten Aeoline und ich uns davon überzeugen, dass CC mit seinem Können begeistert, es waren keinerlei wilde, übertriebene Aktionen zu sehen.

Dass er ein Paradiesvogel ist, möchte sicher keiner in Abrede stellen, ich persönlich freue mich über Künstler, die sich von der grauen Masse abheben UND dabei auch "handwerklich" etwas bieten. [smile]


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2014 23:00
avatar  Kirchenmusiker ( gelöscht )
#78 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ki
Kirchenmusiker ( gelöscht )

Ich sage ja: jedem das seine... ich genieße mehr die Konzerte eines Ton Koopmann, einer Jane Parker-Smith oder eines Kay Johannsens als diese Art von Auftritt... aber zum Glück hat jeder sein Publikum.. [smile]


 Antworten

 Beitrag melden
23.07.2014 00:19
avatar  Aerodynic ( gelöscht )
#79 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ae
Aerodynic ( gelöscht )

Ja OK, ein Hoch auf die Vielfalt! [smile] Prost:


 Antworten

 Beitrag melden
23.07.2014 08:43
avatar  PeterW
#80 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar
+ 12.1.2018

Auf jeden Fall werde ich morgen diese Sendung mal aufnehmen.
Früh um fünf hat der Videorecorder gefälligst nicht mehr zu schlafen!


 Antworten

 Beitrag melden
23.07.2014 09:41
avatar  Aeoline
#81 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar

Zitat von PeterW
Auf jeden Fall werde ich morgen diese Sendung mal aufnehmen.


äääh - ist das nicht dieselbe Sendung? - zumindest der Titel ist genau gleich...

LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

 Antworten

 Beitrag melden
23.07.2014 09:43
avatar  PeterW
#82 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar
+ 12.1.2018

Zitat von Aeoline
äääh - ist das nicht dieselbe Sendung? - zumindest der Titel ist genau gleich...

Ja, aber das erste Mal habe ich's verpaßt (Spital).


 Antworten

 Beitrag melden
16.09.2014 20:48
avatar  Aeoline
#83 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar

Die nächste Reportage über CC im Fernsehen. Ich weiß nicht, ob das eine andere Sendung ist, als die zuletzt ausgestrahlte...

Cameron Carpenter - Revolutionär an der Orgel

RBB 25.09.2014 - 22:45 Uhr bis 23:15 Uhr

Jedenfalls werde ich meinen Online-Videorekorder mal programmieren...

LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

 Antworten

 Beitrag melden
19.09.2014 20:44
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#84 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
An
Anonymous ( gelöscht )

CC ist sicherlich mit seiner Idee der DO der Zukunft einer der ganz wenigen auf dem richtigen Wege.
Denn ihm ist es bewundernswert strunzegal wieviel das Gedackt pfeifen, zischen , klappern muss. Keineswegs geht es ihm um die Simmulation aller schrecklicher klappernder und scheppernder Geräusche einer Orgel welche einem echten Musiker keineswegs jenes Entzücken entlocken, welches die Bastler und Techniker so begehren.
Und die Simulationen all dieser Schwachsinnigkeiten führen dazu, dass der Rechner einer DO so viel Speicherplatz verbraucht und 25 s zum laden braucht. Welcher Musiker im besten Sinne braucht denn all diese Spitzfindigkeiten die vom Musizieren an sich ablenken. Ich kenne nicht einen Digital Pianisten (da gibt es solche Intonationsauswüchse auch nicht)
der soviel Wert auf Geklapper und Gepfeife legt. Ja heute zählt ja das Nebengeräuch eines Gedackt mehr, wie der Ton des Gedackt an sich.
Kirchenmusiker der ja bei Steinmeyer Orgelbauer war muss doch völlig unverständlich den Wünschen an Fehlerhaften und Ausbesserungswürdigen der vergangenen Orgelbauepochen welche auf Umwegen zwar bei den Pfeifenorgeln so weit es geht ausgemerzt wird, aber durch die Hintertür in der DO wieder auftaucht!!!!!!!!!! Was für eine verrückte Welt.
Mir sagte ein PO -bauer aus München unlängst, (und alle Forianer schwören ja hier auf die absolute Wahrheitstreue kopierter Orgelklänge aus PO)-wie er sich wundert, in heutigen DO jene Schwächen wiederzufinden , welche in den PO gar nicht mehr oder möglichst gering nur noch vorhanden sind! Tstst....
Da geht CC schon andere Wege-allerdings ist er auch hauptberuflicher Musiker, da sieht man die Dinge eben anders und der Klang ist das entscheidende Kriterium.
Thalben Ball, van Tricht, Eisenberg, Curley, Elmore, Young; Feike Asma, W.H. Zwart etc. spielten DO Modelle ohne die "tollen Vorteile " heutiger DO. Und all diese hatten sehr wohl als amtierend Domorganisten, Organisten an sehr grossen Orgeln die Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe alle gekannt. Keiner von denen hat sich bei der DO (oderAsma gar Johannus analog) etwas gewünscht was sie von ihren PO her kannte. Keiner von ihnen hat an seinen damaligen DO fehlende Intonationsmöglichkeiten, Parameter etc... vermisst.

Ist doch sehr interessant oder? Aber sicher waren (sind) dies ja auch Grössen.

Noch ein Zitat von Prof. Dr. Martin Weyer: Wir sind heute mehr denn je der Gefahr, als willige Opfer des Historismus"richtiger denn je" bauen und zu spielen zu können und damit zugleich blindlings einem neuen Materialismus, ja geradezu Klangfetischismus zu verfallen. Werktreue? Nun denn: Man nehme Bachs in summa 17 zu gebrauchende Thomaner und lasse sie in breitestem Sächsisch eine Kantate nach flüchtiger Probe aufführen- historisch exakter geht´s nicht."

Dem ist nichts hinzuzufügen.


 Antworten

 Beitrag melden
19.09.2014 21:09
avatar  Aeoline
#85 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar

Zitat von holpijp
...Werktreue? Nun denn: Man nehme Bachs in summa 17 zu gebrauchende Thomaner und lasse sie in breitestem Sächsisch eine Kantate nach flüchtiger Probe aufführen- historisch exakter geht´s nicht." - Dem ist nichts hinzuzufügen.


Applaus!!


LG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

 Antworten

 Beitrag melden
23.09.2014 03:06
avatar  Dieter Schuster ( gelöscht )
#86 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Di
Dieter Schuster ( gelöscht )

Zitat von holpijp
CC ist sicherlich mit seiner Idee der DO der Zukunft einer der ganz wenigen auf dem richtigen Wege.
...
Mir sagte ein PO -bauer aus München unlängst, (und alle Forianer schwören ja hier auf die absolute Wahrheitstreue kopierter Orgelklänge aus PO)-wie er sich wundert, in heutigen DO jene Schwächen wiederzufinden , welche in den PO gar nicht mehr oder möglichst gering nur noch vorhanden sind! Tstst....
...
Keiner von denen hat sich bei der DO (oderAsma gar Johannus analog) etwas gewünscht was sie von ihren PO her kannte. Keiner von ihnen hat an seinen damaligen DO fehlende Intonationsmöglichkeiten, Parameter etc... vermisst.
...
Noch ein Zitat von Prof. Dr. Martin Weyer: Wir sind heute mehr denn je der Gefahr, als willige Opfer des Historismus"richtiger denn je" bauen und zu spielen zu können und damit zugleich blindlings einem neuen Materialismus, ja geradezu Klangfetischismus zu verfallen.



Amen!

Die Digitalorgel verwirkt definitiv ihren Anspruch darauf, als eigenständiges, kreatives Instrument anerkannt und ernst genommen zu werden, wenn sie ständig nur dem 'Wahn der perfekten Kopie' hierterher läuft - wobei stets die Frage entsteht, welchem bestimmten 'Original' die Kopie denn entsprechen soll... ?

Stattdessen eröffnen die heutigen und zukünftigen DO-Technologien doch ungemein spannende und reizvolle neue Möglichkeiten in Klangstrukturen, Ausdruck und Dynamik, die der Pfeifenorgel konstruktionsbedingt verschlossen bleiben. Die 'perfekte Spuck-Nachahmung eines bestimmten Gedackts' gehört nicht wirklich in diese Kategorien, viel eher die potentiell enorme klangliche Wandelbarkeit, neue Ausdrucks- und Modulationsformen, oder auch ganz neue 'Registerfarben', die im Pfeifenorgelbau kaum oder überhaupt nicht realisierbar sind.

Das ist aber entweder Wunschdenken oder zumindest Zukunftsmusik, denn der typische DO-Kunde verlangt - wenn's denn schon aus welchen individuellen Gründen auch immer eine 'Digitale sein muss', allerhöchste Authentizität, getreu irgend eines bestimmten Vorbilds oder Ideals (worüber die Meinungen hierzu wiederum massiv auseinander triften).

Der DO-Käufermarkt ist also immer noch extrem von tradierten Vorstellungen geprägt und die Anbieter richten sich auch überwiegend brav danach - zumindest wenn sie verkaufen und überleben wollen. 'Traditionelle' DO-Hersteller widmen sich gern der Perfektionierung einer gelegentlich karikaturhaften Reproduktion von pfeifenorgeltypischen Unzulänglichkeiten, Hauptwerk bemüht sich um die perfekte Illusion der Darstellung von gegebenen Vorbildern, und Orgelprojekte werden gern als 'Konservierung des Klanges bestimmter historischer Instrumente' vermarktet. Alles gut und schön, sicher auch irgendwie redlich - gleichwohl trägt dies alles nicht wirklich zu einer Weiterentwicklung und Emanzipation der DO zu Instrumenten mit einem eigenständigen Charakter oder gar zu Orgeln mit ganz neuen kreativen Ausdrucksmöglichkeiten bei.

Trotz alledem: Etliche der heutigen Digitalorgeln eröffnen ihren BesitzerInnen bereits reichlich Spielplatz und Gestaltungsraum dank umfangreicher Konfigurations- und Intonationsmöglichkeiten - wenn man sich denn wirklich an solche Optionen und Gestaltungsspielräume heran wagen will.

Es ist einer der wohl wichtigsten Verdienste Cameron Carpenters, diese Spielräume nicht nur auszuloten und zu nutzen, sondern sie auch konsequent mit den ihm eigenen Interpretations- und Performanceformen einzusetzen. Anders als die meisten seiner Kollegen in der Organisten-Topliga kennt er dabei kaum Tabus und Grenzen - damit bietet er der traditionell geprägten Orgelkulturkritik natürlich auch eine breite Angriffsfläche, was ihm aber ohnehin schnurzpiepegal ist. Die eine oder andere interpretatorische Auslegung historischer Werke wie z.B. die zitierte Darbietung der großen Fuge in 'The Green Space' mag vielleicht nicht jedermann zu überzeugen (ich könnte sie mir besser und eindrucksvoller 15% langsamer, dafür aber konsequenter zu Ende interpretiert und auch spieltechnisch perfektioniert vorstellen), seine individuelle Auslegung der BWV 565-Fuge finde ich wiederum völlig genial und immer wieder gänsehautverdächtig.

Über mehr als zwei Jahre war ich mit CC und seiner vorherigen europäischen Touringorgel häufig unterwegs und habe viele Stunden mit ihm beim Aufbau und der akustischen Einrichtung auf die unterschiedlichsten Konzerträume verbracht - oder auch in Hotelbars und seinem Berliner Appartment, natürlich auch vor, während und nach seinen Konzerten. Oft haben wir um das bestmögliche Audio-Setup gerungen, machmal auch gestritten (zum Beispiel wenn es um seine fast kompromisslose Einstellung zu 'Null Nachhall' in akustisch trockenen Räumen oder bei der Audio-Direktabnahme ohne Lautsprecher in Radio-/TV-Auftritten ging). Dabei ist immer deutlicher geworden, was sich Cameron Carpenter unter dem Idealbild einer auf ihn zugeschnittener Orgel vorstellt - und genau diese Vorstellung hat er nun auch in Form seiner ganz persönlichen M&O Orgel verwirklicht. Das mag nicht jedem gefallen, für ihn und seine schier überschäumende Kreativität und Individualität ist die Orgel jedenfalls schlicht perfekt.

Und was seine dezidiert kritischen Beobachter anbelangt: Ich hatte wiederholt Gelegenheit, namhafte Organisten, Orgelsachverständige und 'verbandsnahe' Persönlichkeiten in seinen Konzerten zu identifizieren und zu beobachten. Interessant dabei war häufig die deutliche Diskrepanz zwischen erkennbarer Verblüffung, ja geradezu frenetischer Begeisterung dieser Konzertbesucher während CC's Performance - und den manchmal völlig gegenläufigen Statements derselben Besucher in Foren oder öffentlichen Äußerungen nach diesen Konzerten... - ein Schelm der Böses dabei denkt [wink]


 Antworten

 Beitrag melden
23.09.2014 07:58
#87 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar
Administrator

Zitat von Dieter Schuster
Stattdessen eröffnen die heutigen und zukünftigen DO-Technologien doch ungemein spannende und reizvolle neue Möglichkeiten in Klangstrukturen, Ausdruck und Dynamik, die der Pfeifenorgel konstruktionsbedingt verschlossen bleiben. Die 'perfekte Spuck-Nachahmung eines bestimmten Gedackts' gehört nicht wirklich in diese Kategorien, viel eher die potentiell enorme klangliche Wandelbarkeit, neue Ausdrucks- und Modulationsformen, oder auch ganz neue 'Registerfarben', die im Pfeifenorgelbau kaum oder überhaupt nicht realisierbar sind.

Der DO-Käufermarkt ist also immer noch extrem von tradierten Vorstellungen geprägt (...)


Der letzte Satz sagt eigentlich alles.
Das davor enthält m.E. eine Menge Zündstoff.

  • Neue Registerfarben: Solange man an Sampling klebt, wird es in dieser Hinsicht schwierig. [/*]
  • Neue Ehren für die Prinzipale bestimmter Hersteller? Die klingen zwar überhaupt nicht mehr nach Pfeifenorgel - aber unter dem Anspruch, die Digitalorgel in ihrer Eigenständigkeit gegenüber der Pfeifenorgel zu stärken, wäre synthetischer Klang plötzlich in Ordnung und somit der kritischen Diskussion entrissen. Wollen wir das?[/*]
  • Neue Ausdrucksformen: Auf wieviel Gegenliebe stieß Hermode-Tuning eigentlich?[/*]

Man kann die Fragestellung auf die Spitze treiben: Wozu überhaupt noch 'klassische' Register? Warum Prinzipale, Flöten, Zungen, Mixturen? Mittels Physical Modeling ist prinzipiell jeder Klang generierbar (Viscount bewies das bereits in der Anfangszeit jener Technologie... ) Könnte die Digitalorgel sich nicht erst dann vollends von der PO emanzipieren, wenn sie deren Klangwelt radikal verlässt? Die Digitalorgel als neuer Synthesizer?

Die alles entscheidende Frage ist m.E.: Will das irgendjemand?

Meiner Meinung nach wäre der Versuch, die Digitalorgel gänzlich von der Pfeifenorgel lösen zu wollen, ein Irrweg, der zugleich den Untergang dieser Instrumentengattung besiegelte. Die Digitalorgel kommt doch ihrer Historie nach genau aus dem Bestreben, eine Alternative zur Pfeifenorgel bieten zu wollen. Das zu negieren, käme m.E. einem 'Verrat' an den Ursprüngen gleich. Es bleibt auch die Frage, ob nicht auch Sci-Fi-Varianten der DO nur Epigonen von bereits Dagewesenem (Hammond, Synthesizer...) wären.

Zwei Fragen am Ende:
1. Kann man überhaupt noch etwas wirklich innovativ Neues erschaffen?
2. Will man das?


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

 Antworten

 Beitrag melden
23.09.2014 08:35
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#88 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Gemshorn stellt die richtige Frage! Wer will sowas? Der gewöhnliche DO-Kunde (auch ich) spielt auf seiner Orgel eben Bach, oder Buxtehude, Widor, Vierne, Reger, etc. Der will ein Instrument, dass klanglich einer PO so nahe wie möglich kommt. Es mag dann Ausnahmeerscheinungen geben wie Dominik Sustek, oder C.C., und vielleicht noch ein paar andere, die durchaus ganz neue Klänge produzieren wollen und die entsprechenden Möglichkeiten fordern. Das ist allerdings m. E. nicht marktbestimmend.
Ich kann ohnehin nichts verwerfliches daran finden, wenn man im Zusammenhang mit der DO von einer Nachahmung spricht. Na und? Was soll mit der Rede von der DO als einem eigenständigen Instrumententypus bezweckt werden? Eine Aufwertung derjenigen, die darauf spielen? Das haben wir doch nicht nötig. Wer beim Stand der heutigen Technik mit Scheuklappen durch die Gegend läuft und immer noch den Klang von Dr. Böhms Hallelujaquetschen aus den siebziger Jahren im Ohr hat, ist selber schuld.


 Antworten

 Beitrag melden
23.09.2014 08:43
avatar  PeterW
#89 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
avatar
+ 12.1.2018

Eine DO muß den musikalischen Vorstellungen desjenigen entsprechen, der sie spielt.
Ich denke, mit dieser apodiktischen Aussage können wir alle leben. Sie weist dem Aspekt Interpretation die wichtigste Bedeutung zu, die Orgel (welche auch immer) ist dabei nur das "Werkzeug".

Zitat von Dieter Schuster
Die 'perfekte Spuck-Nachahmung eines bestimmten Gedackts' gehört nicht wirklich in diese Kategorien, [...]

Das "bestimmte" Gedackt, also eine Anlehnung an irgendein "Original", ist sicher nicht das Erstrebenswerte. Ein 'barocker Vorläuferton' als perkussives Element sollte für polyphone Werke jedoch geliefert werden; das gilt ebenso für Grundtönigkeit u. a. für romantische.

Zitat von Dieter Schuster
Der DO-Käufermarkt ist also immer noch extrem von tradierten Vorstellungen geprägt (...)

Wovon lebt denn unsere Vorstellung von Werktreue? Das schließt aber nicht aus, daß man es nicht auch ganz anders machen kann. Letztenendes kristallisiert sich eine Auffassung einschließlich ihrer "Standardabweichung" heraus, die sich dennoch immer wieder gegenüber experimentellen Ansätzen behaupten muß - oder von denen abgelöst wird.

Zitat von Gemshorn
Neue Ehren für die Prinzipale bestimmter Hersteller? Die klingen zwar überhaupt nicht mehr nach Pfeifenorgel - aber unter dem Anspruch, die Digitalorgel in ihrer Eigenständigkeit gegenüber der Pfeifenorgel zu stärken, wäre synthetischer Klang plötzlich in Ordnung und somit der kritischen Diskussion entrissen. Wollen wir das?

Ich denke, wir wollen das auch, aber eben nicht nur. Es gehört zur Evolution der Interpretation, in der erlaubt sein muß, daß manches an den Baum geht.

Zitat von Gemshorn
Man kann die Fragestellung auf die Spitze treiben: Wozu überhaupt noch "klassische" Register? Warum Prinzipale, Flöten, Zungen, Mixturen? Könnte die Digitalorgel sich nicht erst dann vollends von der PO emanzipieren, wenn sie deren Klangwelt radikal verlässt?
Die Digitalorgel als neuer Synthesizer?


Sowohl PO als auch DO sind bei Lichte besehen "Synthesizer". Und genau dafür brauchen sie Prinzipale, Flöten, Zungen und Mixturen in den unterschiedlichen Fußtonlagen. Wenn dort noch etwas bisher Nichterwähntes dazukommt, auch gut.


 Antworten

 Beitrag melden
23.09.2014 09:34
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#90 RE: Cameron Carpenter: Künstler oder Orgelquäler?
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Zitat von PeterW
Das "bestimmte" Gedackt, also eine Anlehnung an irgendein "Original", ist sicher nicht das Erstrebenswerte.



Nicht? Hmm, ich hätte z. b. gern einen an Schnitger angelehnten grundtönigen Dulcian in meiner Orgel.
Ich lese hier doch immer von Klangidealen, denen man nahe kommen will. Ich dachte, das sei erstrebenswert.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!