Der Gott der Winde

10.04.2010 17:05
avatar  PeterW
#1 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Das Thema mag mir in keine der verfügbaren Überschriften hineinpassen,

  • obwohl man eine Digitalorgen gut dazu braucgt oder etwas Midifähiges mit Tasten und Pedal;[/*]
  • obwohl es im entferntesten etwas mit Hauptwerk gemeinsam hat, aber die Hauptwerker würden mir eins husten;[/*]
  • obwohl einiges - jedenfalls installationsmäßig - zum Selbstbauen ist;[/*]

Die Rede ist vom Gott der Winde, auch Aeolus genannt.
Die Namenspatenschaft drängte sich wohl auf, weil unser Lieblingsgegenstand - die Orgel - nun einmal in ihrer klassischen Form durch Wind betrieben wird.
Schon der Name "Gott der Winde" hat etwas virtuelles, und dabei soll's auch bleiben.

Wer oder was also ist Aeolus?

Aeolus ist als Open-Source-Software ein synthetisierender Orgel-Emulator, der auf dem Prinzip der Klangsynthese arbeitet und gut genug sein sollte, um einem Organisten mache Freude daran zu bereiten. Es ist ein Software-Synthesizer, für diese Aufgabe optimiert, mit möglicherweise Hunderten von MIDI-Signalen für jeden Anschlag, Er ist "hochgradig" intonierbar. Aus Jedem der in der Standard-Version verfügbaren Register (Screenshot s. u.) könne neue generiert und ins System eingebunden werden. Diese können in Fußtonlagen von 32'...1' sowie den Aliquoten 10²/3, 5¹/3, 2²/3, 1³/5 dargestellt werden (natürlich geht auch ein 32'-Sifflet, sieht aber blöD aus und sollte umbenannt werden ).

Hauptmerkmale des Standard-Instrument:sind drei Manuale und ein Pedal, fünf verschiedene Temperamente, variables Tuning, MIDI-Steuerung, Stereo, Surround oder Ambisonics Ausgang und sehr flexible MIDI-Audio-Controls.
Aeolus ist nicht sehr Hardware-hungrig, und sollte ohne Probleme auf einem schon etwas betagteren Laptop mit 1-GHz-CPU und 256MB laufen. Allerdings sollte man eine sehr gute(!) (externe) Soundkarte einsetzen, weil die laptopinternen nicht viel taugen.

Hier die Homepage http://www.kokkinizita.net/linuxaudio/aeolus/; dort gibt es auch ein paar mp3.

Nun noch eine gute Nachricht: Löscht Euer Windows, installiert Linux (z. B. Debian). O.O
Es sind dann (außer dem üblichen "Standard" folgende Pakete zu installieren:
  • aeolus[/*]
  • stops[/*]
  • jackd (Soundserver)[/*]
  • qjackctl (Frontend für jackd)[/*]

(sind alle in Debian und verwandten Distributuionen verfügbar und kosten nix)

Zu Installation, Konfigurierung (besonders jackd), neue Registerdateien, Intonation usw. bei Bedarf später.

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10.04.2010 18:30
#2 RE: Der Gott der Winde
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Administrator

Ähm, für Windows gibts das nicht?
*duck und weg*


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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10.04.2010 19:17
#3 RE: Der Gott der Winde
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Die Demos hören sich ja garnichtmalschlecht an...
Aber: Bei allen Beispielen sind wenige Register im Einsatz, meist sogar nur Einzelne Register - ich könnte mir vorstellen, dass Polyphonie (Plenum, Tutti) nicht so gut rüberkommt....
Sicherlich interessant für alle, die sich einmal von der Monopolstellung eines amerikanischen Konzerns gelöst haben und das bunte Fenster geschlossen haben...


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10.04.2010 19:45
avatar  Klassikfreund ( gelöscht )
#4 RE: Der Gott der Winde
Kl
Klassikfreund ( gelöscht )

Hallo PeterW!

Die Demos klingen ja richtig interessant und der Sound kann zumindestens bei einigen DO sicherlich mithalten. Läuft die Software nur unter Linux oder auch unter Windoofs?

LG Wolfram


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10.04.2010 20:25
avatar  PeterW
#5 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Aeolus ist als OSS nur für Linux vorgesehen.
Der Quellcode ist jedoch verfügbar (http://www.kokkinizita.net/linuxaudio/do...s-0.8.4.tar.bz2), und wenn sich jemand, der einen Compiler auf seiner Windoof-Kiste zu laufen hat, daran versuchen will, kann er das ggf. tun. Ich sehe da aber ein paar winzige Probleme (Bilbiotheken).
Das Compilat wäre aber dann auch wieder OSS gemäß der GNU General Public License!

Zur Frage der Polyphonie im Plenum/Tutti kann ich nichts kompetentes sagen, weil meine Laptop-interne Soundkarte..., na ja, die ist ein bißchen für'n A...[censored].

Zu den Demos: Man kann jedes Register sehr dezidiert intonieren. Ggf. bringe ich noch ein paar Bilder vom Tool, mit dem die Register bearbeitet werden.

Sind wir hier überhaupt ein paar Linux-User (damit die Arbeit einen Sinn hat)?


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12.04.2010 17:38
avatar  PeterW
#6 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Zitat von Klassikfreund
Die Demos klingen ja richtig interessant und der Sound kann zumindestens bei einigen DO sicherlich mithalten.


Deshalb habe ich mir gewagt, Aeolus hier vorzustellen.
Wie gesagt, es arbeitet nicht mit Samples, sondern mit Obertonsynthese. Hinzu kommen noch ein paar Schmankerln. Fons Adriaensen, der Autor von Aeolus, schrieb mir dazu "The basic system in Aeolus is additive synthesis, plus a lot of additional processing based on psycho-acoustics."

Wie aus der ersten Abbildung der Jack-Daemon-Einstellungen hervorgeht, ist auch Mehrkanaligkeit - je nach Soundkarte - möglich. [attachment=1]jackaudio.png[/attachment]

Die zweite hänge ich noch mit dran, weil die richtige MIDI-Konnektierung nicht ganz trivial ist.[attachment=0]jackmidi.png[/attachment]

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12.04.2010 18:44
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#7 RE: Der Gott der Winde
An
Anonymous ( gelöscht )



und für den Apfel ist es wieder mal nur der Birnbaum. *Heul. Nicht mal anhören kann ich mir das. :-( :-( :-( :-( :-( :-( :-(

Laurie


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27.04.2010 22:46
avatar  PeterW
#8 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Die Realisierung einer Wunschdisposition, wie in http://sakralorgel.forumprofi.de/viewtopic.php?f=6&t=125 andiskutiert, ist mit Aeolus kein Problem.
Nur noch intonieren muß man es...

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29.04.2010 17:32
avatar  PeterW
#9 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Zitat von Gemshorn
Ähm, für Windows gibts das nicht?


Für Windows - leider nein.

Aber - und jetzt kommt die gute Nachricht für die Freunde des angekauten Apfels:
Nachdem ich mich ein wenig den cc-Quellcode "überflog", stellte ich fest, daß man Aeolus für OS X compilieren kann
Es ist zwar etwas tricky, sollte aber trotzdem funktionieren (siehe angehängtes INSTALL-osx), wie Hans Fugal, der Coauthor, beschreibt.

Dateianhänge
  • f5t91p985n61.pdf

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14.05.2010 17:32
#10 RE: Der Gott der Winde
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Administrator

Anlässlich meines Besuchs bei PeterW konnte ich mir heute einen ersten Eindruck von Aeolus verschaffen.
Ich kann nur sagen: Hochinteressant!
Klanglich rangiert die open-source-Software sicher nicht auf dem Level von Sampling-Klangerzeugung, doch lassen sich durchaus respektable Ergebnisse erzielen; ich vermute aber, dass es viel Tüftelarbeit braucht, um eine Rohrflöte 8' wirklich einigermaßen "wiedererkennbar" zu modellieren. Erstaunlich immerhin, wie effektiv der Klangcharakter per Obertonmodifikation bearbeitet werden kann: Ein Salicional wird relativ schnell zur Quintade, indem die Lautstärke des Grundtons gesenkt und jene der Quinte angehoben wird.
Weiters habe ich beobachtet, dass die Modellierung eines Orgelregisters umso leichter von der Hand geht, je höher dessen Fußtonlage ist: Eine Oktave 2' oder eine Mixtur VI lassen sich schöner oder zumindest mit weniger Aufwand nachbauen als eine Flöte oder ein Prinzipal 8'.
Sinnvollerweise ist auch die Einschwingzeit jedes Tones modellierbar - nach meinem Dafürhalten ist die Attackphase genau jener Abschnitt der Geschichte eines Tons, in dem für unser Hören Entscheidendes geschieht... Man nehme probeweise einen einzelnen Klavierton auf und schneide die erste Halbsekunde weg: Der Klang ist nicht mehr als klaviertypisch erkennbar.
[offtopic: Es ist m.E. eine offenkundige Schwäche von Viscounts Physis-Technologie, die Einschwingphase - besonders bei den Prinzipalen - nicht orgelauthentisch hinzubekommen].
Der Realismus, mit dem diese so wichtige Attack-Phase eines Orgeltons künstlich nachgebildet werden kann, wird wahrscheinlich die Messlatte für jeden Orgelhersteller sein, der mit synthetischer Klangerzeugung arbeitet.
Wieviel Potenzial diesbezüglich in Aeolus steckt, wird man noch sehen.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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14.05.2010 19:15
avatar  PeterW
#11 RE: Der Gott der Winde
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+ 12.1.2018

Zitat von Gemshorn
Wieviel Potenzial diesbezüglich in Aeolus steckt, wird man noch sehen.


Dazu ist zu bemerken, daß das aktuelle Aeolus die Versionsnummer 0.8.2 trägt, also eine Beta-Version ist.
Einige Mitglieder der Mailingliste sind bereits am Zusammenbau einer reinen Aeolus-Orgel unter Verwendung eines midifizierten Spieltisches.

Der tongestaltenden Parameter sind Legion.
In den letzten Diskussionen hatten wir inharmonische Obertöne am Wickel, die (bisher offenbar zu wenig bei den Synthetikern beachtet) ihren Beitrag für die Anblasgeräusche leisten, bloß die sind so schwer zu definieren... Deshalb will der Entwickler diese auch (noch) nicht wirklich angehen. Teufels Küche steht nämlich dabei sperrangelweit offen.
Das richtige(!) Windgeräusch ist ebenfalls ein Thema, aber kein weißes oder graues Rauschen :-S (war da nicht jemand...?).
Dabei geht es um Überlegungen über Methoden, die es ermöglichen würden, "spektralförmigen Rauschen" für einige Register hinzufügen, aber das ist noch nicht im kochenden Topf.
Daß die mathematische Modellierung der Orgeltöne nicht so ganz einfach ist, haben ja nun zwei bekannte Hersteller auch gemerkt...


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16.05.2010 16:46
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#12 RE: Der Gott der Winde
An
Anonymous ( gelöscht )

Welcher ist der Zweite?

Laurie


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16.05.2010 16:50
#13 RE: Der Gott der Winde
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Administrator

Der zweite? Vermutlich Eminent.


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18.10.2011 17:12
avatar  JuergenPB ( gelöscht )
#14 RE: Der Gott der Winde
Ju
JuergenPB ( gelöscht )

Wird an Aeolus eigentlich noch weiterentwickelt?
Bei Debian gibt es über den Paketmanager die Version 0.8.4-4
http://packages.debian.org/stable/aeolus
Die dort angegebene Homepage (siehe auch das Eingangsposting hier) scheint es aber nicht mehr zu geben.
Die Wikipedia verweist auf eine andere Projekthomepage aber dort gibt es als letzte Version nur 0.6.6 von 2006.

Ist das Projekt also tot?




NACHTRAG:
Ächz!!
Hab doch einen Link gefunden, der funktioniert: http://kokkinizita.linuxaudio.org/linuxaudio/aeolus/


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