Ich darf euch das Ergebnis meiner umfangreichen Recherchen bezügl. "Dem Herzen Jesu singe" in der Melodiefassung von A. Zwyssig mitteilen.
Nach Einsichtnahme in die Gotteslobanhänge diverser österreichischer Diözesen konnte ich ermitteln, dass die im neuen GL unter Nr. 850 befindliche Melodieversion von "Dem Herzen Jesu singe" aus dem Anhang der Diözese Gurk-Klagenfurt stammt. Irreführenderweise steht dort im Quellenverweis zur Melodie: "Lobgesang, Eisenstadt". Das stimmt aber so nicht. Die im "Lobgesang" abgedruckte Melodiefassung unterscheidet sich an zwei markanten Stellen von dem, was im Anhang der Diözese Gurk-Klagenfurt steht. - Verwirrung allüberall.
Nach dem Durchforsten verschiedener alter Orgelbücher - darunter auch des "Assem", welcher überregional für den süDdeutsch-österreichischen Raum Geltung besaß - erteile ich einem Umlernen der Melodie eine klare Absage! Die im neuen GL abgedruckte Fassung ist und bleibt ein Proprium der Diözese Gurk-Klagenfurt; nirgendwo anders wird die Zwyssig-Melodie so gesungen.
Leider konnte ich bisher keine Urfassung des Komponisten zu Gesicht bekommen. Möglicherweise ließe sich noch von dort aus für die Rezeption der einen oder anderen Melodievariante argumentieren.
Ich muss sagen: Die Kirchenmusikverantwortlichen von Gurk-Klagenfurt haben "ihr" Liedgut in guter Weise in das neue GL hineinreklamiert. Die Diözese Eisenstadt (und tlw. auch Wien) hat hingegen eindeutig den Anschluss versäumt. Nun, damit wird ein Ergänzungsheft sehr viel schneller kommen müssen als manche denken.
Edit:Mittlerweile erhielt ich direkt aus Maria Einsiedeln einen Scan der gedruckten Urfassung. Diese gleicht weitestgehend der oben erwähnten Assem-Fassung, welche wiederum - im Großen und Ganzen - die in Burgenland, Niederösterreich und Wien verbreitete Fassung enthält. Außerdem erhielt ich den Nachweis, dass die Gurker/Klagenfurter Fassung auch in Salzburg heimisch war oder ist.
Mein persönliches Fazit: Die im Burgenland übliche Version steht dem Urtext am nächsten und dürfte auch die - über die Grenzen Österreichs hinaus - meistverbreitete Variante sein. Beleg dafür ist das Assem-Orgelbuch, welches laut Titelseite sowohl in Wien, Budweis, Klagenfurt (!), Linz, St. Pölten, Regensburg, Salzburg und Teschen Verwendung fand, sowie das katholische Gesangbuch der Donauschwaben (München 2011).
Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.
Bei der GL Einführung der jetzigen Ausgabe, gab es für das Bistum Essen eine zusätzliche Beilage, die Lieder umfasste, die im Erzbistum Köln gesungen wurden. Das Bistum Essen wurde ja aus mehreren Bistümern zusammengebastet. Dieses Ergänzungsheft wurde an alle Pfarreien gesandt, die vorher zum Erzbistum Köln gehörten. Es ist noch in vielen GL eingeklebt, wird aber so gut wie nie benutzt. Bei einigen Melodien wird einfach die beliebtere Melodie weiterverwendt (GL 595 zB). Meiner Erfahrung nach ist ein Ergänzungsheft überflüssig, es wird vielleicht am Anfang benutzt, später nicht mehr.
Mir läge an der notenschriftlichen Dokumentation der regional üblichen Melodien. In heutiger Zeit kann nicht mehr in jedem Fall auf ein ungebrochenes Tradieren überkommener Melodien gehofft werden. Junge Leute zumal können heutzutage im Regelfall Noten lesen. Wenn dann anderes gesungen wird als im Notentext steht, führt das nur zur Verwirrung.
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Nein, das Notenlesen kannst du nicht voraussetzen. Grade hier in Deutschland ist Musik immer noch Orchideenfach, dass schnell gestrichen wird, wenn kein Platz im Stundenplan ist. So war es jedenfalls an meiner Schule. Ein Kollege, der neu in die Gegend kam hat versucht die Melodie von GL 595 zu etablieren, er ist gescheitert, weil alle Gemeinden nur die "Kölner" Fassung singen wollten, egal ob die Noten da standen oder nicht.
Hm, vielleicht setze ich da mehr voraus als tatsächlich da ist. Danke für deine kritische Anmerkung.
GL 595 ist in Österreich heimisch. Dafür wird hierzulande eine andere Melodie bei GL 551 "Schönster Herr Jesu" gesungen - nämlich die Leipziger Fassung, die auch im EG zu finden ist. (Aber ich glaube, das habe ich hier schon einige Male erwähnt...)
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Junge Leute können im Regelfall Noten lesen? [grin] Ein guter Witz! Wo sollten sie das gelernt haben? Selbst wenn dem so wäre, was hättest Du davon? Junge Leute sieht man doch kaum in der Kirche. Und wenn doch mal welche da sind, weil es irgend so ein "Happening" gibt, singen die sicher nicht "Dem Herzen Jesu singe".
Ich möchte nochmal vorschlagen ein neues Unterforum einzurichten, in dem sich alles, was in irgend einer Art und Weise mit dem alten u. neuen GL befasst untergebracht wird. Wir können sicher davon ausgehen, dass uns dieses Thema noch lange aus unterschiedlichsten Blickwinkeln begleiten wird. Schon jetzt werden alte Ausgaben gesucht, man stößt oft auf entsprechende Anfragen. Warum sollte das nicht gebündelt werden?
Wenn die GGBÖ-Melodie von "Dem Herzen Jesu singe" der Kärntner Fassung entspricht, dann dürfte man das Lied auch in Salzburg so gesungen haben. Die beiden Gesangbücher "Heiliges Volk" und "Kirchenbuch" (1950) sind nämlich identisch. bei unserem Herz -Jesu-Lied steht allerdings nur der Text. Man müsste also in den alten Orgelbüchern nachsehen.
Zitat von GuilainWenn die GGBÖ-Melodie von "Dem Herzen Jesu singe" der Kärntner Fassung entspricht, dann dürfte man das Lied auch in Salzburg so gesungen haben. Die beiden Gesangbücher "Heiliges Volk" und "Kirchenbuch" (1950) sind nämlich identisch. bei unserem Herz -Jesu-Lied steht allerdings nur der Text. Man müsste also in den alten Orgelbüchern nachsehen.
Ein wenig mag ich doch der Bezeichnung GGBÖ widerstehen; sie erweckt den Eindruck, als gäbe es einen panösterreichischen Konsens über eine Melodie. De fakto ist dem aber nicht so. [wink] Nicht nur bei "Dem Herzen Jesu singe". Die Gurker/Klagenfurter hatten offensichtlich einen emsigen Verantwortlichen, der sich für die Fassungen seiner Diözese stark gemacht hat. Gut so! Dazu sind die Kärntner zu beglückwünschen. Man möge aber bitte nicht so tun, als wäre nicht das eine oder andere Lied auch in anderen Diözesen heimisch, und zwar unter diversen melodischen Varianten. Diese Pluralität mittels der Vignette "GGBÖ" zu nivellieren, trägt m.E. zur Verarmung des kirchenmusikalischen Erbes Österreichs bei... Uniformität statt Diversität? Das scheint mir mehr Rückschritt als Fortschritt zu sein.
Aber: Ein Blick in ein altes Salzburger Orgelbuch wäre in der Tat spannend. Leider steht mir dafür keine Quelle zur Verfügung. Kann/will jemand anders diesbezüglich tätig werden?
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Zitat von TabernakelwanzeJunge Leute sieht man doch kaum in der Kirche. Und wenn doch mal welche da sind, weil es irgend so ein "Happening" gibt, singen die sicher nicht "Dem Herzen Jesu singe".
Das kann ich nach meiner Erfahrung nur bestätigen. Ja, leider ist es so...
Zitat von TabernakelwanzeIch möchte nochmal vorschlagen ein neues Unterforum einzurichten, in dem sich alles, was in irgend einer Art und Weise mit dem alten u. neuen GL befasst untergebracht wird.
Wenn sich die Threads zu diesem Thema häufen, können wir darüber reden. Bislang existiert aber eigentlich nur dieser eine Thread zum Thema GL (und der abgetrennte alte Thread).
