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Orgelbau-Nachwuchs
Hallo zusammen,
habe diesen Artikel heute entdeckt: https://www.kreiszeitung.de/lokales/diep...r-93430260.html
Finde ich toll, das junge Menschen an diesem schönen Beruf noch Interesse haben.
Grüße,
Frank
#2 RE: Orgelbau-Nachwuchs
In der Tat. Auch bei uns in Sachsen sind es einige, die jedes Jahr den Beruf neu erlernen. Dazu kommen immer wieder auch Quereinsteiger. Es hat aber auch was, wenn man in diesen altehrwürdigen Firmen reinkommt, in denen teilweise mehrere Generationen gewirkt haben.
Wie schätzt ihr die Zukunft des Berufes ein?
Der Orgelbauer ist, soweit ich sehe, an den Bestand des Ökosystems 'Kirche' gebunden.
Im östlichen Österreich sind Orgelbaufirmen im Grunde nur noch Instandhalter bestehender Instrumente, Neubauten haben Seltenheitswert.
Nachdem angesichts schwindender Mitgliederzahlen vor Jahren mit einer 'Strukturreform' begonnen worden war, die unglücklicher nicht hätte sein können (ein Pfarrer für x Kirchtürme, aber die gesamte aufgeblähte Verwaltung wie früher, d.h. pro Kirchturm und Ort) und in deren Zug früher autonome Pfarren zu 'Pfarrverbänden', also größeren Regionalgebilden zusammengeschlossen worden waren, setzte sich der Abwärtstrend in punkto Kirchenbesuch fort.
Ich vermute, dass sich daran in den nächsten Jahren nichts ändern wird und daher Kirchenschließungen drohen, wodurch der Bedarf an Orgeln (und somit auch an Orgelbauern) weiter sinken wird.
Da stimme ich gerne zu. Ein Orgelbauer ist ein Spezialist auf einem sehr begrenzten "Gebiet". Wird das "Gebiet" immer kleiner (durch Strukturreformen, Schließung von Kirchen etc.), werden dafür einfach weniger Spezialisten benötigt. In der Wirtschaft versucht man sich immer, durch unterschiedliche und große Produktgruppen breit aufzustellen um solche Entwicklungen aufzufangen und auszugleichen. Das ist für einen Orgelbauer leider schwierig.
Ich möchte nicht von einem aussterbenden Berufszweig sprechen, aber er wird deutlich kleiner werden.
Als junger Mensch muss ich mir da schon gut überlegen, ob ich hier eine Zukunft sehen kann oder eben nicht.
#5 RE: Orgelbau-Nachwuchs
Es gibt glaub ich kaum so einen vielfältigen Beruf im Handwerk wie den Orgelbauer. Als gut ausgebildete Handwerker fallen sie sehr selten der Arbeitslosigkeit anheim. So sind z. B. während der Zinnkrise Orgelbauer ausgewichen, indem sie Holzdecken eingezogen haben. Bei der letzten Wirtschaftskrise landete so manch ein Orgelbauergeselle in der Industrie. Im Elektrischen und elektronischen Bereich einschl. der IT oder der Holzverarbeitung fanden sie wirklich zügig neue Erwerbsgebiete. Wenn sich jemand für die Ausbildung interessiert, lohnt sich mit Sicherheit ein Schnupperpraktikum.
Mir ist beim Lesen dieser Beiträge aufgefallen, dass es vielerlei Gründe gibt, die so nach und nach die guten alten und auch die aktuellen Pfeifenorgeln aus der Kirche und somit aus dem Gottesdienst "verdrängen".
Auch wird die Institution Kirche das ehrwürdige Handwerk des Orgelbauers, zwar immer mehr reduziert, noch ein Weilchen nötig haben.
Aber bislang wurden in noch keinem dieser Beiträge zu den "vielerlei Gründen" folgende genannt:
- Jegliche geistliche Popularmusik, die die PO meistens "vergisst" und somit zum Schweigen verurteilt.
- In größeren Kirchen stehen Flügel und Keybords und die PO ist degradiert.
- Nicht zuletzt sind WIR "Vertreter" der Digitalorgeln und damit - ob wir wollen oder nicht - stehen wir dem
traditionellen Orgelbau kaum hilfreich gegenüber.
- Auch die Kantoren haben ihren Anteil am Niedergang der PO, wenn sie diese nicht genügend im
liturgischen und konzertanten Programmablauf berücksichtigen.
Wieder einmal Fontane: Es ist ein weites Feld.
Orgelditi
#9 RE: Orgelbau-Nachwuchs
Ich betrachte die Angelegenheit mit etwas längerem Zeitrahmen von etwa 20 Jahren.
Wenn elektronische/DO zu klein von der Abstrahlung her dimensioniert waren, kam nach ca 20 Jahren die neue Pfeifenorgel von ganz allein. Wenn allerdings Kirchen profaniert werden braucht es gar keine Orgel mehr, wenn man von Aktionen wie in der Gräberkirche in Alsdorf absieht. Dort wollte man die Bach-Orgel schon rausreißen, bis man sich eines Besseren belehren ließ. Sie wird heute wieder regelmäßig benutzt.
Ich erinnere noch gut, daß gestandene studierte Kirchenmusiker sich weigerten Lieder wie "Danke" in den 70igern zu begleiten. NGL sollte heute zum normalen Repertoire gehören. Manche Sachen gehen auf der Orgel schlicht nicht, auch das ist ggfs. anzuerkennen. Dafür gibt es ja neben der Panflöte auf einigen Modellen auch ein Klavier, daß in den Schwellern bei Viscount sogar einen Dämpfer hat....
Ja, liebe Mixtura, wenn denn auch christliche Gottesdienste (mit Gemeinde!!!) darin stattfinden, hat "unsere" PO dort dann vielleicht eine Zukunft. Als reines Konzertinstrument ist die Orgel ja schon, wenn auch bescheiden, weltweit vertreten.
Clemens, ich bezweifle aber, dass im Jahre 2044 der veränderte Geschmack und die mageren Kassen eine neue PO in den dann noch vorhandenen landläufigen Kirchen ermöglichen. Gerne wäre ich Optimist.
Orgelditi
#12 RE: Orgelbau-Nachwuchs
Das waren allesamt ärmste Diasporagemeinden in Norddeutschland.
- Wenn der Kirchstandort im Bestand gesichert ist,
- es in der Gemeinde einen Motor für solch ein Unternehmen gibt
- und aus irgendeiner Ecke eine initiierende Zentralspende kommt,
dann sind Wunder aus christlicher Hoffnung durchaus möglich. (Sicher gibt es dann gerade dort sogenannte Bedenkenträger .... mit ihrer destruktiven Kraft.)
Lieber Clemens,
zwei deiner Worte lassen mich etwas erheitert grübeln: Wenn und Wunder.
Warum fangen sie beide mit W an? Weil kein Wunder ohne das Wenn geschieht? So verstehe ich Dich.
Nun gut, die Wenn sind dann halt auch göttlicher Wille... hoppla, nochmals ein W!)
Ich mag absolut nicht spotten, bin aber ernsthaft der Meinung, dass wir das uns Mögliche, wenn wir denn wollen, zur Erhaltung der christlichen Orgelkultur schon HEUTE beitragen sollten. Und die PO bleibt für mich dabei die "Königin". Dabei übersehe ich bestimmt nicht die diesbezüglichen Mühen der vielen Organisten, egal in welchem Stand, von A bis Z.
Harzlich
Orgelditi
#15 RE: Orgelbau-Nachwuchs
Hallo Orgelditi,
offensichtlich gehörst Du zu den im gemeindlichen Umgang destruktiven Abermenschen. Das moralinsaure "wir sollen" hat noch in keiner Gemeinde die Musica Sacra nach vorne gebracht. Sondern nur ein: "Wir machen"
Schauen wir uns doch bitte mal diese Gemeinde an:
Die römisch-katholische Kirche St. Clemens im Dortmunder Stadtteil Hombruch (Stadtbezirk Hombruch).
1. Wenn: Der Fortbestand des Kirchstandortes ist gesichert.
2. Wenn ein Motor für eine solche Unternehmung gibt: Den gibt es hier,
so daß der KV den Ankauf einer regionalen restaurierungsbedürftigen Klaisorgel aus dem Jahr 1906 beschloß.
Das Geld war jetzt erstmal knapp, so daß zuerst nur der Prospekt in der Kirche aufgestellt werden konnte. Jetzt steht die Fertigstellung ins Haus.
Wenn das kein aktuell-heutiges Orgelkulturerhaltendes Wunder ist, dann weiß ich es nicht..... :-)
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