Abbe Vogler Simplificationssystem

26.04.2023 07:29
#1 Abbe Vogler Simplificationssystem
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Guten Morgen,

auf die Gefahr hin, daß dem Wichernkantor ( RE: Gloria Concerto Positiv (2) ) gleich der Kaffee im Becher sauer wird, wenn ich dieses Thema auskrame,
aber ganz einfache Frage: Wie funktionierte die Simplificationsorgel?
https://organindex.de/index.php?title=M%...ter_(Hauptorgel)
Siehe die "Frosch"-Orgel. Liegt mein Gedankenfehler darin, daß da noch ein Haufen in dieser Aufzählung nicht genannter Transmissionen gewesen war? Dann würde ich das Prinzip verstehen. So aber, daß die Manuale nach Chören unterteilt sind - und sofern da keine weiteren Register gewesen waren, die dann auf die anderen Gruppen zugreifen, erschließt sich mir noch nicht das Prinzip.

Michael, lass Dir den Kaffee schmecken.


Morgendliche Grüße

Andreas


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26.04.2023 08:55
#2 RE: Abbe Vogler Simplificationssystem
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Moderator

Keine Angst, mir sind in meinem bisherigen Erdenwallen so ziemlich alle organologischen Abartigkeiten begegnet und ich bin durch nix mehr zu schocken!
Als Theoretiker war der Abbé Vogler ja kein Dummer. Aber er ließ Instrumente bauen die niemand spielen konnte, der die bisher übliche polyphone Literatur mit strenger Stimmigkeit pflegte. Orgeln dieses Typs waren konstruiert für ausgesprochen koloristische Effekte (Hirtenwonne, unterbrochen von Gewittergrollen, Sturm und Regen, gefolgt von Nachtstille und Vogelgezwitscher).
Sehr gut beschrieben ist das "Simplificationssystem" in Ellerhorsts "Handbuch der Orgelkunde". Und Emile Rupp widmet ihm in seiner "Entwicklungsgeschichte der Orgelbaukunst" ein großes Kapitel - mit durchaus satirisch-sarkastischen Bewertungen. Musikwissenschaftlich korrekt ordnet er allerdings Voglers Experimente in die Bemühungen ein, die Orgel ähnlich wie ein klassisches Sinfonieorchester "orchestrierbar" zu machen. Daher gehören die Register jedes Manuals derselben Klanggruppe an. Und sie haben keine Querkoppeln, sondern die Stimmen sind nur in dem Bereich gebaut, der dem realen Instrumentalvorbild entspricht.
Ich halte es in der Tat für fragwürdig (im realen Wortsinn), heute wieder reine "Streicherschwellwerke" etc. zu bauen, ausgenommen in Großorgeln, die eh schon alles haben. Denn ich frage mich, wofür?
Und trotzdem schmeckt mir der Morgenkaffee - preiswert in Luxemburg gekauft, da der dortige Staat seinen Bürgern noch was gönnt und keine horrenden Luxussteuern abzockt.

LG
Michael


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