CD-Tipp

02.12.2020 00:14 (zuletzt bearbeitet: 02.12.2020 01:39)
#1 CD-Tipp
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...heute eingetroffen :

Das Orgelwerk von Johann Sebastian Bach , Gesamtaufnahme mit Helmut Walcha!
Die legendären Aufnahmen der "Archiv-Produktion" der Deutschen Grammophon-Grsellschaft mit einem der herausragendendsten Bach-Interpreten, gespielt auf der
Frans-Caspar- Schnitger-Orgel der
St. Laurenskerk Alkmaar und an der Silbermann-Orgel der Kirche Saint Pierre-le-Jeune Straßburg!
Diese Gesamtaufnahme dürfte vielen hier im Forum bekannt sein.
Ich hatte immer wieder überlegt, welche der unzähligen Gesamteinspielungen der Orgelwerke Bachs ich mir zulegen sollte.
Auf Schallplatten hatte ich die Einspielung mit Walter Kraft an verschiedenen Orgeln.
Diese Schallplatten-Kassette habe ich inzwischen nicht mehr.
Nun habe ich mich für die Walcha-Aufnahmen aus den Jahren 1956, den 1960-er und den 1970-er Jahren entschieden.
Sicher spielte dabei auch eine Reminiszenz an meine Kindheit eine Rolle, da mein Vater einige Schallplatten der Orgelwerke Bachs mit Helmut Walcha im Plattenschrank hatte, die ich in jungen Jahren immer wieder gerne und oft anhörte.
Allerdings waren diese Aufnahmen aus früheren Zeiten, aus der Zeit des Beginns der "Archiv-Produktion" Anfang der 1950-er Jahre, eingespielt an der Kleinen Orgel der St. Jakobikirche Lübeck und an der Arp-Schnitger-Orgel Cappel.
Diese Mono-Aufnahmem sind inzwischen auch auf CD erschienen; Mal sehen, vielleicht hole ich mir die auch noch, denn solcherart Hörvergleiche sind ja auch immer wieder interessant! 😉
Die neuere Gesamtaufnahme ist jedenfalls m. E. in jeder Hinsicht eine Wucht:
An erster Stelle durch den Interpreten, dann durch die beiden Instrumente und schließlich durch die makellose Aufnahmetechnik (wenn ich auch zugeben muß, daß mir die oftmals durchgehenden Plenum-Registrierungen manchmal doch recht "spitz" erscheinen)!

Außerdem enthält sie auch die von Helmut Walcha komponierte Fortführung und Beendigung des von J. S. Bach nicht mehr vollendeten "Contrapunctus XVIII" aus der "Kunst der Fuge", ich finde:
Eine Meisterleistung!
Auch wenn "Die Kunst der Fuge" nicht explizit als Orgelkomposition geschrieben scheint, kann doch die Orgel "mit Fug und Recht" als DAS geeignete Instrument für diesen wunderbaren Kranz der Polyphonie dienen!

Sicher gibt es hier viele, die verschiedene Gesamteinspielungen der Bach-schen Orgelwerke besitzen!
Wichernkantor hatte ja auch vor einiger Zeit darüber geschrieben!
Es würde mich schon sehr interessieren, welche Einspielungen unsere Mitforianer so besitzen und schätzen..

Jetzt, in der "Corona"-Periode, hat man ja auch oftmals noch mehr Zeit, sich aufgrund der vielen Beschränkungen, wenigstens zu Hause mit Musik beschäftigen zu können:
Aktiv an unseren schönen Orgeln, die ja viele von uns Forianern ihr Eigen nennen dürfen, aber eben auch "passiv" (aber mit hellwachen Ohren und Sinnen!) vor der Stereo-Anlage!

So freue ich mich auf die nächste Zeit mit
Johann Sebastian Bach und Helmut Walcha!

Herzliche Grüße
Bernhard

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02.12.2020 10:19 (zuletzt bearbeitet: 02.12.2020 16:28)
#2 RE: CD-Tipp
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Moderator

Walcha war wohl der erste, der Bachs Werk (in größeren Auszügen) für die Deutsche Grammophon in Stereo einspielte. Meine erste Orgel-LP, 1967 gekauft, ist von Walcha. Sie trug den Titel "HiFi Bach" und das poppige Cover hätte auch zu einem Album der Beatles oder der Stones gepasst. Die Orgel von St. Pierre-Le-Jeune in Straßburg (mit ein paar übriggebliebenen Pfeifen von Andreas Silbermann, ansonsten von vier Generationen elsässischer Orgelbauer dem jeweiligen Zeitgeist angepasst), leuchtete in psychedelischen Farben auf einem silberglänzenden Hintergrund.
Ich besitze die Platte noch heute. Da ich sie sehr früh auf Tonband überspielt habe, ist sie sogar noch gut in Schuss.
Ihre Aufnahmen (Epidemische und ein Querschnitt durch die Choralbearbeitungen) dürften wohl Bestandtteil der CD-Box sein, die es jetzt gibt.

Der zweite Interpret, der in der beginnenden Stereo-Ära für die Deutsche Grammphon einspielte, war Karl Richter Anfang der 60er Jahre. Im Gegensatz zu Walcha, der historische Instrumente bevorzugte (bzw. das, was man damals darunter verstand), spielte Richter auf Marcussen-Orgeln. Auch diese LP-Serie gibt es seit Jahren als 3-CD-Box. Da beide Interpreten aus der Straube-Schule kamen, gaben sie sich nichts in puncto Interpretation. Mir gefällt die musikalische Rhetorik Richters in den Triosonaten sehr gut.

Zeitgleich machte Marie-Claire-Alain die erste von insgesamt drei Gesamteinspielungen bei Erato. Auch sie "stand" auf die Orgeln des Hauses Marcussen, die damals mit die Speerspitze des Neobarock bildeten. Auch diese legendären Aufnahmen, die wir als Jungstudenten wegen ihrer rasanten Tempi und der technischen Makellosigkeit bewunderten, gibt es seit einigen Jahren als CD-Box. Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre spielte Klärchen das Ganze nochmal auf neuen Orgeln ein, deren klangliche Ästhetik die inzwischen gewonnenen Erkenntnisse über barocken "Originalklang" berücksichtigte. Die Aufnahmetechnik war bereits komplett durchdigitalisiert, denn während des Aufnahmezeitraumes vollzog sich der Wechsel von der High-End-LP ("Direct Metal Mastering") zur CD.
Mlle. Alains letzte Einspielung aus den 90ern erfolgte ausschließlich an historischen, nach den damals neuesten Kriterien fachgerecht restaurierten Instrumenten.
Ich besitze alle drei Einspielungen und gönne mir gelegentlich das Vergnügen, die Aufnahmen vergleichend zu hören.

Einige französische Vertreter ihrer Generation und ihrer Tradition haben in den 60er/70er Jahren ebenfalls Gesamteinspielungen vorgelegt. Ihnen widme ich gern mal eine eigene Betrachtung. Denn seit einigen Jahren gibt es da ebenfalls die damaligen LPs als CD-Kassetten.

In der damaligen DDR veröffentliche das Devisenbringer-Label "Eterna" ab Ende der 60er Jahre Bachs Werk auf sächsischen Silbermann-Orgeln. Die ganze Nachkriegs-Riege der Leipziger Schule (u.a. Winter, Buschnakowski, Köhler etc.) wirkte mit. Nach dem ruhmreichen Untergang des DDR-Sozialismus gingen die Rechte an den Aufnahmen auf das Label "Berlin Classics" über und wurden dort für eine CD-Reihe "Bach an Silbermann-Orgeln" digital aufgearbeitet.

Vollständige Gesamteinspielungen des Bach'schen Werkes blieben bis in die 90er Jahre hinein absolute Rarissima. Im Trend lagen damals "bunte" LP/CD-Programme von Buxtehude bis Reger, als "pezzo grosso" die unvermeidliche "Empidemische" BWV 565. Ich dürfte gut 100 verschiedene Aufnahmen von ihr besitzen ...

Mit der flächendeckenden Verbreitung der CD als Standard-Tonträger und der voll digitalisieren Aufnahmekette sank der technische Aufwand für Gesamteinspielungs-Projekte beträchtlich.
Damit wurden solche Mammutvorhaben auch für kleinere und spezialisierte Labels attraktiv. In Hänsslers Bach-Gesamteinspielung wurden die Orgelwerke auf mehrere Schultern verteilt, u.a. Bine Bryndorf, Martin Lücker, Kay Johannsen an unterschiedlichen Orgeln. Die Aufnahmen aus den späten 80ern/frühen 90ern bilden ein farben- und abwechslungsreiches Kaleidoskop der verschiedenen damaligen Bach-Schulen ab.
Als Repräsentant eines zeitlos schönen Bachspiels (und als Meisterschüler von Franz Lehrndorfer) unterzog sich Gerhard Weinberger für das Label cpo der Aufgabe, auf 21 CDs alles von Bach einzuspielen, was sich für Orgel eignet - also auch die eher dem Cembalo zugeordneten 900er Nummern des BWV und sämtliche Incerta. Damit dürfte diese Einspielung als die umfangreichste gelten können.

Wolfgang Rübsam mit seiner durchaus Denkanstöße vermittelnden "historisch informierten" Spielweise veröffentlichte beim Biliglabel Naxos. Bei der Wahl der Instrumente ging er ausgesprochen eklektisch vor. Vom historischen Barockinstrument auf europäischem Boden bis zur Allzweckwaffe aus einer US-amerikanischen Orgelschmiede ist alles dabei.

Durch die legendären Konzerteisen Marçel Duprés quer durch die USA während der späten 20er Jahre und durch seinen dabei rekrutierten Schülerkreis ist ja in den USA eine eigenständige Dupré-Schule entstanden, deren markantester Vertreter wohl Michael Murray war. Von ihm gibt es wenigstens das Kernrepertoire des Bach'schen Œuvres auf drei CDs des Nobel-Labels Telarc, die mein damaliger "Hoflieferant" Duttenhofer in Würzburg Anfang der 90er eigens von jenseits des großen Teichs orderte. Aufnahmetechnisch boten die Amerikaner damals alles auf, was das Equipment an Superlativen hergab und beschrieben das Procedere schulterklopfend in ihren zig-seitigen Booklets. Interpretatorisch ist es das Exercitium der Dupré-Technik und Werkauffassung par excellence.

Die Aufnahme, die derzeit bei mir am häufigsten im Player landet, ist die von Ewald Kooiman begonnene, nach seinem plötzlichen Tod von Schülern und Freunden vollendete Einspielung auf elsässischen Silbermann-Orgeln. Mit ihrer warmen und unforcierten Tongebung empfinde ich diese Instrumente von Orgelsäuglingsjahren an als ideale Bach-Orgeln und war ausgesprochen ethusiasmiert, als dieses Projekt anhub. Daran hat sich zwischenzeitlich nichts geändert.

Derzeit arbeitet Peter Kofler an einer Gesamteinspielung auf seiner Orgel von St. Michael in München. Die erste 5-CD-Box liegt bereits vor und gefällt mir ausgezeichnet. Denn Kofler nutzt die technischen Optionen seiner modernen Orgel (Sandtner/Rieger) für die Umsetzung eines virtuositätsbetonten Spiels. Die Aufnahmetechnik ist ebenso aufwändig wie ausgeklügelt und begeistert mich vom Ergebnis her. Da freue ich mich einfach auf die nächste Box ...

LG
Michael


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02.12.2020 13:29 (zuletzt bearbeitet: 02.12.2020 13:31)
#3 RE: CD-Tipp
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Danke für diese ausführlichen Informationen,
lieber Michael!

Und wenn wir schon dabei sind:
Du schriebst von Ewald Kooiman...
Da fiel mir dann noch Ton Koopman ein, wegen gleicher Nationalität und einer gewissen Namensähnlichkeit...
Kannst Du also auch zur Einspielung von
Ton Koopman etwas sagen, und auch zu jener von Walter Kraft, die ich einst in meinem Plattenschrank hatte?
Danke und liebe Grüße
Bernhard

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02.12.2020 15:12 (zuletzt bearbeitet: 02.12.2020 15:54)
#4 RE: CD-Tipp
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Moderator

Beide hab' ich leider nicht. Koopman war mir immer etwas zu überhastet gespielt. Und bei der Totentanzorgel, die Walter Kraft benutzte, haben mir die Mixturen zu übel gescheppert und waren mir die Aliquoten zu scharf. Deshalb habe ich mir von beiden keine Platte/CD zugelegt. In der Zeit, als Kraft seine Einspielungen machte, steckte die HiFi-Technologie noch in den Kinderschuhen. Ich entsinne mich an eine Platte, auf der das Grundrauschen fast so laut war wie die Quintade 8' der Orgel.

Sehr gut gefällt mir noch die fast-komplett-Einspielung von Christopher Herrick beim britischen Qualitätslabel Hyperion. Verwendet werden sagenhaft charaktervolle, exzellent durchintonierte Metzlerinnen in Kirchen der Schweiz. Und Herrick spielt sehr musikantisch, sehr nobel und eine Spur britisch-unterkühlt. Die Präludien sind virtuos, die Fugen plastisch konturiert, die Chorarbearbeitungen lyrischen Charakters mit genug Tiefgang, die Partiten "con eleganza" und mit originellen Farben geraten. Und die Orgeln sind technisch ausgezeichnet eingefangen. Leider sind die Scheiben bei deutschen Anbietern/Versendern nicht mehr gelistet. Ich musste mir vor einigen Monaten die CD, die mir noch fehlte, direkt in GB besorgen.

LG
Michael


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02.12.2020 15:25
#5 RE: CD-Tipp
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In diesem Zusammenhang will ich auf den Organisten Jörg Halubek und auf dessen begonnenes Projekt
" Bach Organ-Landscapes" hinweisen:
https://www.halubek.com/
https://organ-landscapes.com/

eine im Entstehen befindliche Gesamteinspielung.

Dazu morgen Abend im SWR Fernsehen Baden-Württemberg von 22.45 – 23.15 Uhr ein Beitrag in der Sendereihe "Kunscht!"
Das Großprojekt "Bach Organ Landscapes" - Dirigent, Cembalist und Organist Jörg Halubek aus
Stuttgart und seine Reise zu historischen Orgelbauern, die Johann Sebastian Bach geprägt haben.

Beste Wünsche,
Willi


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02.12.2020 15:51
#6 RE: CD-Tipp
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Moderator

Danke! Klingt spannend.

LG
Michael


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02.12.2020 17:05
#7 RE: CD-Tipp
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@ kargelertfan
)
Danke für diese interessanten Hinweise!
Die Fernsehsendung werde ich mir morgen Abend unbedingt anschauen!

@Wichernkantor
Ebenso danke! Tja, die Totentanzorgel in Lübeck...Die fliegt jetzt raus, soweit ich weiß...
Die Kraft-Einspielungen, die ich hatte, wurden auf verschiedenen Orgeln eingespielt, u.A. auch auf der Arp-Schnitger-Orgel von St. Ludgeri Norden...

Als aktuelle Einspielung würde ich momentan die von Weinberger favorisieren, da sie m.W. aktuell die umfassendste ist...

Viele Grüße
Bernhard

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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02.12.2020 17:11
#8 RE: CD-Tipp
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Moderator

Jo, mit der macht man nix verkehrt - vor allem bei dem Preis!
Aber die (deutlich teurere) Pralinenschachtel ist m.E. wirklich die von Kooiman begonnene auf den Elsässerinnen. Die Truppe von Aeolus hat es einfach auch aufnahmetechnisch drauf ...

LG
Michael


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02.12.2020 17:34
#9 RE: CD-Tipp
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Ja, das mit der tollen Aufnahmetechnik hatte ich auch gelesen...Aber der Preis hatte mich allerdings auch umgehauen...

PLZ (erste zwei Ziffern): 69

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02.12.2020 19:07
#10 RE: CD-Tipp
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Moderator

Mir hat Osterhasi die Box mal ins Nest gelegt.

LG
Michael


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03.12.2020 12:20
avatar  PM
#11 RE: CD-Tipp
PM
PM

Danke für die Tipps und erklärungen. Walcha ist auch für mich noch immer normativ.

Vielleicht auch in diesem Zusammenhang interessant: Wolfgang Stockmeier spielt Bach, m.E. sehr gut.
https://www.youtube.com/watch?v=BZ2QYa7rKMg&t=433s
https://www.youtube.com/watch?v=YqpkLWATbbA&t=9064s

LG PM

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik, auf ihm ruht und fuszt jeder wahre Fortschritt“  - Max Reger


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03.12.2020 14:03
avatar  SJL
#12 RE: CD-Tipp
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SJL

Von Stockmeier hatte ich eine 20er CD Box als Bach Gesamtaufnahme, die ich mal für "'nen Appel und 'n Ei" geschossen hatte. Spielt auf verschiedenen Kreienbrink-Orgeln. Müsste aus den 70/80ern stammen...


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03.12.2020 16:03 (zuletzt bearbeitet: 04.12.2020 08:14)
#13 RE: CD-Tipp
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Moderator

Das sind in der Tat alte Analog-Aufnahmen aus den frühen 80ern, die als "Werbemittel" für das Haus Kreienbrink entstanden waren, zunächst als LP. Anfang der 90er wurden sie auf CDs gezogen, die für ein paar Märker auf den Wühltischen in den einschlägigen Abteilungen der Kaufhäuser landeten. Ich hab' mir damals drei gekauft. Na ja, das klang schon noch sehr analog (mit Bandrauschen und Leitungsbrummen, wenn man es etwas aufzog) und war zudem recht "professoral" (d.h. zwar korrekt, aber nicht sonderlich inspiriert) gespielt ...

LG
Michael


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03.12.2020 17:23
avatar  SJL
#14 RE: CD-Tipp
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SJL

Hallo Michael,

ja, exakt die Sammlung meinte ich.

Vom Hocker gerissen hatte mich die Aufnahme zwar nicht, aber auf jeden Fall war das Preis-Leistungsverhältnis wirklich OK (der Preis für die 20er-Box lag, wenn ich mich recht erinnere, etwa auf dem Niveau einer halbwegs guten Flasche Wein).

VG
Stephan


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03.12.2020 19:15 (zuletzt bearbeitet: 04.12.2020 08:13)
#15 RE: CD-Tipp
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Moderator

Ja, ich entsinne mich, dass es die Box vor bestimmt 20 Jahren mal bei jpc für 'n Appel und 'n Ei gab. Ich habe die drei Scheiben in meinem Besitz eben mal aus dem Fundus herausgesucht. Sie sind in Israel gepresst und wurden seinerzeit von einem CD-Generalisten vertrieben, der aufgekaufte Rechte an alten Aufnahmen vermarktete.

Um die Jahrtausendwende gab es auch die Gesamteinspielung von Michel Chapuis als digitalisiertes Remake, die der Interpret 1965 beim Telefunken-Label "Das alte Werk" gemacht hatte. Telefunken lieferte damals exklusive Boxen, in deren Beiheften der Notentext aus der Peters-Ausgabe verkleinert, aber vollständig abgedruckt war. Ich habe mir damals die Box mit den Triosonaten gekauft und durch das Anhören und Mitlesen viel gelernt.
Als es das auf CD gab, habe ich mir die komplette Einspielung besorgt. Chapuis vertrat die klassische französische Schule der Dupré-Nachfolgegeneration.

Maurice Duruflé und seine Frau Madeleine haben Mitte der 60er die freien Orgelwerke Bachs (ohne die Triosonaten) auf (ich glaube, acht) LPs aufgenommen. Das digitale Remake gab es als 5-CD-Box bei Emi.
Interessant war das verwendete Instrument - eben mal keine CC, sondern die "néo-classique" von Gonzales aus 1956 in der Kathedrale von Soissions. Sie nähert sich im Timbre deutlich stärker den sächsischen und elsässischen Silbermanns an als das, was damals bei uns als "Barockorgel" neugebaut wurde.
Beide Interpreten kommen aus der französischen Tradition des "légato absolu", wie es in der Traditionslinie Lemmens-Franck-Guilmant-Dupré überliefert wurde. Sie waren damit durchaus Antipoden der "Leipziger Schule", aus der Walcha und Richter kamen. Und sie betonten mit ihrem ungemein straffen Spiel den virtuosen Charakter der Präludien und Toccaten.

LG
Michael


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