Demo Rekonstruktion der Wender-Orgel in Arnstadt (Bachorgel)

18.09.2019 22:47
#1 Demo Rekonstruktion der Wender-Orgel in Arnstadt (Bachorgel)
cl

Die Klangdemo halte ich für gut gelungen. Bei meinem Vorwendebetastungsversuch waren die alten Pfeifen noch in der Steinmeyerin (die heute hinter einem Schallgitter auf der ersten Empore installiert ist). Eine in meinen Augen organologisch gute Lösung.

Liebe Grüße vom Clemens

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19.09.2019 09:21
#2 RE: Demo Rekonstruktion der Wender-Orgel in Arnstadt (Bachorgel)
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Moderator

Bei dieser Orgel handelt es sich um einen rekonstruierenden Neubau der 90er Jahre mit ganz wenig originalem Pfeifenmaterial.
Im historischen Gehäuse stand bis dahin ein Instrument von Steinmeyer aus den 30ern. Diese Pfeifen gingen ein in eine - gleichfalls quasi neue - romantisch inspirierte Orgel mit drei Manualen auf der unteren Empore ein.
Die Wender-Rekonstruktion hielt sich an die verifizierbaren Fakten. So hat das Hw keinen 2', dafür eine Quinte 5 1/3' - wg. "Gravität". (Zuvor wurde hin und her über die reversible Zutat eines 2' diskutiert, diese Lösung wurde dann verworfen.) Wie die Vorführung ohrenfällig macht, ist die Farbwirkung der Quintadena 8' in allen Grundstimmen-Mischungen sehr markant.
Gebaut wurden beide Instrumente in der Rhöner Werkstatt Hoffmann. Ich habe damals bei einer Tageszeitung in der Region gearbeitet und mehrfach darüber berichtet. Denn für die Werkstatt war das ein ausgesprochen ehrenvoller Auftrag. Und sie hat ihn in allen Ehren ausgeführt. Die Intonation von OBM Christoph Schindler ist hervorragend gelungen - auch die der Steinmeyerin.
Der damalige Hausherr, KMD Gottfried Preller, war begeistert vom Ergebnis.

Kleine Arabeske: Wir unterhielten uns über das Weihekonzert, das Preller mit Frühwerken aus Bachs Arnstädter Zeit bestreiten wollte. Ich meinte, dann sei die "Epidemische" ja wohl gesetzt. Daraufhin hielt mir Preller einen fundierten Vortrag darüber, dass selbiges Werk mit ziemlicher Sicherheit nicht von Bach, sondern von Kellner sei. So auf den damals nagelneuesten musikwissenschaftlichen Stand gebracht, fand ich mich erwartungsfroh zum Jungfernflug ein - und was spielte der Maestro? BWV 565 ...

Zweite Arabeske: Mit den Absolventen eines C-Kurses, in dem ich Orgelkunde unterrichtet hatte, war ich anno '95 auf Exkursion an restaurierte Orgeln in Südthüringen und wir besuchten auch das Arnstädter Bachhhaus, in dem der alte Originalspieltisch der Wender-Orgel ausgestellt ist. Berühren aller-, aller,- allerstrengstens verboten! Die Museums-Mitarbeiterin wachte wie eine Cerbereuse darüber, dass niemand die Ikone "schänden" konnte.
Also sannen wir auf Abhilfe: Eine unserer jungen Damen täuschte einen Schwächeanfall vor - es war an diesem Tag sehr heiß. Wärend sie im Vorraum "erstversorgt" wurde, bestiegen die übrigen Kursler sukzessiv eben mal schnell die Bank und ich ließ den Auslöser der Kamera heißlaufen ...

Ein Besuch in Arnstadt ist sehr zu empfehlen. Da passiert musikalisch Einiges. Im Bachhaus gibt es zudem ein paar interessante CDs. Und in einer Metzgerei in der Nähe gab es seinerzeit ein essbares Register: Thüringer Bratwurscht 1' ...


LG
Michael


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