Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob

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23.02.2019 17:36 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:18)
avatar  pvh
#1 Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
pv
pvh

Hallo,

wer richtet sich denn nach den Tempoempfehlungen (Metronomangaben), die im Orgelbuch zum katholischen Gotteslob stehen? Wenn man die beachtet, ergibt sich in der Regel ein ganz flotter Gesang, jedenfalls flotter als ich das aus dem süddeutschen Raum oder Österreich kenne...

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


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23.02.2019 20:28
avatar  Positiv
#2 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Die Angaben beachte ich schon. Da ich aber in vier ländlichen katholischen Kirchen regelmäßig spiele, richtet sich das Tempo nach den Kirchenbesuchern (dem Volk). In einer Gemeinde sind Mitglieder im Münsterchor und ziehen die übrige Gemeinde mit ihrem Gesang mit. Da kann ich mit dem Tempo anziehen in Richtung der Tempoangaben des Gotteslobes. In anderen Gemeinden sind einige Gemüsebauern, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Dann muss der Organist zu Strophenbeginn durchaus den ersten Ton mal länger Spielen, bis alle da sind (Die Evangelischen behaupten, dass sei eine Eigenart in der katholischen Kirche; stimmt aber nicht). Das Tempo richtet sich auch nach anderen Organisten, die bei anderen Gottesdiensten regelmäßig spielen und vielleicht jedes Lied sehr gemächlich angehen. Dann ist die Sangesgemeinde nicht bereit, sich anderen Organisten zu fügen. Und schließlich sind es auch die akustischen Verhältnisse vor Ort. Bei einer Orgel sitze ich auf der Empore Richtung Gemeinde und Oktave 4 pustet mir dermassen in die Ohren, dass ich von unten fast nichts höre. Dann verlangsamt die erkämpfte "Rückantwort" aus der Gemeinde den Spielfluss. Fazit: Tempoangabe gut gemeint, aber Theorie.

Michael


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23.02.2019 21:01 (zuletzt bearbeitet: 17.03.2019 07:11)
#3 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Administrator

Zitat von Positiv

Dann muss der Organist zu Strophenbeginn durchaus den ersten Ton mal länger Spielen, bis alle da sind


Ui. Diese Praxis wurde bereits im Vorwort zum Orgelbuch des alten GL lehramtlich verdammt...

Im Ernst: Das würde ich nie tun; so gewöhnt man eine Gemeinde ja nie ans pünktliche Einsetzen.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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23.02.2019 21:10 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:19)
#4 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Ma

Aka „Lumpenfängerakkord“

Gloria Concerto 350 Trend

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24.02.2019 06:30 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:19)
avatar  Jesaiah ( gelöscht )
#5 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Je
Jesaiah ( gelöscht )

Zitat von Martin78

Aka „Lumpenfängerakkord“



ROFL


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24.02.2019 11:08
avatar  Axel
#6 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
Ax

Das klappt ja nicht wirklich. Für viel effektiver halte ich, zwischen Vorspiel und Lied durchzuzählen. Hört man leider oft auch bei Profis schlecht gemacht. Wenn ich zähle und mit atme funktioniert es eigentlich ganz gut. Muss man halt beim Umregistrieren im Griff haben. Also konkret: Wir haben z.B. einen 4/4 Takt. Das sollte im Vorspiel erkennbar sein, dann ticken alle im 4/4. Wenn dann im Lied (nehmen wir an, es setzt volltaktig ein) die 1 auf eine aus dem Vorspiel gefühlte 4 fällt, ist das natürlich Käse und unorganisch, da wird keiner pünktlich lossingen. Wenn das aber gut gemacht ist, erledigen sich die Probleme meistens von selbst.

Die Metronomzahlen sind in vielen Fällen doch ganz vernünftig. In sehr großen Räumen wird man vielleicht etwas langsamer spielen. Grundsätzlich hat man doch eine Vorstellung vom Lied, ob sie da unbedingt nötig sind, weiss ich ja nicht. Allerdings würde ich mich nie nach den Leuten richten. Wie soll das gehen? Ich lasse die erst mal singen und hechte dann hinterher? Dann wartet jeder auf jeden. Ich bin das Tempo und führe die Gemeinde.


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24.02.2019 12:07
#7 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Administrator

Die Metronomangaben sind m.E. eine Bankrotterklärung des Herausgebers, verbunden mit wenig Vertrauen in die geschriebenen Sätze.

Ein guter Satz wird schon von seiner ganzen Anlage her (Harmonisationsdichte, Bassbewegung...) dem Spieler suggerieren, welchen Grundschlag ein Lied hat. Wozu dann noch eine genaue Metronomangabe dienen soll, erschließt sich mir nicht.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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24.02.2019 13:03
avatar  Positiv
#8 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Zitat von Gemshorn

Ui. Diese Praxis wurde bereits im Vorwort zum Orgelbuch des alten GL lehramtlich verdammt... [grin]

Im Ernst: Das würde ich nie tun; so gewöhnt man eine Gemeinde ja nie ans pünktliche Einsetzen.



Wenn der Lumpenfängerkollege parallel spielt und die Gemeinde das gewöhnt ist, wird es schwierig mit dem Davoneilen. Das Tempo bestimmt der Organist und er hat das know how zu lenken, ohne dass es die Gemeinde wirklich merkt. Aber in Grenzen, denn alte Zöpfe abzuschneiden braucht Geduld.

Michael


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24.02.2019 15:33 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:20)
#9 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Administrator

Ein wahres Wort... Wollte dir keineswegs zu nahe treten, lieber Michael.
Vor vielen Jahren hatte ich einmal pro Monat eine Wallfahrtsgemeinde (ergo Leute aus allen Windrichtungen, bunt zusammengewürfelt) zu begleiten, jedesmal an die 400 Seelen. In deren Gemeinden scheint eine sehr pathetische Interpretation sämtlicher Kirchenlieder üblich gewesen zu sein, sprich: Sie zogen die Melodien wie einen Strudelteig aus Omis Küche - und ich wurde der Meute nicht Herr. Weder gutes Absetzen noch das Hinzuziehen der Mixtur half, die Gemeinde auf mein Tempo einzuschwören. In dem Moment, wo ich mich ein wenig an deren überlangsames Tempo anpasste, retardierten sie nochmals... Es war mühselig!
Eines Tages - ich war schon vorab grantig, weil mich dieses Gebahren nervte - beschloss ich, "mein Ding" zu spielen, egal, wie die Gemeinde sang. Es gab "Schönster Herr Jesu" auf dem Liedplan.
Als ich die erste Strophe weit vor der Gemeinde beschlossen hatte und den Schlussakkord hielt, sang die Gemeinde in meinen liegenden Akkord: „... mei - ner See - le - he Freuuud... und... Kron.“

Operation gelungen, Patient tot.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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25.02.2019 21:23 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:20)
#10 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
cl

Dagegen hilft nur, die Begleitung in Oktaven, bei Verzicht auf jegliche Mehrstimmigkeit. Wenn es dann noch gelingt die Klerisei via Mikrophon ins Tempo zu bekommen ist es schnell vorbei mit der Tönekleckerei... Bislang habe ich noch jede Gemeinde damit in den Griff bekommen. Allerdings habe ich nach der Messe auch meinen Mann im Anhören der Kritik gestanden... bewaffnet mit dem Gesangbuch (das alte GL hatte ja auch bereits Schlagangaben). Das Ergebnis war dann oft, wenn die klagenden Omas: "Ich krieg dabei keine Luft!" mit mir nochmal in meinem Tempo mit den Atemzäsuren gesungen hatten - hatte ich wieder meinen Fanclub vergrößert .
Wenn es dann noch dazu kommt, das neues Liedgut einzustudieren war, habe ich das "Neue" gleich flott als klassisches Gemeindesingen a capella eingeführt und später mit der Orgel in einen bequemen Tonumfang gesetzt. Beim alten, seit Generationen verschleppten Liedgut habe ich sie bis zum hohen Es hochgejagt. Das klappt dann nur noch mit gutem Atmen und einem gewissen Anlauf für die Höhen unter Zuhilfenahme von Posaune 16´ und der Mixtur im Unisonospiel. Unbewußt habe ich suggeriert, daß die neuen Gesänge wesentlich entspannter zu singen sind.

Liebe Grüße vom Clemens

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25.02.2019 21:49 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 13:21)
avatar  Larigot
#11 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
La

Oh ja, je weniger Stimmen, desto flupp. (Wobei ich finde, dass Zweistimmigkeit mit gut geführtem Bass oft besser funktioniert als Einstimmigkeit).
Der Trick mit der Tonart klingt gut, muss ich ausprobieren.

Zitat von clemens-cgn
(das alte GL hatte ja auch bereits Schlagangaben)



Wo dies? In meinem alten GL-Orgelbuch (Bistum Hildesheim, du weißt...) findet sich nichts dergleichen.


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26.02.2019 09:25
#12 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
cl

Die Schlagangaben stehen im "Alten GL" links über der ersten Notenzeile.

Liebe Grüße vom Clemens

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27.02.2019 21:38
avatar  Larigot
#13 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
La

Ok, jetzt blicke ich durch.

Du meinst die Schlagangaben (Notenwerte) für den Grundschlag, ich hatte vergeblich nach Metronomangaben gesucht...

Wobei sich mir der Sinn dieser Angaben nicht immer erschließt - Warum notieren die Herausgeber einen 4/4-Takt, um dann darüber die Halbe als Grundschlag anzugeben? Dann hätte man auch gleich 2/2 schreiben können...

Aber sei's drum, das Buch ist ja Geschichte.


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28.02.2019 12:06
#14 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
cl

Wenn im 4/4 Takt die Halbe als Grundschlag angegeben ist, wird das Tempo schneller. Aber es ist noch kein klassisches "Alla Breve". So hat man es uns 1978 auf den regionalen Organistenversammlungen erklärt.

Liebe Grüße vom Clemens

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28.02.2019 12:21
#15 RE: Tempoempfehlungen im Orgelbuch zum (katholischen) Gotteslob
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Administrator

Besonders lustig wird es dann, wenn Lieder wie GL 280/281, die sowohl von der Anlage der Melodie als auch aufgrund der Harmonisationsdichte im Begleitsatz eindeutig als 4/4 zu qualifizieren wäre, plötzlich die Taktangabe Allabreve aufweisen...


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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