Hauptwerk oder Physis? – einige Erfahrungen

02.08.2018 20:35
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#1 RE: Hauptwerk oder Physis? – einige Erfahrungen
PM
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Letzte Woche habe ich einige Hauptwerk-Orgeln gespielt. Vielleicht ist es interessant, meine Erfahrungen hier mit Ihnen zu teilen.

Vergleichtest: unterschiede im Audio.
Bei Noorlander habe ich einen Vergleichstest zwischen Avanti, Fugara, Menuett und Sonette gemacht: immer das gleiche Sample-Set (Rotterdam Hoofdorgel), und dann spielte ich dasselbe Stück auf den verschiedenen Modellen aber immer mit dieselbe Registrierung. Die Klangunterschiede sind bemerkenswert!
Die Avanti-Lautsprecher sind schräg nach oben geneigt und klingen etwas indirekt.
Die Fugara Lautsprecher sind ebenfalls nach oben gerichtet, aber da das Möbel höher ist als Ohrhöhe, ist der Klang indirekter als beim Avanti.
Die Menuett war mit zusätzlichen Lautsprechern in der Oberkaste ausgestattet (wie bei einem Viscount P235) und klang reicher und präsenter als bei den Avanti oder den Fugara, aber trotzdem etwas indirekt. (Ein P235 ist präsenter).
Die Sonnette hat die Lautsprecher auf Ohrhöhe, das gibt mir die beste Erfahrung. Ein voller Klang und ziemlich präsent. Fast ein Spieltisch Erfahrung (aber immer noch weniger präsent als an eine P235).
Bei Andante habe ich die Mixtur Intrada gespielt. Diese liegt die Avanti sehr nahe, sowohl qua Klang als qua Design.

Fazit: Die Menuett und die Sonnette haben im Vergleich zu die Fugara und Avanti / Intrada den besseren Klang, sind aber auch mehrere tausenden Euronen teurer.

Samplesets und spieltischerfahrung
Ich probierte auch verschiedene Sample Sets an den verschiedenen Orgeln: Rotterdam Transept, Steinkirchen, Utrecht, Portland, Arlesheim, Heusden und einige andere. Bei die meiste Sets ist der große Nachteil das Gefühl der Entfernung, als ob Sie 20 Meter oder mehr von der Orgel entfernt bist. Für mich sind Steinkirchen und Rotterdam Transept am besten, ziemlich detailliert und ziemlich präsent: man sitz die virtuelle Spieltisch sehr nah. Aber trotzdem habe ich kein Gefühl von Kontakt mit die Orgel. Wenn ich an die P235 bin habe ich das auf jedem Fall sehr deutlich.

Fazit: ein DO wie die P235 gibt mehr ein "ich-sitze-an-die-Spieltisch" Erfahrung als ein HW Fertiglösung.

Stilgetreue Kopie oder Eigenständiges lnstrument?
Reed wie in Arlesheim oder Mixturen wie in Heusden finde ich nicht an die P235. Vorteil von HW ist, dass Sie mehr oder weniger den Klang des Originals und damit die spezifischen Eigenschaften eines bestimmten Orgeltyps hören lasst: die prickelnden Trompeten einer französischen Barockorgel, die gesättigten Grundstimmen eines CC und so weiter. Vielleicht hilft das die Registrierungsprinzipien eines bestimmten Organtyps und der zugehörigen Literatur besser zu verstehen.
Andererseits, obwohl ein Physis-Orgel keine Kopie eines bestehenden Organs ist und nicht den Realismus hat, von dem viele Hauptwerker so begeistert sind, ist es ein ganz eigenständig Instrument, mit eigene Intonationsmöglichkeiten und eigener Ästhetik.

Fazit: Für mich spricht der P235 immer noch mehr als die fertigen Hauptwerk-Lösungen die ich bisher gespielt habe.
Die HW- und DO-Szene bleibt trotzdem faszinierend ....

LG PM

„Bach ist Anfang und Ende aller Musik, auf ihm ruht und fuszt jeder wahre Fortschritt“  - Max Reger


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02.08.2018 20:48
avatar  Aeoline
#2 RE: Hauptwerk oder Physis? – einige Erfahrungen
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Hallo PM,

vielen, vielen Dank für den ausführlichen Bericht.

Als bekennender Noorlander-Liebhaber spricht das einmal mehr für ein (Forums-)Treffen in den Niederlanden bei Andante. Sehr gerne würde ich auch einmal verschiedene Noorlander-Modelle gegen die Mixtuur-Pendants oder "echte" Digitalorgeln vergleichen...

Da würde mich auch kein fehlendes "ergänzendes PO-Programm" abschrecken, weil ich von den Instrumenten eh nix verstehe und ohnehin nur andächtig lausche und beobachte, wie die Kenner der Szene sich daran gütlich tun.

Leider sehe ich halt für mich für das Herbst/Winter-Halbjahr kaum ein Wochenende, an dem dies möglich sein könnte...



Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt...

VG
Aeoline


Organisten leiden oft an einer schlimmen Krankheit: Augentinnitus - Man(n) sieht nur noch Pfeifen...

Viscount Unico 400 DE [V1.14.19] (56/III/P) : ab 11.2012
Johannus Opus 520 (45/II/P) : 10.1987-11.2012
Siel HB 700 (9/II/P) : 1977-09.1987)

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02.08.2018 22:39
#3 RE: Hauptwerk oder Physis? – einige Erfahrungen
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Administrator

Ich sage es frei heraus: Ein Forumstreffen in den Niederlanden geht für mich als einen "aus dem SüDen" mit Sicherheit ungebührlich ins Geld. Ohne jetzt eine konkrete Summe nennen zu können: Auch für mich gibt es eine Grenze der Rentabilität. Wenn drei Tage Forumstreffen so viel kosten wie eine Woche Familienurlaub am Meer, dann muss ich leider passen.
... Was selbstverständlich nicht gegen das Stattfinden eines solchen Treffens spricht. Nur wird es dann - wie dazumals bei Johannus - ohne mich sein müssen.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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