Liturgische Beliebigkeit

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27.12.2017 16:01
#16 RE: Liturgische Beliebigkeit
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Administrator

Die Sache mit dem Kirchenlatein wäre eines eigenen Threads durchaus würdig...

Auch an meiner Dienststelle gibt es immer wieder mal lateinische Ordinarien, lateinische Kehrverse, Tantum ergos und Salve Reginas. - Vom Kirchenmusikchef ist dies ausdrücklich so gewünscht, vom Klerus befürwortet, von der Gemeinde aber ungeliebt. So verschieden verteilen sich die Vorlieben; der zahlenmäßig bedeutsamste Teil der Liturgie fällt damit - wieder einmal - durch den Rost.
Mir selber ist Latein durchaus lieb - aber bin ich der Maßstab? Was ist mit den vielen, die in der Kirchenbank sitzen und Latein vielleicht ausschließlich aus der Liturgie kennen? Vielleicht gibt es da eine gewisse Scham, Worte laut zu sprechen oder zu singen, die für einen selbst ohne Sinn sind? Ich könnte es verstehen.


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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27.12.2017 16:40
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#17 RE: Liturgische Beliebigkeit
pv
pvh

Hallo,

@Jogo31: Ich meinte nicht, dass in der Osterzeit Feste kollidieren, sondern dass da gelegentlich auch ein Gloria oder Halleluja-Ruf durch ein mehr oder weniger passendes Gemeindelied ersetzt wird. Ist aber wirklich eher selten.

Was Latein-Deutsch angeht: Wieso nicht, ich bin/wäre da nicht so streng. Die Leute kennen ja beim lateinischen Tantum Ergo die deutsche Bedeutung (steht doch im GL auch darüber), den Text des Pastors aber nicht. Man nutzt Latein und es bleibt doch alles verständlich - warum nicht? Seien wir doch ein bisschen polyglott! Das vermindert die Würde des Ablaufs doch nicht.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber es könnte sein, dass die deutsch- und polnischstämmigen Gemeindemitglieder mit dem Latein weniger Probleme haben als die aus verschiedenen afrikanischen Ländern, dem Irak, Syrien oder Ostasien (Sri Lanka, Indien usw.).

Beste Grüße von der Waterkant
Christoph P.


P.S.: Bei uns sind am Sonntag beide Lesungen standard.


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27.12.2017 16:47
#18 RE: Liturgische Beliebigkeit
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Administrator

Ich fürchte, dass wir hier von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen.
In einer Stadtgemeinde, wo ich (auch) spiele, treffe ich mich regelmäßig mit einer Gruppe Interessierter, um Lieder und Gesänge aus dem GL zu erarbeiten und auch ein wenig Hintergrundinformation zu vermitteln.
Obwohl ein Teil der Gruppe durchaus dem Bildungsbürgertum zuzurechnen ist, hat dort niemand eine Ahnung von Latein, geschweige denn von der Bedeutung des Textes "Tantum ergo". Auf meine Frage, ob denn bekannt sei, was das bedeute, verneinte man. Der Pfarrer singe es gerne vor der Einsetzung, man gehe also davon aus, dass es irgendwas damit zu tun hat.
Das ist das Niveau, auf dem wir uns bewegen, liebe Mitstreiter. Automatisch und sowieso weiß heutzutage niemand mehr etwas.


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27.12.2017 18:12
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#19 RE: Liturgische Beliebigkeit
jo
jogo31 ( gelöscht )

Zitat von clemens-cgn

... dann eben beratend....
Allerdings verrät Dich Deine Sprache: "...."EIGENtLICH"... gut aus...". Evtl. doch eine Moderation?... Supervision?....oder andere Stelle...




Mit "eigentlich" meinte ich: abseits der liturgischen Streitpunkte.

Ich bin eben einfach Purist. Entweder ich sing das Tantum ergo auf Deutsch und nehm den deutschen Versikel und das deutsche Gebet oder eben komplett auf Latein. Hat doch bisher auch geklappt, die Antworten der Gemeinde kamen bisher prompt.

Zum Thema Latein: Latein ist nun mal die Universalsprache der westlichen Kirche (nicht nur der römisch-katholischen). Es kostete auch hier jede Menge Überzeugungskraft und Schweiß diese Sprache und auch der Gregorianik (die gemäß Sacrosanctum Concilium sogar den "ersten Platz" unter der Kirchenmusik in der Liturgie einnehmen soll) wieder etwas mehr Raum bekam. Dies Überzeungskraft und der Schweiß hat sich aber letztlich gelohnt. Man muss die Leute eben an die Hand nehmen und ihnen auch Zeigen wo sie entsprechende Übersetzungen finden. Der Ordo Missae z. B. ist ja im Gotteslob zweisprachig abgedruckt (leider nur mit dem 2. Hochgebet, aber immerhin), auch die Marianischen Antiphonen sind mit Übersetzungen versehen, ebenso der genannte Versikel mit Gebet beim Eucharistischen Segen.

Ich persönlich hatte letztlich das Glück noch einen Pfarrer zu haben, bei dem man als Ministrant Confiteor, Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei und Pater noster, sowie die Messakklamationen noch auf Latein und Deutsch lernen musste. Selbst die Kurzform des Stufengebetes "Introibo ad altare dei. - "Ad deum, qui laetificat juventutem mean!" - "Adiutorium nostrum in nomine Domini." - "Qui fecit coelum et terram." Und das obwohl die Volkssprache längst Usus war. Damals hats genervt, heute bin ich dafür sehr dankbar.

Grundsätzlich bleibt zu konstatieren: Jeder Gläubige hat das Recht darauf, dass die Messe rubrikgetreu mit den vorgesehenen Texten (und nur mit diesen) zelebriert wird. Leider Gottes wird aber viel Schindluder seit der Liturgiereform betrieben. Das fängt bei selbsgetrickten Hochgebeten an und hört bei fragwürdigen architektonischen Änderungen in Kirchen auf und man brauch sich nicht zu wundern, dass Altritus-Gemeinschaften wie die Piusbruderschaft, aber auch die Petrusbruderschaft, sowie die Messe im außerordentlichen Ritus im allgemeinen gerade unter jungen Katholiken großen Zulauf bekommen. Wir haben das Handwerkszeug durch die Liturgiereform an die Hand bekommen, leider haben wir es nicht verstanden, dieses Handwerkszeug auch vernünftig einzusetzen.


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30.12.2017 20:08
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#20 RE: Liturgische Beliebigkeit
jo
jogo31 ( gelöscht )

Ich komm gerade aus der Vorabendmesse. Natürlich wurde die Zweite Lesung aus dem Kolosserbrief genommen und natürlich wurde diese gekürzt und zwar um die Verse 18-21 ("Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziehmt. Ihr Männer, liebt eure Frauen, und seid nicht aufgebracht gegen sie. Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern, denn so ist es gut und Recht im Herrn. Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden."

Warum macht man so was? Was ist daran so schlimm, dass man sich über kirchenrechtliche Anordnungen, nichts zu ändern hinwegsetzt? Warum nimmt man nicht die angegebene Alternative, wenn man so ein Problem damit hat? Ich hab den Pfarrer danach nur gefragt, ob er sich es nicht zutraut, heutzutage schwer verständliche biblische Formulierungen in der Predigt in die heutige Zeit einzuordnen.


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30.12.2017 20:35
#21 RE: Liturgische Beliebigkeit
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Administrator

Die Lesung, wenn man sie nimmt, erfordert dringend eine Auseinandersetzung im Rahmen der Predigt; ob man dann jedesmal am Fest der Hl. Familie die anderen Texte unkommentiert lassen will, ist die Frage...


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30.12.2017 20:52
avatar  Positiv
#22 RE: Liturgische Beliebigkeit
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Ich bin ja in diesem Thema nur "Leihe". Bei aller Liturgiekonsequenz hätte ich allerdings auch die für mich nur damals gültigen Anordnungen des Apostels Paulus hinsichtlich der gemeindlichen Einordnung von Frauen nicht mehr unbedingt gelesen. Zu aktuell sind mir noch seine Anordnungen, es sei eine Unehre für den Mann, dass er lange Haare trägt, in meiner Jugendzeit, als man mich mit biblischer Begründung zum Friseur geschickt hat.

Michael


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30.12.2017 21:37
avatar  jogo31 ( gelöscht )
#23 RE: Liturgische Beliebigkeit
jo
jogo31 ( gelöscht )

Zitat von Gemshorn

Die Lesung, wenn man sie nimmt, erfordert dringend eine Auseinandersetzung im Rahmen der Predigt; ob man dann jedesmal am Fest der Hl. Familie die anderen Texte unkommentiert lassen will, ist die Frage...



Man muss sie ja nicht nehmen. Zumindest nicht im im Lesejahr B und C. In diesen beiden Jahren gibt es ja einen Alternativtext, nämlich in LJ B Hebr 11, 8.11-12.17-19 und in LJ C 1 Joh 3, 1-2.21-24. Das heißt man muss nur alle drei Jahre über diesen Text predigen. Aber wenn ich die Lesung nehme, dann muss ich sie eben so nehmen wie sie da steht.


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30.12.2017 21:39
#24 RE: Liturgische Beliebigkeit
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Administrator

Dem stimme ich zu. Von willkürlichen Kürzungen und Auslassungen halte auch ich nichts.


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