Fette zweimanualige Dispositionen

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07.01.2015 11:26
#16 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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Moderator

Oh, die Kirche ist nicht klein. Die verträgt schon was. Natürlich gingen die lokalen Titulaires nicht über den 4' hinaus. Ich habe es da aber immer ganz nett klingeln lassen, wenn ich als Aushilfe mit dem Moped anrückte. Vor allem konnte man, als das Rp noch in der Brüstung der Langhaus-Empore stand, mit der Zimbel den dortigen "Schlafsaal" ganz schön aufmischen.
Aber die Orgel aus Niederbayern mit ihren dunklen o-Formanten in den Prinzipalen war ein ziemlicher Exot unter den Klaisinen und Seifertinen, Mayerinnen und Oberlingerinnen mit ihrem rheinischen e-Vokal. In Saarbrucken gibt es auch noch zwei dreimanualige Weises aus den späten 50ern (St. Albert und Malstatt), an denen Schroeder Schuld ist. Die in Malstatt war gar nicht mal schlecht. Und stand in Bernkastel, Schroeders Geburtsort, nicht auch eine?

Tja, Intonation war Glückssache bei den Orgeln aus dem heiligen Trier - die Funktion der Spielmechanik ja auch. Die Elektriken gingen ja. Aber von seinen Mechaniken habe ich zwei kaputtgemacht, einfach weil ich darauf spielen wollte ...

LG
Michael


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07.01.2015 12:19
#17 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Wichernkantor

Morgen soll ich in einer Friedhofshalle spielen, da stehen die üblichen, pedallosen "glorreichen vier" aus den 60ern (...)



Pedallose glorreiche VIer? Magergedackt 8', Krächzpommer 4', Engprinzipal 2' und Schreizimbel II?

Zitat von Wichernkantor
(...) Weise (...) Und stand in Bernkastel, Schroeders Geburtsort, nicht auch eine?



Yep, auf der Kueser Seite in St. Briktius, mit der man wohl durchaus zufrieden ist.

In der Kirche der malerischen Bernkasteler Altstadt, St. Michael, hat man 1955 eine Klais-Orgel (III/32) einbauen lassen - Schroeder war wohl auch beteiligt - und dabei einen Pedalturm "gepimpt" (zersägt und verlängert), um unbedingt einen offenen 16' unterzukriegen. Obwohl Assymetrie ja gotischen Kirchen oft ganz gut steht, finde ich das hier einigermaßen fürchterlich. 1999 wurde die Klaisine wegen Renovierungsarbeiten in der Kirche ausgebaut. Februar 2013 war ein Artikel in unserer Tageszeitung, damals stand dem Organisten nur das Schwellwerk mit neun Registern zur Verfügung und Angebote verschiedener Orgelbaufirmen wurden gesichtet. EUR 150.000 hatte man da schon gesammelt, rechnete aber mit EUR 600.000 für die Wunschorgel...

Im Oktober 2014 hieß es dann in einem weiteren Zeitungartikel des Trierischen Volksfreunds:

Zitat
Die Idee für eine "Kulturkirche" kommt sogar aus dem kirchlichen Raum. Der Jesuit Friedhelm Mennekes hat 20 Jahre lang in der Kölner Kirche St. Peter ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik geleitet. Der 74-Jährige ist oft in der Region. "Schon mein Vater hat hier seinen Wein gekauft", erzählt er.
Da in einer Kleinstadt wie Bernkastel-Kues jeder zumindest fast jeden kennt, kam die Verbindung zwischen Mennekes und an Kultur interessierten Bürgern zustande. Er habe mit vielen Leuten geredet. "Mit welchen, die der Kirche zugetan sind, und welchen, die sich abgewandt haben", sagt Mennekes. Ein Ergebnis war im November 2013 die Gründung der Michaels-Gesellschaft (siehe Extra). Deren Vorsitzender ist Axel Weber. Auch er betont, dass die liturgische Bedeutung des Gotteshauses nicht geschmälert werde. Bei zwei bis drei Gottesdiensten pro Woche bleibe aber Platz für weitere Angebote.
Die Pläne stehen und fallen mit der Orgel. Das jetzige Instrument hat ausgedient. Eine Sanierung lohne nicht, sagt Roland Gaub. Gedacht ist an eine Konzertorgel. Um sie herum soll es dann auch bauliche Veränderungen geben, in die auch das Bistum eingeschaltet ist. Unter anderem soll der Bau heller gestaltet werden, berichtet Dechant Georg Moritz. Er ist ein Freund der Kirchenmusik und steht den Plänen positiv gegenüber. "Wir stehen aber noch ganz am Anfang", betont Axel Weber. "Das Projekt ist der Diözesanbaukommission vorgestellt worden. Es befindet sich in einer Frühphase. Daher können wir darüber hinaus noch keine Stellungnahme dazugeben", heißt es von Bistumsseite.
Die Orgel wird mit Spenden finanziert werden müssen. Nach Angaben von Dechant Moritz liegen bereits 170 000 Euro auf einem Konto. Es gebe Leute, so Roland Gaub und Axel Weber, die hohe Spenden in Aussicht gestellt hätten, wenn das Projekt zustande komme. Die Kosten für eine neue Orgel hängen von der Anzahl der Register ab. Mehrere 100 000 Euro werden es aber auf jeden Fall sein. Die Realisierung werde zwei bis drei Jahre dauern, glaubt Weber.
Einen Aspekt betonen alle Akteure. Die in der von Urlaubern und Tagestouristen überschwemmten Bernkasteler Altstadt gelegene Kirche soll durch kulturelle Veranstaltungen zum Innehalten einladen. "Einen Kontrast zum Wirbel in der Stadt", wünscht sich Hermann Lewen, der die Geschicke des Mosel Musikfestivals und der Kulturzeit in der Stadt Bernkastel-Kues leitet. Er soll auch das Programm für St. Michael entwerfen. Im Trierer Dom beispielsweise gebe es jeden Samstag ein Orgelkonzert, das bis zu 600 Zuhörer anlocke.

Gloria Concerto 350 Trend

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07.01.2015 12:53
#18 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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Moderator

Tja, was sonst. Führende Experten haben in den 60er Jahren ganze Landstriche mit solchen schrillen Piepskisten zwangsbeglückt. Ich fand sie schon damals grauslig. Nix gegen ein duftig intoniertes Continuo-Positiv - aber einen Gottesdienst und vor allem Gemeindegesang mit einer solchen Minimallösung beorgeln ... das ist mir zuviel der Askese. Dann lieber ein Harmonium mit einem satten 16'. Der trägt wenigstens die singende Gemeinde. Und man kann Originalkompositonen von Franck, Boellmann und Karg-Elert darauf spielen. Während es für die Piepsdinger nicht mal Originalkompositionen gibt - halt, doch: von Bornefeld ...

Der Artikel über Bernkastel ist ja lustig. Ich finde es immer wieder amüsant, wenn Lokalreporter ihr Unwissen heraushängen lassen, in dem sie von einer "Konzertorgel" schwadronieren. Der Rest ist dann wohl fürs Choräledurchnudeln da ... [grin]

Was in Niederlosheim fehlt, hat Weise offenbar in Bernkastel gutgemacht: ein Hw-Prinzipalchor bis zum 1' *staun*.
Natürlich ist auch ein Anfall von Supperismus drin mit der 4'-Zunge im Bw - die ja garantiert ab spätestens c'' mit scharf intonierten Prinzipalpfeifen weitergeführt ist ... (weisetypisch).

LG
Michael


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07.01.2015 15:24
#19 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Wichernkantor

Der Artikel über Bernkastel ist ja lustig. Ich finde es immer wieder amüsant, wenn Lokalreporter ihr Unwissen heraushängen lassen, in dem sie von einer "Konzertorgel" schwadronieren. Der Rest ist dann wohl fürs Choräledurchnudeln da ... [grin]



Mangels Unwissenheit müssen die Lokalreporter sich manchmal auf das verlassen, was man ihnen vorgibt... und wenn die Verantwortlichen das Instrument jetzt werbewirksam als "Konzertorgel" titulieren, damit Geld zusammenkommt, um den zahlreichen Tagestouris ein bisschen Orgelkultur mitgeben zu können, ist das doch marketingtechnisch ok [grin]

Zur Choralbegleitung an sich dürften die 9 verbliebenen Register des Schwellwerks tatsächlich reichen, was 90% der Einsätze angeht, denn die Kirche ist nicht riesig...

Ich habe bis jetzt keine schlechte Klaisine gesehen; warum reinigt man hier nicht einfach und baut die Orgel neu ein? Ob es konstruktive Probleme gibt?

Gloria Concerto 350 Trend

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07.01.2015 15:31
#20 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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Moderator

Nee, vor allem seine elektrischen Kegelladen, die von den 30ern bis in die späten 50er gebaut wurden, sind so ziemlich das beste und haltbarste, was die Zunft im 20. Jh hervorgebracht hat. Und die alten Klais-Intonateure wie z.B. Karl Späth, der Lehrmeister von Josef Luthen & Co, guckten einen zerbeulten Zinkeimer nur scharf an - und der begann zu singen wie eine Amsel. Was der Mann aus kupfernen Basspfeifen für Töne holte - unglaublich. In Merzig, St. Peter, allsonntäglich zu hören, wenn mein alter Freund Peter Maas dortselbst in die Pedale tritt.

LG
Michael


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08.01.2015 14:36
#21 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Wichernkantor
In Merzig, St. Peter, allsonntäglich zu hören, wenn mein alter Freund Peter Maas dortselbst in die Pedale tritt.



Ja, die durfte ich mir auch schon mal angucken. Eine vorzügliche Orgel, finde ich! 35 Register - da würde man heute vielleicht zweimanualig bauen (siehe das Beispiel Trier-Heiligkreuz oben). So viel grösser als die o.a. Klotzinen / Supperinen mit 26 / 28 Registern ist das ja gar nicht. Einzelne Sachen würde man heute vielleicht anders machen: DIe einzige Manualtrompete kommt spanisch daher, die freie Terz steht allein auf weiter Flur, dadurch in keinem Werk eine Kornettmischung, usw.

Trotzdem ist das wie die Klaisine in Himmerod ein Instrument, dass sich seine eigene Klangwelt schafft und wo tolles, vielfältiges Musizieren drauf möglich ist, dank hervorragender Intonation. Ein voll ausgebautes, reichhaltig disponiertes Pedal wie in Merzig hat auch noch keiner Orgel geschadet, darauf wird heute leider immer öfter verzichtet.

Hoffentlich wird da niemals irgendwas klanglich daran verändert - aber vor Ort wird man die Qualitäten der Orgel durchaus schätzen, denke ich. So eine überzeugende Orgel sollte man direkt unter Denkmalschutz stellen!

Gloria Concerto 350 Trend

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08.01.2015 16:52
#22 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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Moderator

Da wir sich so schnell keiner 'rantrauen, diese Orgel zu verstechen. Peter weiß, was er an ihr hat. Im Nachbarort Besseringen macht er ja auch Dienst und hat dort eine ziemlich neue Link mit rund 30 Stimmen - die darf intonatorisch nicht an die Klaisine in St. Peter tippen.
Das Fehlen des Cornettelementes wird in letzterer nur solange vermißt, bis man die Terz mal über das Gemshorn setzt ... In der l.H. die Musette 8', beides über den weichen Bässen 16' und 8' - das ist eine herrliche Triomischung in diesem Raum. Den kompakten, saftigen Prinzipalchor dieser Orgel werde ich noch auf dem Totenbett im Ohr haben. Vor allem die Leuchtkraft der Superoktave 2' ist ein Traum. Das war das ultimative Klangereignis meiner gesamten Adoleszenz.

Die größere Schwester - auch von Karl Späth intoniert - steht dann ein paar km weiter in der Kath. Kirche von Ensdorf. Ich glaube, III/41. Die hat eigentlich nur mehr Zungen - im Rp. eine zu 16', im Hw. eine 4'-Spanierin (auch ganz nett!), im Hw dann die doppelte Klangkrone aus Mixtur und Zimbel. Da habe ich als Studiosus auch gelegentlich den Continuo geschlagen.

Und wenn Du mal hören willst was Klais Anfang der 60er Jahre so in eine gewöhnliche Dorfkirche gebaut hat, dann fahr mal nach Tünsdorf - das liegt bei Merzig auf der Höhe zwischen Saar und Mosel. Ist heute OT von Mettlach, glaube ich. Da stehen II/24 - vom feinsten. Das war eine der ersten, die Josef Luthen intonieren durfte. Und da hat er es allen anderen Jünglingen wohl mal zeigen wollen. Das ist schlicht das Ideal einer rheinischen Dorforgel Mitte des 20. Jh.

LG
Michael


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08.01.2015 18:41
avatar  Dulcan 16 ( gelöscht )
#23 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Du
Dulcan 16 ( gelöscht )

Wenn man mal schaut wie schnell hier von einer einfachen Registermengenfrage zu so einer klasse Diskussion kommt... Na da misch ich mich auch mal mit ein...

Also: Ich persönlich bevorzuge bei: 2-Manualigen: - eine barock Dispositon mit vielen Zungen und kräftigen Pedall und HW Registern und ggf. ein sanftes SW
3-Manualige: - ähnlich wie bei 2 Manualen nur das ich da gern ein sanftes Nebenwerk/SW habe wo man für Psalmspiel oder Kommunion nutzen kann und ein kräftigeres Rückpostiv/Brustwerk
4-Manualigen: - eine schöne eierlegende Wollmilchsau...


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08.01.2015 21:29
#24 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Dulcan 16
Wenn man mal schaut wie schnell hier von einer einfachen Registermengenfrage zu so einer klasse Diskussion kommt...



Ja, hier plaudert es sich wirklich ganz ungeniert - wen es nicht interessiert, der braucht ja nicht in diese "Ecke" reinzuschauen! Edit: Ach nee, wir sind ja gar nicht in der Plauderecke! [grin]

Wenn dann erfahrene Saarland-/Moselland-/Hessen-/Franken-Orgelführer ins Schwärmen geraten, kriegt man direkt Lust, bei Nacht und Nebel ins Auto zu steigen und die betreffenden Instrumente zu erkunden. Es geht halt nichts über gute Pfeifenorgeln in schönen Kirchenräumen! Dafuer:

Zitat
"herrliche Triomischung" - "saftigen Prinzpalchor" - "auf dem Totenbett im Ohr haben" - "ultimatives Klangereignis meiner gesamten Adoleszenz"


Mich erinnert Michaels geschliffene Schreibe (gelernt ist halt gelernt) durchaus etwas an einen nicht ganz unbekannten norddeutschen Orgelprofessor, der einem schon nach der Lektüre eines simplen CD-Booklets das Gefühl vermitteln kann, gleich den Tönen eines UNESCO-Weltkulturerbes, nein besser, Weltwunders zu lauschen! Um es in dessen lebendiger Orgelsprache auszudrücken: "Der ausgeprägte vokale Eigencharakter der kundigen Forenbeiträge besitzt eine herausragende polyphone Qualität." [grin]

Also, vielen Dank für die Reisetipps - ist von mir aus nicht so weit. Da mittlerweile schon viele Orgeln im Netz dokumentiert sind - die angesprochenen aus dem letzten Beitrag merkwürdigerweise nicht hier - möchte ich noch das 20-Register-Instrument in Mettlach-Tünsdorf (wenn das Baujahr 1964 stimmt, hat sich Herr Luthen vorher mindestens 1962 die Sporen in Himmerod verdient) und die Ensdorfer Orgel mit dem trutzig-rustikal wirkenden, geflammten Kupferprinzipalbass verlinken.

Zitat von Gemshorn
(...) die erste Pfeifenorgel meines Lebens: (...)

I. Manual:
Rohrflöte 8'
Prinzipal 4'
Spitzquint 2 2/3'
Mixtur 1 1/3' 4f.

Die Mixtur eine Kreissäge mit ohrenschäDigender Wirkung...



So was kenne ich. Hier hat die Orgel ja noch zwei Manuale... Bei uns in einer Filiale ist in den 80ern eine einmanualige Kleinorgel gebaut worden, die hat über einem kräftigen Subbass, einem Gedeckt 8', Prinzipal 4' und zwei Flöten 4' und 2' ebenfalls die Mixtur IV 1 1/3', sie bleckt einen auf Notenpulthöhe direkt zwischen den Pfeifenfüße des Prinzipals hindurch an. Das ist die ausgewachsene Hauptwerksmixtur einer mittelgroßen Prinzipal-8'-Orgel - und sie klingt auch so: Alles oder nichts!

LG!
Martin

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08.01.2015 21:47
avatar  Romanus ( gelöscht )
#25 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von Martin78
Eine Orgel mit 50 Registern auf zwei Manualen? Da würde mich aber mal die Dispo sehr interessieren.


Hier findest du die Disposition der historischen,1804 erbauten Kober-Orgel der Stiftskirche Heiligenkreuz in Niederösterreich,sie besitzt 50 Register auf "nur" 2 Manualen und Pedal:
http://www.allgaeuer.info/de/restaurierungen.html
(Heiligenkreuz anklicken !)
Und hier ein ordentliches Bild:
http://www.stift-heiligenkreuz.org/sehen...ch-das-kloster/
(Nach unten scrollen !)
Sie ist damit die größte 2-manualige Pfeifenorgel Osterreichs und noch dazu weitestgehend original erhalten.
Ihr gravitätischer,voller und nichtsdestoweniger mixturenreicher Klang ist ebenfalls etwas ganz besonderes. Hans Haselböck bezeichnet sie in seinem Buch "Barocker Orgelschatz in Niederösterreich" sehr treffend als
"die erste romantische und zugleich letzte klassische Orgel in Niederösterreich".
Nicht weniger extravagant lesen sich auch ihre originalen Registernamen wie z.b. Regula primaria für Pzinzipal,Tibia sylvestis für Holzflöte,Pileata major für Subbass und Koppelflöte,Avena für Rohrflöte ...

Am 4.Juni 1828 unternahmen Franz Schubert und sein Freund Franz Lachner einen Ausflug nach Heiligenkreuz,um auf der schon damals berühmten Orgel zu spielen. Und sie haben nicht einfach nur darauf gespielt,beide hatten am Vorabend je ein vierhändiges Orgelstück komponiert,um dieses dann gemeinsam auf der großen Orgel uraufzuführen !
So entstanden Schubert´s Fuge in e-Moll, Op. posthumum 152 und Lachner´s Introduktion und Fuge in d-Moll, Op. 62, die beide zu den Glanzlichtern der 4-händigen Orgelliteratur zählen.

Ich hatte immerhin 2 mal Gelegenheit,auf dieser einzigartigen Orgel zu spielen und stimme einem meiner Vorredner absolut zu:

Zitat von Nachthorn
Mir ist eine üppig besetzte 2-manualige Orgel deutlich lieber als ein spärlich ausgestattes 3-manualiges Instrument.

Dafuer:

Ihre fast gleich große,ebenfalls 1804 von Ignaz Kober erbaute und ebenfalls 2-manualige Schwester in der Wiener Schottenkirche,die es auf immerhin 47 Register brachte,hat leider nur bis ins mittlere 20.Jahrhundert überlebt. [sad]

Vor knapp einem Jahr gab es mal einen Fernsehgottesdienst aus Heiligenkreuz,auf den ich mich gefreut hatte,um nachher enttäuscht und verärgert festzustellen,daß die berühmte Orgel nur einmal kurz angespielt wurde,um ein Marienlied zu begleiten !

Die Heiligenkreuzer Stiftskirche besitzt übrigens noch eine 2. historische Orgel,die 1747 von Jan Vymola erbaute Chororgel,aber das ist ein anderes Kapitel und passt nicht in diesen Thread.


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08.01.2015 22:05
#26 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Romanus

Hier findest du die Disposition der historischen,1804 erbauten Kober-Orgel der Stiftskirche Heiligenkreuz in Niederösterreich,sie besitzt 50 Register auf "nur" 2 Manualen und Pedal:
http://www.allgaeuer.info/de/restaurierungen.html
(Heiligenkreuz 1997 anklicken !)



Wow, für den interessanten Beitrag!

Muss man bei diesem Instrument sehr selektiv registrieren oder geht sie nicht so schnell in die Knie? 21 Register, darunter eine 16'-Zunge, ist ja doch Wahnsinn für eine Windlade!

Über das Äqualverbot müssen wir hier wohl nicht mehr sprechen!

Gloria Concerto 350 Trend

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08.01.2015 22:32
avatar  Romanus ( gelöscht )
#27 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ro
Romanus ( gelöscht )

Zitat von Martin78
Muss man bei diesem Instrument sehr selektiv registrieren oder geht sie nicht so schnell in die Knie? 21 Register, darunter eine 16'-Zunge, ist ja doch Wahnsinn für eine Windlade!

Über das Äqualverbot müssen wir hier wohl nicht mehr sprechen!


Diese Orgel hat eine wirklich kräftige Lunge,ich kann mich nicht erinnern,sie jemals "in die Knie gehen" gehört zu haben,natürlich ist der Winddruck im Tutti lebendig atmend und nicht starr.
Schließlich haben die beiden Franzeln Schubert und Lachner 4-händig und 4-füßig darauf gespielt und Lachner´s Werk verlangt nach einem "Pleno organo". Die damaligen Kalkanten waren bestimmt schwer beschäftigt !
http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usim...251-lachner.pdf

Vom "Äqualverbot" halte ich rein gar nichts,auf dieses Prinzip hat übrigens bereits der gute alte Bach gepfiffen ! [wink]


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08.01.2015 22:59
#28 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Ma

Zitat von Romanus

Sie ist damit die größte 2-manualige Pfeifenorgel Osterreichs und noch dazu weitestgehend original erhalten.



Vermutlich auch die größte Zweimanualige im gesamten deutschsprachigen Raum.

Zumindest solange dieses Instrument, das aber vermutlich etwas kammermusikalischer daherkommen wird (vgl. die Pedaldisposition), noch nicht rekonstruiert ist...

Gloria Concerto 350 Trend

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08.01.2015 23:08
#29 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
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Administrator

Zitat
die Disposition der historischen,1804 erbauten Kober-Orgel der Stiftskirche Heiligenkreuz in Niederösterreich,sie besitzt 50 Register auf "nur" 2 Manualen und Pedal: (...) die größte 2-manualige Pfeifenorgel Österreichs und noch dazu weitestgehend original erhalten.
Ihr gravitätischer,voller und nichtsdestoweniger mixturenreicher Klang ist ebenfalls etwas ganz besonderes.


Hmmm... auf dieser Orgel durfte ich letztes Jahr im Sommer spielen. Leider war die Zeit zu kurz, um alle Register einzeln zu probieren und kennen zu lernen. Aufgrund der etwas exotischen Beschriftungen fand ich mich auch nicht wirklich gut zurecht; so zog ich einfach alles, um das Plenum zu testen. Von den Mixturen hörte ich dabei so gut wie nichts. Im Gedächtnis blieb mir nur ein Zungenklang, neben dem ich viel Engmensuriertes zu hören meinte. An meiner Position am Spieltisch empfand ich den Klang der Heiligenkreuzer Orgel als wenig inspirierend...


Ich verkaufe meine Orgel, eine Gloria Concerto 234 Trend DLX. Bei Interesse bitte PN oder Mail.

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09.01.2015 13:41
avatar  Dulcan 16 ( gelöscht )
#30 RE: Fette zweimanualige Dispositionen
Du
Dulcan 16 ( gelöscht )

Langsam wirds echt lustig hier... da ist man mal kurz weg und hat schon wieder lauter Antworten... bin ich froh hier gelandet zu sein...

Also mal eine Frage was haltet ihr von dieser Disposition:

Pedal:
Subbass 16'
Gemshorn 8'
Hohlflöte 4'
Fagott 16'

HW
Feldflöte 2'
Gedackt 8'
Principal 8'
Oktave 4'
Mixtur 4fach
Trompete 8'

Nebenwerk
Sesquialter 2fach
Rohrflöte 8'
Holzflöte 4'
Cymbel 3fach
Regal 8'


Gesamttremulant


Wenn es noch einen interessiert:
Pneumatische Registertraktur
mechanische Spieltraktur
Koppeln: II-I, II-P, I-P


PS: Was heißt eigentlich das Feuer bei manchen Themen?


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