So...
und bevor dieses großartige Ereignis wieder dem Orkus des Vergessens anheimfällt, wenigstens ein noch zeitnaher Bericht über das letzte "Meisterkonzert" am 11. Oktober dieses Jahres mit "Jungen Profis".

Zu den beiden jungen Künstlern:
Ich kann nur sagen: Hut ab!!
Das Spiel beider begnadeter Nachwuchstalente war von einer professionellen Vollendung geprägt,
die ihr Alter vergessen machten!
Da könnte mancher über Dreißigjährige
und darüber sich einiges abschauen.
Diese beiden jungen Männer, wahrhaft junge Profis, werden ganz bestimmt ihren künstlerischen Weg gehen...

Zu Ihrem bisherigen künstlerischen Werdegang verweise ich auf die beiden angehängten Fotos des Programms.

Das Konzert begann mit dem 11-jährigen Ioan Salaru mit der "Pater Noster Suite" von Denis Bedard (*1950), ein Werk unserer Zeit, das man, im Gegensatz zu manch anderen, wirklich anhören kann.
Eingängig und doch mit raffinierten
wie meditativen Passagen.
Die 8 Sätze der Suite tragen zu Anfang den jeweiligen lateinischen Text des" Pater Noster" als Überschrift und so wurden
von Ioan Saleru, der auch im Mainzer Domchor mitwirkt, mit seinem wunderschönen Knabensopran die Orgelstücke eingeleitet.
Alle Sätze wurden vollendet vorgetragen.
Bravo!
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß sein Orgellehrer und Kantor von St. Bonifatius Wiesbaden i. R. Gabriel Dessauer es sich nicht nehmen ließ, persönlich zu diesem Konzert zu erscheinen.
Sehr erfreulich, daß ein so großer Künstler wie Gabriel Dessauer keine Vorbehalte gegenüber Digitalorgeln hat und er von der Kelkheimer "Concerto 469" überaus angetan war -
Zitat: "Sie werden wirklich immer besser!'
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, daß die Pedal-Disposition der Mayer-Orgel von St . Bonifatius Wiesbaden während Gabriel Dessauers Amtszeit um
32'-Stimmen in digitaler Bauweise erweitert wurde (Hersteller: Firma Walker, USA).

Dann ging es weiter mit dem 18-jährigen
Jan Liebermann, der sich die beiden "großen Brocken"
"Choral h-moll" von César Franck und
"6. Symphonie für Orgel, Opus 42 Nr. 2"
von Charles Marie Widor
vorgenommen hatte...

Was soll ich sagen...
Alles wurde in vollendeter Interpretation und mit traumwandlerischer Sicherheit vorgetragen.
Es war Wahnsinn zu sehen,
wie Jan Liebermanns Füße bei den schnellen Passagen der Widor-Symphonie über die Pedaltasten glitten.
Und überhaupt waren, zumindest für meine Ohren, keinerlei technische Unsicherheiten herauszuhören.

Als Fazit kann ich nur sagen, daß mit solch echten jungen Profis die Organisten-Zunft
für die Zukunft weiterhin gesichert erscheint.

Die, vor allem durch den, neben meiner Wenigkeit, einzigen gesichteten Mitforianer @SaintSernin, der übrigens seinen weiten Weg nach Kelkheim mit einem Besuch bei mir und meiner Orgel kombinierte
- schön war's und danke für Dein Kommen, lieber Frank! -
hervorragend intonierte Kelkheimer "Concerto 469" zeigte sich klanglich
von ihrer besten Seite!
Es war wieder einmal ein ganz besonderes Erlebnis, bei diesem "Meisterkonzert" dabeigewesen zu sein, und ich freue mich schon auf das nächste!

Ein ganz großes Lob gebührt an erster Stelle unserem @Frankfudde_Bub
Stephan Paxmann (Unten auf dem Foto zwischen den beiden jungen Künstlern)!
Denn alleine durch sein in jeder Hinsicht großzügiges und leidenschaftliches Engagement und seinem Einsatz für die Installation der Digitalorgel "Concerto 469" in der St. Dinoysius-Kirche Kelkheim-Münster
hat er mit seiner "Meisterkonzert"-Reihe in kurzer Zeit ein ganz gewichtiges Stück Orgelkultur geschaffen, die zur wachsenden Akzeptanz der leider noch immer durch "gewisse Realpfeifenorgel-Kreise" diffamierten Digitalorgel führt.
Vor allem ist es Stephan Paxmann gelungen, und es gelingt ihm weiterhin, immer wieder hochkarätige Künstler, eben: echte Meister für die "Meisterkonzerte" nach Kelkheim
zu locken, und zwar sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland.
Ich möchte mir die Aufzählung sparen und verweise auf die Homepage
www.orgelmusik-kelkheim.de
Zwei Hinweise mit international bekannten Namen im nächsten Jahr:
20. März 2024:
David Briggs,
St. John the Devine, New York City
15. Mai 2024:
Sophie-Veronique Cauchefer-Choplin,
Titular-Organistin, St. Sulpice Paris
Beginn: Jeweils um 19:30 Uhr.
Ich denke, alleine diese beiden Namen sprechen für sich...
Die "Meisterkonzerte" sind übrigens für Orgelkonzerte, und "dazu noch an einer Digitalorgel" hervorragend besucht.
Bei diesem Konzert, gestaltet
von NOCH "No-Names" waren es immerhin ca. 130 Leute.
Ein Höhepunkt an Besucherresonanz war auf jeden Fall das Konzert mit dem Londoner Westminster Abbey-Organisten Peter Holder mit ca. 400 Besuchern
am 8. Februar dieses Jahres.
Eine bessere Werbung für die Digitalorgel kann man sich kaum vorstellen...

In diesem Zusammenhang kann ich mir die abschließende Anmerkung nicht verkneifen, die insgesamt recht dürftige Resonanz
an Mitforianern bei den Besuchern dieser exzellenten Konzertreihe als recht betrüblich festzustellen.
Und damit meine ich NICHT jene Mitmenschen, die eine halbe Weltreise auf sich nehmen müssen, um nach Kelkheim
zu kommen, obwohl sogar schon eine Mitforianerin aus Wien da war...
Aber es gibt in unserem Kreis doch genügend (nicht nur Digital-)Orgelfreunde, für die der Weg nach Kelkheim-Münster in durchaus angemessener Zeit zu schaffen wäre, auch wenn die Konzerte an den Mittwochabenden stattfinden, was den hervorragenden Besucherzahlen an sich keinen Abbruch tut.

"Digitalorgel - Hurra!" schön und gut!
Aber in Kelkheim-Münster geschieht wirklich etwas, was der Digitalorgel zu immer mehr Akzeptanz und zu weiterem Durchbruch verhilft.

Viele Grüße
Bernhard

Wie schön, dass es mal wieder ein gelungener Abend war. Dankeschön für die Zusammenfassung -- man bedauert, nicht dabei gewesen zu sein!

Zitat von Canticus im Beitrag #46

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...In diesem Zusammenhang kann ich mir die abschließende Anmerkung nicht verkneifen, die insgesamt recht dürftige Resonanz an Mitforianern bei den Besuchern dieser exzellenten Konzertreihe als recht betrüblich festzustellen...

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Lieber Bernhard, danke für Deinen ausführlichen Bericht. Besser hätte man es nicht ausdrücken können. Ich denke auch das wir in Zukunft von den beiden noch hören werden. Was Ioan Salaru mit seinen 11 Jahren an Virtuosität und Sicherheit da gezaubert hat ist schon bemerkenswert. Auch Jan Liebermann ist eigentlich schon ein "fertiger" Organist der mit entsprechenden Studien bei den ganz Großen sicherlich ein prominentes Amt erhalten wird.
Ich freue mich schon auf die kommenden Konzerte, denn da sind echt prominente Namen dabei. Großes Kompliment an Stephan der das alles neben seinem Beruf perfekt organisiert und ich kann allen Forianern einen Besuch dieser Konzerte nur wärmstens empfehlen.
LG
Frank

Ich schätze das leidenschaftliche Engagement, die Freundlichkeit und die ansteckende Freude von Stephan @Frankfudde_Bub AUßERORDENTLICH! (Insbesondere auch für Nachwuchskünstler)

(Bin auch kein Sakralorgelhasser und hätte gerne einen Expander mit Physis+.
Befürworte auch aktiv die Installation von Digitalorgeln in Kirchen, wo dies durch nicht mehr wirtschaftlich tragbare Wartung oder Renovierung einer alten Pfeifenorgel geboten erscheint.
Nicht selten schätze und liebe ich die erweiterten Möglichkeiten von digitalen Instrumenten und nutze sie selbst intensiv - auch in Kirchen.)

Doch mir fehlt - um ein Konzert zu besuchen - klanglich SEHR viel.
Man kann es nüchtern wissenschaftlich ausdrücken oder "esoterisch": Mir fehlt der "Geist einer Pfeifenorgel" fast gänzlich.


(Mein Ansatz ist, zunächst in der Abstrahlung, durch mögliche Kombination von Klangerzeugungen, aber vor allem auch mittelfristig dringend notwendige Forschung - auch durch detailliierte Kritik - anzustoßen und anzumahnen, um das Erlebnis zu steigern.)

Zitat von Regal acht im Beitrag #47

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Wie schön, dass es mal wieder ein gelungener Abend war. Dankeschön für die Zusammenfassung -- man bedauert, nicht dabei gewesen zu sein!

Zitat von Canticus im Beitrag #46

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...In diesem Zusammenhang kann ich mir die abschließende Anmerkung nicht verkneifen, die insgesamt recht dürftige Resonanz an Mitforianern bei den Besuchern dieser exzellenten Konzertreihe als recht betrüblich festzustellen...

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Ich habe gerade mal kalkuliert, dass ich schon am frühen Nachmittag aus dem Büro müsste, um abends pünktlich da zu sein, und vor Mitternacht nicht wieder daheim wäre. Wenn am Donnerstag dann vormittags schon Arbeit ist, ist das echt ein bisschen knapp. Vielleicht geht das anderen Leuten mit Büro-Job (oder eher: Mo-bis-Fr-Job) auch so.
Wenn ich in der Zeit gerade Urlaub habe, komme ich gerne mal für so ein Konzert vorbei.

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Lieber Canticus,
sei herzlich bedankt für Deinen ausführlichen Bericht über das Kelkheimer Konzert. Evtl. gibt es ja eine Möglichkeit via Aufnahme doch noch mal akustisch daran teilzunehmen.
Etwas grundsätzliches zu Deinen Anmerkungen (z.B.: Konzertveranstaltungen, Künstler, die mit der DO keine Berührungsängste haben - insgesamt zu organisieren).
Für eine derartige Konzertreihe werden benötigt:
- Mindestens einen Begeisterten, der beim Gebäudebesitzer und/zuständigen Gremien einen guten Stand hat und von dort Unterstützung erfährt. (Sehr viel geht hier schon allein durch Neid und Mißgunst kaputt).
- Eine Sicherung der Konzertfinanzierung (z. B. durch einen Mäzen, Unterstützerverein, Gutes Zuschußmanagement (Kommunen, Bund, Land, EU, Kunst- und Kultirstiftungen).
- Clever und intelligent gemachte und gemanagte Werbung (Print, Plakate, social Media, relevante Veranstaltungskalender).
- und dann noch jemanden, der in der Musikszene entsprechend vernetzt ist.

dann, und erst dann besteht die Chance, das so ein Konzertzyklus sich mit zahlendem Publikum über die hohe musikalische Qualität entwickelt und auch die nicht zu unterschätzende Mundpropaganda ihren Beitrag dazu leistet. In der Provinz gibt es ja durchaus ähnliche Bestrebungen wie unser Forianer Principal67, Straehlen, Xanten, Rheinberg .... um nur einige Orte zu nennen ....
Frankfurter Bub wünsche ich, daß alle Faktoren optimal zum Einsatz kommen und er den gaaaanz langen Atem behält ;-). Auf viele Jahre :-).

@canticus
Deine Kritik über die geringe forianische Konzertteilnahmefrequenz, dürfte sicher aus einem Überschwang an Begeisterung aus der Sicht eines zeitunabhängigen Rentners mit eigenem PKW entstanden sein. Denn mangelndes Interesse mah ich nur ungern vorhalten lassen.
An einem Werktag ist für mich so eine Riesenstrecke (mit Gehhandicap) mit hin- und Rückfahrt kaum stemmbar, wenn der Bürotag am Folgetag um 8:00 wieder startet. Alternativ mit einer Übernachtung und erhöhtem Verpflegungsaufwand ist als Normalverdiener kaum realistisch stemmbar.
Hierfür bitte ich ausdrücklich um Entschuldigung wie sie mir z. B. von Principal67 regelmäßg gewährt wird.

Guten Abend allerseits,
da ich im Beitrag von Bernhard (etwas zu) schmeichelhaft erwähnt wurde, melde ich mich dankend zu Wort, in der Hauptsache um eine Fehlinformation zu korrigieren:

Die 1995 in unserer Orgel in St. Bonifatius, Wiesbaden, eingebauten elektronischen 32' Register, die übrigens auch heute noch ebenso klaglos wie beeindruckend zu Werke gehen, wurden nicht von der Firma Walker hergestellt, sondern von ICMI in Amelia, Ohio. Das Besondere daran waren und sind die kühlschrankgroßen Bassboxen, deren Lautsprecher einen Durchmesser von 35 Zoll haben. Sie erzeugen nach wie vor herrliche Bässe, und sind selbst bei den eingestellten Youtube Videos deutlich grundierend hörbar. ICMI wurde damals geleitet vom Niederländer Dirk Mooibroek, der sich mit der europäischen Wechselspannung auskannte, daher keine Berührungsängste hatte. Leider scheint die Firma nicht mehr selbstständig zu sein.

Eine kleine Information am Rande: In etwa zwei Monaten gehe ich als "Gastkünstler" auf eine vierwöchige Kreuzfahrt mit der "Mein Schiff 3". Sie ist momentan das einzige Kreuzfahrtschiff weltweit, das eine Orgel aufzuweisen hat. Ich hatte die Gelegenheit, bei einer früheren Fahrt das Instrument zu testen und hatte mich daher beworben. Nun werde ich dort im sogenannten Klanghaus Orgelkonzerte sowohl weihnachtlicher Natur als auch zu Neujahr spielen, Orgel-Feuerwerk natürlich, Kinderkonzerte, aber ich werde auch Gottesdienste begleiten, Weihnachtssingen mit den Passagieren machen und vielleicht einen Passagierchor leiten. Also das, was man als Kirchenmusiker viele Jahrzehnte lang getan hat, aber in anderer, vor allem wärmerer (Kanaren und Kapverden), abwechslungsreicher Umgebung. Freue mich sehr auf diese neue Rentnerbeschäftigung. :-)

Herzlicher Gruß, Gabriel Dessauer


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Die (vermutlich) alten Reisekataloge unter der nicht verstellbaren Orgelbank sind wohl die nachhaltige Komponente dieser Kreuzfahrt.

Die Sache an sich ist sicherlich eine tolle Erfahrung, diese Gelegenheit bietet sich nur wenigen.

Ein Gastorganist auf einem Kreuzfahrtschiff - das ist ja mal eine ungewöhnliche und überraschende "kuturelle Bereicherung" in der ansonsten eher "mainstreemigen" Kreuzfahrtszene. Wünsche viel Erfolg und Freude bei der Reise!

... und natürlich: herzlich willkommen im Forum...

Ääh, um ehrlich zu sein: Es waren keine Reisekataloge, sondern Bücher aus der bordeigenen Bibliothek, die ich danach aber natürlich wieder zurückgestellt habe. Gotteslöber oder EKG's standen leider nicht, wie sonst meist in Kirchenräumen, als Sitzerhöhung zur Verfügung. ;-). Für die nächste Fahrt hat man mir schon bessere Sitzerhöhungen zugesagt.

Die Sitzerhöhung sieht schon orginell aus. Ein schönes - evtl. zur Bank passendes - Kantholz wäre auf jeden Fall auch keine schlechte Lösung, wenn nicht in eine höhenverstellbare Bank investiert werden soll...

Die lächerlichen 1.300 € sollte eine Kreuzschifffahrtsgesellschaft schon investieren können anstatt mit Kanthölzern rumzumachen ...