Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO

17.10.2014 12:30
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#1 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
An
Anonymous ( gelöscht )

Das Steinbeis Europa Zentrum und das EU-Programm CRAFT arbeiteten zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik Stuttgart,der Uni Edinburgh und Uni Siegen und mehreren dt. Orgelbauern, u.a. Mühleisen, A.Schuke, Klais und 11 weiteren Orgelbau Firmen aus Europa, an einem Windversorgungssystem, welches der Windstössigkeit entgegenwirken soll. Dies soll mechan. oder elektrisch erfolgen, um somit eine störungsfreie Windversorgung zu erreichen. Diesen Schwankungen des Winddrucks beim Spiel der Orgel soll mit den 3 neuen Systemen künftig entgegengewirkt werden. Über mech., elektr. Auslassventile an Balg oder Windanlage soll der Betriebsdruck der Orgel möglichst konstant gehalten und Druckschwingungen gedämpft werden. Dafuer:
Über diesen wichtigen Orgelbaufortschritt wäre der alte Bach mit seiner zu Recht oft geäusserten Kritik an der Windstössigkeit seiner Orgeln ("schwache, wankende Lunge" sicher sehr glücklich gewesen. [smile]

Damit wird ein grosser Traum der Orgelbauer war,meinte Mühleisen. Dafuer:


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17.10.2014 12:43
avatar  Tabernakelwanze ( gelöscht )
#2 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
Ta
Tabernakelwanze ( gelöscht )

Eine interessante Sache! Gern wüsste man, wie dort "Windstößigkeit" (die wohl keiner wirklich will) definiert wird, z. B. im Vergleich zu "atmendem Wind", der teilweise explizit gewünscht ist. Bezieht sich das Projekt nur auf den Bau neuer Orgeln, oder will man auch älteren (nicht historischen!) Instrumenten die Lungen stärken?


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17.10.2014 13:08
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#3 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
An
Anonymous ( gelöscht )

Es geht vor allem zielorientiert darum, die Schwankungen der Lautstärke bei voll griffigem Spiel in den tiefen Lagen, besonders das Absacken des Volumens zu beseitigen, nicht zu vermindern. Ebenso die Lautstärkeschwankungen auf Grund von Druckschwankungen bei z.B. gehaltenen Manualakkorden bei Pedalspiel.
Der atmende Wind wurde dabei nicht berücksichtigt. Zumindest nicht von an diesem Projekt teilnehmenden OB Firmen.
Das mag daran liegen,dass dieses Thema auch unter OB uneinheitlich als Unfug oder als sinnvoll betrachtet wird und sehr kontrovers auch im Orgelbau diskutiert wird,also nicht nur bei Gegnern des lebendigen Windes, wie Heinz Wunderlich, Dupre, Messiaen etc..
Schuke will z.B. nur minimalst "atmenden Wind" und ist einer der wenigen Befürworter.
Insbesondere die vor allem restaurierenden OB Firmen gestehen dem atmenden Wind seine Funktion zu.
Das System ist nachrüstbar für ältere Modelle.


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18.10.2014 00:58
avatar  Machthorn ( gelöscht )
#4 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
Ma
Machthorn ( gelöscht )

Ich finde das Thema schwierig. Bei den genannten Details befürchte ich einen sehr statischen Klang, insbesondere bei der Nachrüstung alter ORgeln.

Zitat
Gern wüsste man, wie dort "Windstößigkeit" (die wohl keiner wirklich will) definiert wird, z. B. im Vergleich zu "atmendem Wind", der teilweise explizit gewünscht ist.



Das ist der eigentliche Knackpunkt. Und die entsprechende Definition muss wohl je nach Epoche, Region und ggf. Vorbild noch unterschieden werden. Was nicht geht sind wohl Orgeln, deren Windversorgung unter Last kollabiert und zu Detonation führt. Aber eine gewisse Lebendigkeit im Wind finde ich eigentlich selbst bei Orgeln jüngeren Datums ganz hübsch.

Zitat
Über diesen wichtigen Orgelbaufortschritt wäre der alte Bach mit seiner zu Recht oft geäusserten Kritik an der Windstössigkeit seiner Orgeln ("schwache, wankende Lunge" sicher sehr glücklich gewesen. [smile]



Hmm, hier stelle ich mir die Frage, wie windstößig waren die Orgeln wirklich und wie statisch hätte der Klang nach Bachs Vorliebe werden dürfen? Zu unterstellen, Bach hätte einen noch statischeren Wind als mit den großen Parallelbalganlagen symphonischer Orgeln ohnehin schon möglich ist, befürwortet, halte ich für mutig. Denn dieses System würde kaum entwickelt werden, wenn es nicht eine noch weitergehende Stabilisierung des Windes ermöglichen sollte.


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18.10.2014 13:11
#5 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
Ni

Hallo zusammen,

diese Sache finde ich als Ingenieur natürlich grundsätzlich interessant.

Ich könnte mir vorstellen, dass es mit aktueller Regelungstechnik vor allem auch möglich sein könnte, eine gewünschte "Windstößigkeit" oder besser gesagt eine wie auch immer definierte Windversorgung, ggf. einfacher und kostengünstiger zu realisieren als mit den rein mechanischen Lösungen des bisherigen Orgelbaus.

Eigentlich sollte man mit einer solchen Regelung auch den historischen Zustand simulieren können, wenn man denn möchte. Wenn der gewünschte Winddruck erzeugt wird, ist mir eigentlich egal, ob das ein Balgtreter, ein Motor bzw. die Regelung eine Mechanik oder ein anderes System realisiert.

Viele Grüße

Michael


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20.10.2014 09:38
avatar  Anonymous ( gelöscht )
#6 RE: Beseitigung-Dämpfung der Windstössigkeit bei PO
An
Anonymous ( gelöscht )

Nun denke ich, die Debatte des sogen. " gewünschten atmenden Windes" findet man so ja erst seit ca. 60 Jahren in dieser Form. Jedenfalls hat kein Orgelkomponist des Barock oder der Romantik oder der Spätromantik.
Die Forderungen Bachs, Buxtehudes, Bruhns betreffs Orgelbau sind durch deren Briefe oder Eingaben an die Kirchenbehörden überliefert.
Ebenso Widor, Dupre, Straube etc.... Von atmendem Wind o.ä. ist dort nirgends die Rede. Es geht wenn, dann immer um die zu verbessernde Windversorgung, Beseitigung kurzer Octave, Spielerleichterung etc.. an die Adresse der Orgelbauer, mehr Wünsche waren nicht aufgeführt, und hat es somit in Richtung "lebendiger Wind " von genannten Komponisten auch nicht gegeben. Noch dazu wo gerade Bach und Buxtehude ganz ins Detail gehend ihre Umbauwünsche ihrer Dienstinstrumente schilderten.
Buxtehude wollte immer die Beseitigung der nach seinen Ausführung "störenden, unzureichenden Claves im Bass am Bilde des fürtrefflichen Werkes zu Lübeck (Beseitigung der kurzen Octave) abzuändern". Selbst Hans Henny Jahnn, der grosse Orgelreformer trat um 1920 wohl teils für niedrigeren Winddruck an den Orgeln des Barock ein, von atmendem Wind ist auch in seine Schriften wie denen von Emile Rupp oder Schweitzer nichts zu finden.
Aber dies alles muss ja rein gar nichts für unsere Zeit bedeuten. Und somit ist es ja möglich mit dem neuen System der Windversorgung sich am eigenen Dienstinstrument seine Qualität des Winddrucks zu erstellen.

Ergänzend sei bemerkt, dass der Tremulant (aufs ganze Werk oder für alle Werke mit teils unterschiedl. Wirkung) die Funktion hatte, eine Lebendigkeit in den Orgelklang zu bringen, denn er wurde ja wie mittlerweile bekannt ist, sowohl solistisch als auch im Pleno (!) benutzt. (Beckmann, Mattheson , Fuhrmann, etc...)


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